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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Autoren: Robert Ludlum
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Leavenworth zu verbringen.
    Glücklicherweise kam ihm ein höherer Offizier im Stab des Generalinspekteurs zu Hilfe, der zwar nicht ganz den Gerechtigkeitssinn begriff, der Sam dazu veranlaßt hatte, so viele Verbrechen zu begehen, aber der immerhin Sams juristische und ermittlerische Beiträge im Dienste des Generalinspekteurs anerkannte. Devereaux hatte tatsächlich mehr Beweismaterial als jeder andere Justizoffizier in Südostasien beigebracht. Seine Arbeit im Außendienst glich die Inaktivität in Washington aus.
    So ließ dieser höhere Offizier zu, daß im Falle Sams ein kleiner inoffizieller Handel getrieben wurde. Wenn Sam eine vom wütenden Generalmajor Heseltine Brokemichael in Bangkok verhängte Disziplinarstrafe auf sich nahm, die in sechs Monaten Gehaltsabzug bestand, würde auf eine offizielle Anklage verzichtet werden. Und da war noch eine weitere Bedingung. Er mußte seine Arbeit für das Büro des Generalinspekteurs weitere zwei Jahre über seine eigentliche Dienstzeit hinaus fortsetzen. Bis dahin, so nahm der höhere Offizier an, würde das Chaos in Indochina denjenigen übergeben werden, die für eben dieses Chaos verantwortlich waren. Und damit würde die Belastung des Generalinspektorats wieder reduziert werden oder sogar ganz aufhören.

    Es gab also zwei Möglichkeiten — Dienstzeitverlängerung oder Leavenworth.
    Und so beschloß Major Sam Devereaux, patriotischer Bürgersoldat, seine Dienstzeit zu verlängern. Und das Chaos in Indochina reduzierte sich keineswegs, wurde jedoch den Verantwortlichen übertragen, und Devereaux wurde nach Washington D. C. zurückversetzt.
    Noch ein Monat und drei Tage, sinnierte er, während er aus seinem Bürofenster blickte und die Militärpolizisten am Eingang beobachtete, die alle hinausfahrenden Fahrzeuge überprüften. Es war nach fünf. In zwei Stunden mußte er auf dem Dulles-Flughafen eine Maschine erreichen. Er hatte schon am Morgen seine Sachen gepackt und den Koffer mit ins Büro gebracht. Die vier Jahre näherten sich ihrem Ende. Zwei plus zwei. Vielleicht, überlegte er, würde er einmal diese Zeit bedauern, aber vergeudet war sie nicht gewesen. Der Abgrund der Korruption in Südostasien reichte auch in die hierarchischen Korridore Washingtons hinein. Die Bewohner dieser Korridore wußten, wer er war. Er hatte mehr Angebote von renommierten Anwaltsfirmen bekommen, als er beantworten, geschweige denn in Betracht ziehen konnte. Und er wollte sie nicht in Betracht ziehen — er mißbilligte sie. Ebenso, wie er den Vorgang mißbilligte, der augenblicklich auf seinem Schreibtisch lag.
    Die Manipulatoren waren wieder am Werk. Diesmal sollte ein Laufbahnoffizier namens Hawkins gründlich diskreditiert werden. Generalleutnant MacKenzie Hawkins.
    Im ersten Augenblick war Sam erschrocken. MacKenzie Hawkins war ein Original, eine Legende. Der Stoff, aus dem man einen Heldenkult machte — einen Heldenkult, der politisch rechts von Attila, dem Hunnenkönig, angesiedelt war.
    Hawkins’ Platz am militärischen Firmament war gesichert. Die Bantam Books hatten seine Biographie veröffentlicht — und noch ehe ein Wort auf dem Papier stand, waren auch die Rechte für den Vorabdruck und den Abdruck in Reader’s Digest verkauft worden. Hollywood zahlte geradezu
obszöne Beträge dafür, seine Lebensgeschichte zu verfilmen. Und die Antimilitaristen machten aus ihm einen Gegenstand des Faschistenhasses.
    Seine Biographie wurde nicht gerade zum Bestseller, weil ihr Held nicht übermäßig kooperativ war. Offenbar gab es da gewisse persönliche Eigenheiten, die sein Bild in der Öffentlichkeit nicht gerade förderten, darunter auch vier Ehefrauen. Der Film erzielte keinen triumphalen Erfolg, da er endlose Schlachtszenen enthielt, wo der Mann höchstens andeutungsweise erschien, sah man von einem Schauspieler ab, der durch den Schlachtenstaub spähte und mit leicht lispelnder Stimme seinen Männern zubrüllte, sie sollten )diese Gottlosen (Kanonendonner) fertigmachen, die es wagten, die ruhmreiche Flagge herunterzureißen! Packt sie, Jungs!<
    Hollywood hatte auch die vier Ehefrauen und gewisse andere Eigenheiten des >technischen Beraters im Studio< entdeckt. MacKenzie Hawkins verbrauchte Starlets in rauhen Mengen und trieb es mit der Frau des Produzenten im Swimming-pool, während der Produzent wütend vom Wohnzimmerfenster aus zusah.
    Aber den Film startete er dennoch. Herrgott, schließlich hatte er fast sechs Millionen gekostet!
    Jene fehlgeleiteten Bemühungen
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