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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Autoren: Robert Ludlum
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plötzlich von irgendwo aus der Höhe ein Adler herunterstieß, auf der Suche nach einer Beute, die ihm Nahrung liefern würde.
    Ein Adler. Ein einsamer Adler, der in Glanz und Freiheit am Himmel schwebte, Herr des Himmels und der Erde, mit unglaublicher Flügelspannweite. Der herrliche Vogel kreiste im Wind, sank immer tiefer herab und stürzte sich plötzlich mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ein Feld weit in der Tiefe ... Irgend etwas passierte: Die mächtigen Schwingen des Adlers flatterten wütend — er war gefangen. Irgend etwas hatte ihn erfaßt, hielt ihn am Boden fest! Dann, quälende Augenblicke später, riß der Vogel sich los, seine Bewegungen waren hektisch, bis er schließlich wieder den freien Luftraum erreicht hatte und in die Höhe stieg.
    MacKenzie starrte über das Feld, das dem Adler beinahe zum Grab geworden wäre, und fragte sich, was diesen beinahe tragischen Zwischenfall verursacht hatte. Die Antwort stellte sich Sekunden später ein: Zwei Männer rannten aus einem Gebüsch, sichtlich darüber verärgert, daß ihr Vorhaben gescheitert war. Sie hoben das tödliche, mit einer Tierattrappe
bedeckte Instrument auf und warfen es dann angewidert zu Boden.
    Der Vorfall rief in Hawk Erinnerungen wach, Bilder aus einer fernen Vergangenheit, als er noch ein junger Offizier auf einem Ausbildungsstützpunkt irgendwo in den Bergen von Nebraska oder lowa gewesen war. Der Adler selbst war nicht das einzige, was diese Erinnerungen auslöste. Er sah vor sich den Kopfschmuck, der die Häupter einst mächtiger Häuptlinge gekrönt hatte, mit einfachen, doppelten und dreifachen Federn, die die jungen Krieger sich durch Mutproben erworben hatten.
    Die Indianer.
    Etwa zwanzig Meilen von der geheimen Ausbildungsbasis entfernt hatte es eine Indianerreservation gegeben. Nicht daß der Stützpunkt den Indianern verborgen geblieben wäre, die immer wieder zu den kraftstrotzenden, gut ernährten Soldaten gekommen waren, um sich alles mögliche zu erbetteln. Das war so jämmerlich und mitleiderregend, daß eine ganze Anzahl der jungen Rangers, darunter auch der Hawk, einen Ausflug zu der Reservation machte, um das Ganze besser zu begreifen. Es war eine Schande! Diese ursprünglichen Bewohner, die Besitzer des Landes, lebten dort in jämmerlicher Armut, von den weißen Eindringlingen skandalös betrogen! Von diesem Tag an stahlen die Rangers dem Zahlmeister alles, was nicht niet- und nagelfest war, so daß die Indianer bis zu dem Tag, an dem die Soldaten schließlich abzogen, um am D-Day die Klippen der Normandie zu erklettern, besser lebten als je zuvor.
    Die Indianer — von denselben Scheißkerlen um ihr Erbe betrogen, die General MacKenzie Hawkins aus der Army geworfen hatten. Jene edlen Wilden würden seine Sache sein; es würde vielleicht Monate dauern, sogar Jahre, aber verdammt noch mal, das war eine Sache, derer anzunehmen sich lohnte.
    Der Hawk machte kehrt und rannte quer über das Feld, so daß die hohen Grashalme hinter ihm wehten. Er sah
Francesco im Gemüsegarten damit beschäftigt, seine wertvollen Kräuter zu gießen. »Zio, Zio , ich hab’s!«
    »Was hast du denn, mein Sohn — verzeih mir, ich meine Mac?«
    »Ich werde unsere amerikanischen Indianer befreien, ich meine, sie wirklich frei machen!«
    »Sind sie in Ketten?« fragte der verwirrte Francesco und achtete dabei gar nicht darauf, daß er mit seiner Gießkanne seine Lederhose benetzte.
    »Schlimmer noch, sie leiden wirtschaftliche Not, sind versklavt, werden von diesen weißen Scheißkerlen um das betrogen, was ihnen gehört!«
    »Manchmal klingst du recht verwirrend, MacKenzie — «
    » Begreifst du denn nicht, Zio? Das ist mein Gral, meine Suche, meine Sache! Zum Teufel, das kann sehr lange dauern, vielleicht sogar ein paar Jahre. Aber dort sind die Leute, denen man ihr Recht genommen hat, das weiß ich, das spüre ich! «
    »Darf dieser demütige Landpriester im voraus jene segnen, die du aus dieser Sklaverei befreien willst? ... Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, betet zu Eurem Schöpfer, meine Kinder. Der Falke ist an Eurem Horizont.«

Titel der Originalausgabe
    THE ROAD TO GANDOLFO
     
     
     
     
     
    2.Auflage
Taschenbuchausgabe 07/2005
    Copyright © 1975 by Michael Shepherd
Copyright © der deutschen Übersetzung 1983 by
Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Copyright © dieser Ausgabe 2005 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
     
    eISBN
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