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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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nicht hinbekomme, sind wir ganz schnell aufgeflogen.“ Trotzdem holte er sein Werkzeug aus dem Wagen und begann mit der Arbeit.
    „Halt mir den Rücken frei, bitte.“
    Aufmerksam spähte M.J. zu dem gegenüberliegenden Einkaufszentrum, auf dessen riesigem Parkplatz Feiertagskunden wie Ameisen hin und her wuselten und viel zu beschäftigt waren, um auf einen Mann zu achten, der sich über das Schloss einer Stahltür hermachte.
    Der Donner kam immer näher, lang ersehnter Regen strömte aus den Wolken. Aber sie hatte nichts dagegen, nass zu werden, außerdem würde ein Gewitter ihnen noch mehr Deckung geben.
    „Das war’s“, sagte er. „Wenn ich die Tür geöffnet habe, bleiben uns vermutlich neunzig Sekunden, bevor der Alarm losgeht. Falls ich die Anlage nicht ausschalten kann, müssen wir verschwinden, und zwar schnell.“
    „Aber …“
    „Keine Diskussion, M.J. Falls Bailey wirklich dort drinnen ist, wird die Polizei in wenigen Minuten hier sein und sie finden. Und wir verschwinden. Einverstanden?“
    Hatte sie denn eine Wahl? „Einverstanden.“
    „Schön.“ Er wischte sich ein nasses Haar aus dem Auge. „Du bleibst, wo du bist. Wenn ich sage: Lauf, rennst du zum Auto.“ Ihr Schweigen wertete er als Zustimmung und trat ein. Die Alarmanlage sprang ihm sofort ins Auge. „Interessant“, murmelte er und bedeutete M.J., ebenfalls hereinzukommen. „Sie ist ausgeschaltet.“
    „Das verstehe ich nicht. Sonst ist sie immer eingeschaltet.“
    „Ist eben unser Glückstag.“ Er zwinkerte ihr zu, nahm ihre Hand und knipste seine Taschenlampe an. „Wir schauen uns erst einmal oben um.“
    „Hier die Treppe rauf“, erklärte sie. „Baileys Büro ist gleich den Flur entlang.“
    „Nette Bude.“ Während er angestrengt auf Geräusche lauschte, betrachtete er den teuren Teppichboden und die geschmackvollen Farben. Doch außer dem Trommeln des Regens war nichts zu hören. Jack streckte den Arm aus, um M.J. daran zu hindern, das Büro zu betreten, und leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
    Ruhig, ordentlich, elegant und leer. Neben ihm atmete M.J. erleichtert auf.
    „Keine Anzeichen eines Kampfs“, bemerkte er. „Jetzt schauen wir uns die anderen Büros und das Erdgeschoss an. Und dann machen wir mit dem ursprünglichen Plan weiter.“
    Er lief den Gang hinunter, blieb aber mit einem Mal wie angewurzelt stehen. „Geh zurück in ihr Büro und warte auf mich.“
    „Warum? Was ist los?“ Dann fiel auch ihr der süßliche Geruch auf, der in der Luft lag, und sie wusste sofort, worum es sich handelte. „Bailey! Oh, mein Gott!“
    Jack presste sie gegen die Wand und hielt sie so lange fest, bis sie aufhörte, sich zu wehren. „Du tust, was ich dir sage“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Du bleibst hier.“
    Sie kniff die Augen zusammen und gestand sich ein, dass sie nicht die Kraft hatte, Bailey so zu sehen. Also nickte sie. Daraufhin ließ er sie los, ging ein paar Schritte weiter den Gang hinunter und drückte vorsichtig die Tür auf.
    Es war schlimmer als alles, was er je zuvor gesehen hatte, und der Tod sah nie besonders hübsch aus. Doch das hier, dachte Jack, während er das Licht der Taschenlampe über die verstümmelte Leiche wandern ließ, kann nur in geistiger Umnachtung geschehen sein.
    Schnell kehrte er zurück zu M.J. Sie lehnte wachsweiß an der Wand. „Es ist nicht Bailey“, sagte er schnell. „Sondern ein Mann.“
    „Nicht Bailey?“
    „Nein.“ Er legte eine Hand an ihre eiskalte Wange. „Ich werde mir jetzt die anderen Räume ansehen. Und ich möchte nicht, dass du da reingehst, M.J.“
    „Sieht es so schlimm aus wie bei Ralph?“
    „Nein“, entgegnete er tonlos. „Viel, viel schlimmer. Bleib hier.“
    Jack ging durch alle Räume, sah in die Ecken und Schränke, vorsichtig darauf bedacht, nichts zu berühren und keine Spuren zu verwischen. Danach führte er M.J. wortlos nach unten, wo er seine schnelle Durchsuchung fortsetzte.
    „Irgendjemand ist hier gewesen“, murmelte er, während er in eine winzige Nische unter der Treppe leuchtete. „Hier ist Staub aufgewirbelt worden.“ Nachdenklich strich er sich übers Kinn. „Ich würde sagen, wenn jemand klug ist und ein Versteck braucht, wäre das hier eine gute Wahl.“
    Ihre Kleider klebten nass an M.J.s Körper, aber das war nicht der Grund, warum sie so heftig zitterte. „Bailey ist klug.“
    Er nickte. „Vergiss das nicht. Und jetzt lass uns das tun, weshalb wir gekommen sind.“
    „Okay.“ Sie warf einen
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