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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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dass sie keine Schauspieler waren, machten sie ihre Sache sehr gut. Humpelnd und stöhnend kamen sie vor der einbetonierten Hauptzufahrt des Stützpunkts an und riefen nach den Wachhabenden. Zunächst passierte gar nichts, nur die Kameraköpfe drehten sich in ihre Richtung. Nach kurzer Zeit öffnete sich ein Seitentor, und vier EFler kamen heraus, zwei von ihnen hatten die Mitrailleusen im Anschlag. »Wo kommt ihr denn her?«, fragte der Hauptmann, der das Empfangskomitee anführte. Einer seiner Leute prüfte die Ausweise und die Neuroports der Ankömmlinge. »Na, was meinst du?«, sagte Björn bitter, als er seinen Ausweis mühsam wieder in die Brusttasche seines zerrissenen Uniformhemds steckte. »Die Scheißfenneks… aber wir sind abgehauen… haben es geschafft…«
    Er bemühte sich, wie einer zu wirken, der auf dem letzten Loch pfiff. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Wachturm gleich links bei der Hauptzufahrt mit mehreren Soldaten besetzt war, eine Maschinenkanone zielte auf ihn und die anderen. »Mitkommen«, sagte der Hauptmann.
    In einem engen Raum am Fuß des Wachturms mussten sie warten, bis der Hauptmann die Lage mit dem ranghöchsten Offizier der Stützpunktwache geklärt hatte. Immer noch wurden sie von zwei EFlern bewacht, aber die hielten ihre Mitrailleusen jetzt gesenkt.
    Björn rechnete. Oben, von wo aus die Maschinenkanone bedient wurde, befand sich auch der Zugang zum Kommunikations- und Computernetz des Forts: Die Normalbesatzung der panzerverglasten Aussichtsplattform bestand aus drei Mann, dem Wachturmkommandanten, dem Schützen und dem Kommunikator. Björn nahm an, dass der Hauptmann, der sie in Empfang genommen hatte, auch der Wachturmkommandant war; wenn nicht, befanden sich im Moment sechs Feinde im Turm. Der Hauptmann beendete das Introgespräch mit seinem Vorgesetzten, indem er an sein rechtes Ohrläppchen tippte, und sagte dann zu Björn: »Also, ihr habt es gehört. Ihr seid jetzt gecleart für den Aufenthalt in der Basis. Willkommen daheim, Männer!«
    »Danke«, sagte Björn. Dann griff er sich an den Kragen. Das winzige Wurfmesser, das er schon im Kampf gegen Kolja benutzt hatte, drang durch das linke Auge des Hauptmanns in sein Gehirn und tötete ihn sofort. Bevor die beiden Bewacher reagieren konnten, hatten Nazar und Karim sie erledigt. Stumm verließen die drei Fenneks den Raum und stiegen so leise wie möglich die Treppe zur Glaskanzel hinauf. Sie hatten Glück: Die Tür zwischen Treppenhaus und Kanzel stand offen. Nur zwei Mann hielten sich darin auf. Der Schütze und der Kommunikator starben, ohne Alarm auslösen zu können. Jetzt ging es um Sekunden. Nazar zog ein kleines Päckchen aus der Brusttasche, schob den toten Kommunikator von seinem Stuhl und machte sich an dem Terminal zu schaffen, von dem aus er Kontakt zur gesamten Basis herstellen konnte. Er entnahm dem Päckchen einen kaugummigroßen Datenclip, den er in die passende Öffnung des Terminals einsetzte. »Hallo?«, kam es aus einem Wandlautsprecher. »Guiterez, bitte melden! Was ist da bei euch los? Sind die Typen gecleart, die ihr vor dem Stützpunkt eingesammelt habt? Guiterrez, melde dich!«
    »Karim«, sagte Björn, »der Südwachturm!« Karim, der die Maschinenkanone bemannt hatte, fegte auf seinem Gefechtssitz herum und nahm den nächstgelegenen Wachturm unter Feuer. Björn sah durch sein Fernglas die Einschläge an der Kanzel des Südturms aufblühen. Der Glaspanzer, so wusste er, konnte eine Menge einstecken, aber man musste mit der Kanone nur immer weiter auf dieselbe Stelle zielen, und früher oder später drang man durch. Ein Alarm ging los, ohrenbetäubend schepperte er aus dem Wandlautsprecher. »Nazar!«, schrie Björn.
    »Bin gleich so weit!«, schrie Nazar zurück und wie zum Beweis stoppte der Alarm sofort. Für eine Weile hörte man nur das dumpfe Röhren der Maschinenkanone, Björn sah, wie die Kanzel des Südturms zerfetzt wurde. Er ließ seinen Blick einmal über das ganze Fort schweifen. »Runter«, brüllte er.
    Keine Sekunde zu früh. Die Besatzungen des Nord- und Westturms waren auf die gleiche Idee wie die Fenneks gekommen und konzentrierten ihr Feuer auf das Panzerglas der Kanzel. Die Verschalung sprang überall gleichzeitig. »Raus!«, brüllte Björn, aber er konnte sich selbst nicht hören, so laut war es. Er warf sich zu Boden und kroch auf den Ausgang zu, die anderen kamen hinter ihm her. Kaum waren sie durch die Tür und hatten sich in eine Wandnische gekauert, krachte es
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