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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Autoren: Robert Ludlum
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hätten vielleicht einen anderen Mann dazu gebracht, in der Versenkung zu verschwinden, und wäre es nur aus Verlegenheit. Nicht aber Mac Hawkins. Im Kreis seiner Freunde machte er sich über die Verantwortlichen lustig und erheiterte seine Gäste mit Anekdoten über Manhattan und Hollywood.
    Man schickte ihn mit einer neuen Spezialaufgabe auf die Kriegsakademie — Abwehr, Geheimdienstaktivitäten. Seine Vorgesetzten fühlten sich ein wenig sicherer, wenn der charismatische Hawkins im Geheimdienst eingesetzt wurde. Und aus dem Oberst wurde ein Brigadegeneral, und er eignete sich alles an, was es über seine neue Spezialität zu lernen gab. Er verbrachte zwei Jahre mit harter Arbeit und studierte jede Phase der Abwehrtätigkeit, bis seine Instruktoren
nicht mehr wußten, worin sie ihn noch instruieren konnten.
    So sandte man ihn nach Saigon, wo die eskalierenden Feindseligkeiten inzwischen zu einem ausgewachsenen Krieg aufgeblüht waren. Und in Vietnam, in den beiden Vietnam, in Laos und Kambodscha und Thailand und Burma korrumpierte Hawkins jene Leute, die andere korrumpierten, und die Ideologen auch. Berichte seiner Aktivitäten hinter den Linien und jenseits der neutralen Grenzen ließen >Schutzreaktionen< als einzig logische Strategie erscheinen. So unorthodox, so offenkundig kriminell, waren seine Methoden, daß G-2 Saigon sich plötzlich dabei ertappte, wie es seine schiere Existenz ableugnete. Es gab immerhin Grenzen. Selbst für Geheimdienstaktivitäten.
    Wenn Amerika über alles eine Maxime war, und das war es, dann sah Hawkins keinen Grund, warum diese Maxime nicht auch für die schmutzige Welt der Untergrundtätigkeit gelten sollte.
    Und für Hawkins stand Amerika an erster Stelle — komme, was da wolle!
    So fand Sam Devereaux es ein wenig traurig, daß ein solcher Mann von den Manipulatoren fertiggemacht werden sollte, von jenen Manipulatoren, die ihre Positionen nur deshalb bekleideten, weil sie sich selbst so ruhmreich in die Fahne gehüllt hatten. Hawkins war jetzt ein lästiger Löwe in der diplomatischen Arena, und man mußte ihn um des zweideutigen Denkens willen eliminieren. Die Männer, die seine Ehre hätten schützen müssen, taten jetzt ihr Bestes, um ihn möglichst schnell auszuschalten — in zehn Tagen, um genau zu sein.
    Normalerweise hätte es Sam Vergnügen bereitet, einen Fall gegen einen messianischen Esel wie Hawkins aufzubauen. Und das würde er auch trotz seiner gegenteiligen Gefühle tun. Das war der letzte Vorgang, den er für das Büro des Generalinspekteurs erledigen würde, und er würde es nicht riskieren, daß man ihn noch einmal für zwei Jahre festhielt. Trotzdem war er traurig. Der Hawk, wie man ihn
nannte — mochte er auch tausendmal ein fehlgeleiteter Fanatiker sein — verdiente etwas Besseres als das, was ihm bevorstand.
    Vielleicht, dachte Sam, beruhten seine Depressionen auf den letzten >Operativ<-Instruktionen vom Weißen Haus: >Finden Sie etwas im moralischen Bereich, was Hawkins nicht ableugnen kann. Überprüfen Sie, ob er sich jemals in die Obhut eines Psychiaters begeben hat.<
    Ein Psychiater! Jesus! Die lernten es nie.
    Unterdessen hatte Sam ein Team von Ermittlungsbeamten nach Saigon geschickt, die versuchen sollten, ein paar negative Einzelheiten auszugraben. Und er mußte zum Dulles-Flughafen fahren, um dort eine Maschine nach Los Angeles zu nehmen.
    Sämtliche Exfrauen von Hawkins lebten in einem Radius von dreißig Meilen von Malibu bis Beverly Hills. Die würden mehr bringen als jeder Psychiater. Gott! Ein Psychiater!
    Auf der Pennsylvania Avenue 1600, Washington, D. C., waren die alle oberhalb der Schultern örtlich betäubt.

2.
    »Mein Name ist Lin Shoo«, sagte der uniformierte Kommunist mit weicher Stimme und musterte mit seinen Schlitzaugen den großen, unordentlich wirkenden amerikanischen Soldaten, der in einem Ledersessel saß und in der einen Hand ein Glas Whiskey und in der anderen eine zerkaute Zigarre hielt. »Ich bin Kommandeur der Volkspartei Peking. Und Sie befinden sich in diesem Augenblick unter Hausarrest. Es bringt Ihnen keinen Nutzen, unhöflich zu sein. Dies sind lediglich Formalitäten.«
    »Formalitäten wofür?« schrie MacKenzie Hawkins von seinem Lehnstuhl aus — dem einzigen westlichen Möbelstück in diesem orientalischen Haus. Er stellte seinen schweren Stiefel auf einen schwarzen Lacktisch und ließ die Hand über die lederbezogene Sessellehne hängen, so daß die brennende
Zigarre gefährlich nahe an einen Seidenparavent
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