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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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bist du dran“, sagte er freundlich, während er dem anderen die Faust ins Gesicht rammte. „Das ist meine Frau, die dein Kumpel da jagt.“
    Der Riese wischte sich Blut aus dem Gesicht. „Von dir bleibt nur ein Fettfleck übrig.“
    „Ach ja?“
    Er hatte keine Zeit herumzutrödeln. Er konnte nur beten, dass M.J.s lange Beine und sein Nacken durchhielten, senkte den Kopf und schoss nach vorn wie ein irre gewordener Bulle. Die Wucht des Angriffs ließ den Großen nach hinten wanken, sein Kopf knallte gegen die Stahltür. Blutüberströmt, zerschlagen und erschöpft riss Jack sein Knie nach oben und hörte befriedigt ein lautes Aufkeuchen. Er blinzelte Schweiß und Regentropfen aus den Augen, zerrte den Arm des Mannes nach hinten und schloss die zweite Handschelle.
    „Ich komme gleich zurück“, versprach er, dann jagte er auf der Suche nach M.J. davon.

12. KAPITEL
    F alls irgendetwas schiefging, hatte Jack gesagt, sollte sie zum Einkaufszentrum laufen und in der Menschenmenge untertauchen. Oder Zeter und Mordio schreien.
    Genau dorthin rannte sie jetzt auch, vor allem aber, um den zweiten Schläger abzulenken.
    Doch während sie auf die Läden mit den knalligen Sonderangebotsschildern zueilte, sah sie Pärchen, Familien und Kinder und musste daran denken, wie der Mann in seine Manteltasche gegriffen hatte. Was würde geschehen, wenn er inmitten dieser Menschenmenge auf sie schoss?
    Also schlug sie einen Haken, wechselte die Richtung und rannte auf das andere Ende des Parkplatzes zu. Dabei warf sie einen kurzen Blick über die Schulter. Er war zwar immer noch hinter ihr, aber inzwischen in einigem Abstand. Vermutlich schwitzte er in seinem Anzug und hatte mit den Ledersohlen auf dem nassen Asphalt kaum Halt. Wie lange würde es wohl dauern, bis er aufgab und seinem Kumpel zu Hilfe eilte?
    Und damit Jack gefährlich wurde?
    Sie verlangsamte das Tempo und ließ ihn etwas näher kommen, um seinen Ehrgeiz wieder anzustacheln. Natürlich befürchtete sie, dass er einfach seine Waffe ziehen und ihr eine Kugel ins Bein jagen würde. Oder in den Rücken. Hastig rannte sie zwischen eine Reihe parkender Autos.
    Sie hörte ihren Atem pfeifen, kein Wunder, immerhin war sie in vollem Tempo in der Hitze eines Sommergewitters gerannt. Sie duckte sich hinter einen Van, wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte nachzudenken.
    Würde es ihr gelingen, zurückzurennen und Jack zu helfen? Hatte der Gorilla ihn bereits vermöbelt und war jetzt im Begriff, seinem Freund zu Hilfe zu eilen? Wie lange würde es wohl dauern, bis eine Familie mit vollgepackten Einkaufstüten auf den Parkplatz kommen und in die Schusslinie geraten würde?
    Geduckt schlich sie um den Wagen herum. Sie musste erst einmal verschnaufen, überlegen und vor allem herausfinden, was sich hinter dem Salvini-Gebäude abspielte.
    Noch einmal wagte sie einen Blick über die Schulter. Er war näher, als sie gedacht hatte, genauer gesagt, nur vier Autos von ihr entfernt. Sie duckte sich wieder und presste sich mit dem Rücken gegen den Wagen. Wenn sie blieb, wo sie war, würde er dann an ihr vorbeilaufen, oder würde er sie entdecken?
    Lieber auf der Flucht und mit erhobener Faust sterben, dachte sie und sprintete los. Ein zischender Laut auf dem Asphalt ließ ihren Herzschlag stocken. Er schoss auf sie! Und hatte sie nur um ein paar Zentimeter verfehlt. Mit zusammengebissenen Zähnen warf sie sich zu Boden, rutschte unter ein Auto, ignorierte den schmutzig nassen Asphalt, den Geruch nach Benzin und Öl, und glitt mit angehaltenem Atem weiter unter das nächste Auto.
    Jetzt konnte sie ihn schwer atmen hören, sah seine Schuhe. Kleine Füße, dachte sie überflüssigerweise, während sie versuchte, ihn sich vorzustellen. Höchstens ein Meter fünfundsiebzig, vielleicht hundertsechzig Pfund schwer. Mitte dreißig. Schmale Augen und eine ausgeprägte Nase. Drahtig, aber nicht muskulös.
    Zum Henker, dachte sie, ich könnte es mit ihm aufnehmen. Sie rutschte ein paar Zentimeter weiter und machte sich gerade bereit, unter dem Auto hervorzukommen, als plötzlich zu den glänzend polierten Schuhen ein Paar abgetretener Stiefel trat. Jacks Stiefel! Dann hörte sie seine Stimme, hörte, wie er unterdrückte Flüche ausstieß. Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindlig, dann aber vor Entsetzen, als sie wieder das Geräusch der schallgedämpften Pistolenschüsse hörte. Sie robbte in dem Moment heraus, als der Mann in Deckung ging und Jack seine Verfolgung
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