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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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ohrenbetäubend, der ganze Turm machte einen Satz, und eine Wolke aus Splittern fetzte aus der Türöffnung heraus. Zum Glück stellten die Kanoniere des West- und Nordturms sofort danach das Feuer ein, wahrscheinlich, weil sie glaubten, die Eindringlinge erledigt zu haben. Eigentlich war die Sache gelaufen. Nazar hatte einen Virus in das Computersystem des Stützpunkts eingeschleust, der das gesamte Überwachungssystem lahm legte und die drei Nebentore des Forts öffnete. Dass die Alarmsirene so schnell wieder verstummt war, schien ein gutes Zeichen, denn es ließ vermuten, dass der Virus funktionierte. Aber alles kam jetzt auf die Gruppen B und C an. Wenn sie aus irgendeinem Grund den Zeitplan nicht einhalten konnten, würde es eng für Björn und seine Männer werden. Sein Herz hämmerte. Das Gewicht der Mitrailleuse in seinen behandschuhten Händen spürte er nicht einmal, so sehr kochte er vor Adrenalin. Draußen war es viel zu still für seinen Geschmack. Er trug noch vier Magazine mit etwa 3000 Schuss bei sich. Gegen drei oder vier Angreifer, die von unten kamen, konnte er zusammen mit seinen Männern die obere Etage des Turms vielleicht zwei Minuten halten, höchstens drei. Wenn ein Trupp EFler durch die geborstene Panzerglaskanzel in den Turm eindrang, würde alles sehr viel schneller gehen.
    »Gruppe A, hier B. Sind drin«, kam es aus seinem implantierten Ohrhörer, »Gruppe C hier, der Tanz geht los.« Fast gleichzeitig hörte er an vielen verschiedenen Stellen Schusswechsel aufflackern.
    »Los!«, rief er über die Schulter seinen Männern zu. »Die anderen sind da, wir gehen.«
    Als Antwort kam nur ein Krächzen. Björn drehte sich um. Nazar lehnte an der Wand gegenüber. Er war kreidebleich. Aus seinem Mund quoll Blut. Karim presste ihm die Hand auf die Brust, aus der es ebenfalls rot hervorquoll. Björn rutschte näher heran.
    »Haut ab!«, ächzte Nazar. Es gab nichts, was sie tun konnten, sie hatten nicht einmal Verbandszeug dabei, außerdem kam für Nazar ohnehin jede Hilfe zu spät. Karim, immer noch mit der Hand auf der verletzten Brust seines Freundes, sah Björn fragend an. Björn nickte, Karim wischte die Hand an seiner Uniform ab, zog eine Pistole und hielt sie Nazar an die Schläfe. Aber bevor er abdrücken konnte, sackte Nazars Kopf zur Seite. Karim ließ die Pistole sinken. Er legte den Kopf kurz an die Schulter des Toten und steckte beim Aufstehen seine Pistole weg.
    »Gehen wir«, kommandierte Björn, und sie hasteten die Treppe hinunter, die sie fünf Minuten zuvor hinaufgeschlichen waren.
    Auf dem Hof des Stützpunkts herrschte Chaos: schreiende und durcheinanderrennende EF-Soldaten, Explosionen, aus vielen Ecken der Sound der Mitrailleusen, schon lagen die ersten Toten am Boden. Gruppe B und C taten ihr Bestes, um die Besatzung des Stützpunkts in Panik zu versetzen. Während die einen mit ihren Wüstenbuggys ohne Vorwarnung mitten im Appellhof des Stützpunkts aufgetaucht waren und aus den schweren Bordfeuerwaffen die beiden verbliebenen Wachtürme unter Feuer nahmen, drangen die anderen durch die Nebenzugänge des Stützpunkts ein und attackierten eine Mannschaftsbaracke nach der anderen. Als Björn und Karim aus dem Turm kamen, trafen sie auf eine Gruppe von EFlern, die hinter einem Schützenpanzer Deckung gesucht hatten. Es waren sechs oder sieben von ihnen. Björn und Nazar schossen sie einfach über den Haufen und duckten sich dann hinter den Panzer. Björn lief die Zeit davon. Er musste so schnell wie möglich zum Lazarett vordringen, jede Sekunde zählte. Vorsichtig lugte er um den Bug des Panzers. Was er sah, war entmutigend. Zwar hatten die zahlenmäßig unterlegenen Fenneks für das denkbar größte Chaos gesorgt, aber langsam begannen die EFler zu begreifen, was gespielt wurde, ihre Aktionen wurden überlegter. Sie hatten sich bereits in mehreren gut gesicherten Stellungen verschanzt und zwangen die Wüstenbuggys, ihr Feuer von den Wachtürmen abzuziehen. Diese wiederum konnten jetzt freier das ganze Feld bestreichen und nutzten die Gelegenheit ohne Zögern aus. Einer der fünf Wüstenbuggys brannte, er war ausgeschaltet. Im Kreuzfeuer über den Hof zu rennen wäre glatter Selbstmord gewesen.
    Und dann sah Björn etwas, was ihm beinahe das Herz stillstehen ließ: Über dem Hangar, gleich beim Lazarett, erhob sich eine kleine Sonne, goldgelb und gleißend hell, und tauchte das Kampfgetümmel auf dem Stützpunkt in ein gespenstisches Zwielicht, als sei am Abend plötzlich der
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