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Ein Lord entdeckt die Liebe

Ein Lord entdeckt die Liebe

Titel: Ein Lord entdeckt die Liebe
Autoren: Deb Marlowe
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PROLOG
    M iss, er kommt!“
    Obwohl ihr Herz plötzlich viel zu schnell und zu laut klopfte, entging Chloe Hardwick nicht, wie aufgeregt das Dienstmädchen sich anhörte. Sie rutschte etwas näher an den Schreibtisch heran und straffte die Schultern. Dann rückte sie noch rasch die neue Brille zurecht. Eine vollkommen überflüssige Geste …
    „Miss!“
    Wie gelang es dem Mädchen nur, gleichzeitig zu flüstern und zu kreischen?
    „Oh Gott!“, zischte es, „er ist schon fast hier.“
    Angst überfiel Chloe, Panik beinahe. Dies war der Tag der Abrechnung. Sie begann zu zittern. Jetzt würde sich zeigen, wohin ihre Lügen sie gebracht hatten. Gleich würde sie dem Marauding Marquess alles gestehen müssen.
    Der marodierende Marquess, der Plünderer … Gewiss trägt er diesen Beinamen nicht zu Unrecht. Gewiss ist er hart und … Nein, halt!
    So durfte sie nicht denken! Es war nur ein Spitzname! Keiner der Siege, die er auf Europas Schlachtfeldern und in diversen Schlafzimmern errungen hatte, war in Denning Castle von Bedeutung.
    Chloe wiederholte die Worte in Gedanken, während sie der Dienerin einen strengen Blick zuwarf. „Danke, Daisy. Ich brauche dich nicht mehr.“
    Enttäuscht entfernte sich das Mädchen.
    Chloe holte tief Luft und berührte nacheinander jeden ihrer Jackenknöpfe. Die Jacke war ein äußerst unmodisches Kleidungsstück. Doch wie immer vermittelten die bis oben hin geschlossenen Knöpfe ihr ein Gefühl der Sicherheit. Es war, als sei jeder Knopf ein kleiner Soldat, der für sie den Kampf mit der feindlichen Welt aufnahm. Gut! Sie beugte sich vor, griff nach einem beschriebenen Blatt sowie einer Schreibfeder und tat, als höre sie nicht, dass jemand sich mit großen Schritten der Treppe näherte.
    „Hardwick!“, rief eine kräftige Männerstimme. „Hardwick? Ich erwarte eine Kutsche voll mit wichtigen Dingen. Niemand soll die Kisten auspacken, solange ich nicht dabei bin, um alles zu überwachen. Ist das klar?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte er die Treppe hinauf. „Hardwick? Haben Sie mich gehört?“
    Noch ehe Chloe den Mann sah, der ins Zimmer stürmte, spürte sie dessen maskuline Ausstrahlung.
    „Hardwick?“
    Er war da, der Moment, auf den sie sich seit sechzehn Monaten vorbereitet hatte. Der Moment, den sie herbeigesehnt und gefürchtet hatte. Ein Schauer überlief sie. Um ihre Angst besser beherrschen zu können, schloss sie kurz die Augen. Als sie die Lider wieder hob, bemerkte sie, dass die Schreibfeder, die sie in der Hand hielt, bebte. Langsam legte sie sie auf den Tisch und erhob sich.
    „Willkommen, Lord Marland“, sagte sie zu der Feder. „Wir alle freuen uns, dass Sie wieder hier sind.“ Sie zwang sich, den Tisch anzuschauen, dann den Fußboden und das Stück Teppich, das sich in ihrem Blickfeld befand. Schließlich blieb ihr Blick an einem Paar staubiger Kavallerie-Stiefel hängen.
    Stiefel, auch das noch …
    Chloe hatte eine Schwäche für Männer, die Stiefel trugen. Schwarzes Leder, offenbar nicht mehr neu, aber gut gepflegt, vorn so hoch, dass sie die Knie bedeckten, über denen muskulöse Oberschenkel erkennbar waren.
    „Danke“, entgegnete der Marquess. „Ich suche Hardwick.“
    Sie stand ganz still, als sie den Blick weiter nach oben wandern ließ. Schmale Hüften, ein flacher Bauch, breite Schultern … Ein Mann, so groß und kräftig, dass er das kleine Arbeitszimmer beinahe auszufüllen schien.
    Jetzt betrachtete sie sein Gesicht, das so ganz anders war, als sie erwartet hatte. Sie fand es so viel ausdrucksstärker als das Porträt in der Ahnengalerie. Lord Marland sah umwerfend aus. Aber auch irgendwie … unpassend. Groß gewachsen und muskulös, wirkte er wie ein Held aus alter Zeit, wie jemand, den es eigentlich nur in Geschichtsbüchern hätte geben dürfen. Ein Wikinger vielleicht oder ein Raubritter. Er hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit den wenigen vornehmen Gentlemen, die sie bisher getroffen hatte. Selbst seine Frisur entsprach nicht dem Geschmack der modernen Zeit. Die dichten kastanienbraunen Locken reichten bis zur Schulter und wurden im Nacken von einem einfachen Bändchen zusammengehalten.
    Ob sie es nun wollte oder nicht: Chloe konnte nicht anders, sie musste ihn voller Bewunderung mustern. Unwillkürlich stellte sie sich vor, er trüge weder eine hellbraune Hose noch einen elegant geschnittenen Rock aus feinem Tuch. Eine Rüstung hätte viel besser zu ihm gepasst oder auch ein ledernes Wams. Oder ein Schottenrock? Obwohl
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