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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Autoren: Robert Ludlum
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geriet. »Es gibt keine verdammten Formalitäten außerhalb der diplomatischen Mission. Gehen Sie dorthin, und bringen Sie Ihre Klagen vor! Wahrscheinlich müssen Sie Schlange stehen.« Hawkins lachte glucksend und trank einen Schluck Whiskey.
    »Sie haben sich dafür entschieden, außerhalb der Mission zu residieren«, fuhr der Chinese namens Lin Shoo fort, während seine Augen unruhig zwischen der Zigarre und dem Paravent hin und her wanderten. »Deshalb befinden Sie sich formell nicht auf dem Territorium der Vereinigten Staaten. Sie unterstehen also den Disziplinarmaßnahmen der Volkspolizei. Aber wir wissen, daß Sie nirgendwohin gehen werden, General. Deshalb habe ich gesagt, daß es sich um eine Formalität handelt.«
    »Was haben Sie dort draußen?« Hawkins deutete mit seiner Zigarre auf die dünnen, rechteckigen Fenster.
    »Auf jeder Seite Ihrer Residenz stehen zwei Streifenwagen. Insgesamt acht.«
    »Das ist aber eine beschissen große Wachabteilung für jemanden, der nirgendwohin geht.«
    »Kleine Freiheiten. Fotografisch sind zwei wünschenswerter als einer, und drei wirken drohend.«
    »Sie nehmen sich Freiheiten heraus?« Hawkins zog an seiner Zigarre und ließ dann die Hand wieder über die Sessellehne hängen. Die Glut der Zigarre war nicht einmal einen Zoll von dem Seidengewebe entfernt.
    »Ja, das hat das Erziehungsministerium getan. Sie werden zugeben, General, daß Ihr Isolationsort höchst angenehm ist, nicht wahr? Dies ist ein liebliches Haus auf einem lieblichen Hügel. So friedlich und mit einer schönen Aussicht! « Lin Shoo ging um den Sessel herum und schob den Paravent unauffällig von Hawkins Zigarre weg. Es war zu spät — die Glut hatte bereits einen kreisförmigen Brandfleck in dem Gewebe erzeugt.
    »Ein teures Viertel«, erwiderte Hawkins. »Irgend jemand in diesem Volksparadies, wo niemand etwas besitzt und
jeder alles besitzt, verdient sich hier ein paar schnelle Kröten. Vierhundert jeden Monat!«
    »Sie können von Glück reden, daß Sie hier wohnen. Eigentum kann von Kollektiven gekauft werden. Ein Kollektiv ist keine private Eigentümerschaft.« Der Polizeibeamte ging zu der schmalen Öffnung, die zu dem einzigen Schlafzimmer des Hauses führte. Es war dunkel. Wo eigentlich Sonnenlicht durch das breite Fenster hätte strömen sollen, befand sich eine Decke, die über den Fensterrahmen an die dünne Wand genagelt war. Auf dem Boden lagen übereinandergehäufte Matten. Überall war Einwickelpapier von amerikanischen Schokoladestangen verstreut, und der Geruch von Whiskey hing deutlich in der Luft.
    »Weshalb die Fotografien?«
    Der Chinese wandte sich von dem unangenehmen Anblick ab. »Um der Welt zu zeigen, daß wir Sie besser behandeln, als Sie uns behandelt haben. Dieses Haus ist kein Tigerkäfig in Saigon und auch kein Verlies in den von Haien wimmelnden Gewässern von Holcotaz.«
    »Alcatraz. Das gehört jetzt den Indianern.«
    »Wie, bitte?«
    »Ach, nichts ... Sie machen mit diesem Ding tolle Schlagzeilen, wie?«
    Lin Shoo schwieg einen Augenblick lang. Es war eine Pause, wie sie tiefschürfenden Äußerungen voranzugehen pflegt. »Wenn jemand, der jahrelang die tiefempfundenen Ziele Ihres geliebten Mutterlandes öffentlich in den Schmutz gezogen hat, Ihr Lin-Kolon-Denkmal auf Ihrem Washington Platz in Ihrem Staat Columbia mit Dynamit in die Luft sprengen würde — dann würden die in Roben gekleideten Barbaren Ihres Obersten Gerichtshofs ihn ohne Zweifel inzwischen bereits exekutiert haben.« Der Chinese lächelte und glättete das Jackett seiner Mao-Uniform. »Wir verhalten uns nicht so primitiv. Jegliches Leben ist wertvoll. Selbst das einen kranken Hundes — wie das Ihre.«
    »Und Ihr Knilche habt nie jemanden in den Dreck gezogen, was?«

    »Unsere Anführer verkünden nur die Wahrheit. Das ist in der ganzen Welt allgemein bekannt — die Lektionen des unfehlbaren Vorsitzenden. Wahrheit bedeutet nicht, daß irgend etwas in den Dreck gezogen wird, General. Sie ist nichts weiter als Wahrheit — allwissende Wahrheit.«
    »Wie mein Staat Columbia«, murmelte Hawkins und nahm den Fuß von dem Lacktisch. »Warum, zum Teufel, haben Sie gerade mich herausgepickt? Eine Menge Leute haben Unfreundlichkeiten über Sie gesagt. Warum bin ich so besonders?«
    »Weil diese Leute nicht so berühmt sind. Oder berüchtigt, wenn Sie wollen — obwohl mir der Film Ihres Lebens gefallen hat. Sehr künstlerisch, ein Gedicht der Gewalt.«
    »Den haben Sie gesehen, hm?«
    »Für mich
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