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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Autoren: Robert Ludlum
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Staaten vergaß so etwas nicht.
    Während einer jener periodisch auftretenden Getriebeschäden der Militärbürokratie entdeckte das Pentagon, daß ihm zu wenig Anwälte zur Verfügung standen. Die Militärgerichtsbarkeit lag brach. Hunderte von Kriegsgerichtsverfahren auf Stützpunkten in der ganzen Welt konnten aus Mangel an Militärrichtern und Verteidigern nicht abgewickelt werden. Die Militärgefängnisse waren überfüllt. So fing das Pentagon an, die lang vergessenen Akten über Dienstaufschub durchzukämmen. Dutzende junger, alleinstehender, kinderloser Anwälte — verfügbares Fleisch — erhielten unabweisbare Einladungen, in denen die Bedeutung des Wortes >Aufschub< im Gegensatz zu dem Wort >Verzicht< erklärt wurde.
    Das war der Unfall. Devereaux’ Fehler kam viel später hinzu. Siebentausend Meilen entfernt, an den sich berührenden Grenzen von Laos, Burma und Thailand. Im Goldenen Dreieck.
    Devereaux sah — aus Gründen, die nur Gott und die militärische Logistik kannten — niemals ein Kriegsgericht und trat noch weniger in einem solchen auf. Er wurde der juristischen Untersuchungsabteilung des Büros des Generalinspekteurs zugeteilt und nach Saigon geschickt, um dort zu überprüfen, welche Gesetze eigentlich verletzt wurden.
    Es gab so viele, daß man sie nicht zählen konnte. Und da das Thema Drogenmißbrauch den Vorrang vor dem Schwarzen Markt erhielt — es gab einfach in letzterem zu viele Vertreter amerikanischen Unternehmertums — führten ihn seine Dienstpflichten ins Goldene Dreieck, wo im Auftrag mächtiger Männer in Saigon, Washington, Vientiane und Hongkong ein Fünftel des Narkotikaaufkommens der Welt verteilt wurde.
    Sam war gewissenhaft. Er mochte Rauschgifthändler nicht, und er setzte die ganze Kraft seines Amtes gegen sie ein, sorgfältig darauf bedacht, daß seine Berichte nach
Saigon innerhalb der wirren Befehlsketten korrekt übermittelt wurden.
    Keine Unterschriften. Nur Namen und Vergehen. Schließlich könnte ihm seine Tätigkeit eine Kugel oder einen Messerstich in den Rücken eintragen — zumindest aber ein Scherbengericht. Es war eine Lektion in Geheimdienstaktivitäten.
    Seine Trophäen schlossen sieben ARVN-Generäle, einunddreißig Abgeordnete im Kongreß Thieus, zwölf Colonels der US-Army, drei Brigadegeneräle und achtundfünfzig sortierte Majore, Hauptmänner, Leutnants und Oberfeldwebel ein. Hinzu kamen noch fünf Kongreßabgeordnete, vier Senatoren, ein Kabinettsmitglied, elf leitende Angestellte amerikanischer Überseegesellschaften — von denen sechs bereits im Bereich von Wahlspenden genügend Ärger hatten — und ein Baptistenpriester mit kantigem Kinn mit umfangreicher Anhängerschaft.
    Nach bestem Wissen Sams wurden ein Leutnant und zwei Oberfeldwebel unter Anklage gestellt, die übrigen Fälle waren >in Schwebe<.
    So beging Sam Devereaux seinen Fehler. Seine Erkenntnis, daß die Mühlen der südostasiatischen Gerechtigkeit beim ersten Anzeichen äußerer Einflußnahme aus dem Takt zu geraten schienen, machte ihn so wütend, daß er beschloß, einen sehr großen Fisch im Netz der Korruption in die Falle zu locken und an ihm ein Exempel zu statuieren. Er wählte sich dafür einen Generalmajor in Bangkok. Einen Mann namens Heseltine Brokemichael. Generalmajor Heseltine Brokemichael, Examensjahrgang 1943 von West Point.
    Sam besaß Beweise, sogar haufenweise. Durch eine Folge komplizierter Manöver, in denen er selbst als >Kontaktmann< auftrat, als Beteiligter also, der unter Eid das Fehlverhalten des Generalmajors beschwören konnte, baute er seinen Fall gründlich auf. Es konnte unmöglich zwei Generäle Brokemichael geben, und Sam war ein Racheengel von einem Ankläger, der sein Opfer einkreiste.

    Aber es gab zwei Generalmajore namens Brokemichael — einer hieß Heseltine, einer Ethelred. Offensichtlich Vettern. Und der eine in Bangkok — Heseltine — war nicht der in Vientiane — Ethelred. Der Vientiane-Brokemichael war der Missetäter, nicht sein Vetter. Ferner war der Brokemichael in Bangkok in noch größerem Maße ein Racheengel als Sam. Er glaubte, er würde Beweismaterial über einen korrupten Mitarbeiter des Generalinspekteurs sammeln. Und das tat er. Devereaux hatte die meisten internationalen Schmuggelgesetze verletzt und alle, die das Weiße Haus je erlassen hatte.
    Sam wurde von der Militärpolizei verhaftet, in eine Sicherheitszelle gebracht und darüber informiert, daß er damit rechnen könnte, den größten Teil seines Lebens in
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