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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Nacht ziemlich laut.

DAS FORT
     
     
     
    Natürlich tat es weh, dass sie ihn »Zombie« genannt hatte. Nur Koljas Attacke hatte ihn daran gehindert, sie deswegen zu schlagen, aber jetzt kam ihm die Beleidigung wieder hoch. Sie fühlte sich an wie ein kleiner, heißer Kieselstein mitten in seiner Brust. Sie hat keine Ahnung, sagte er sich, sie ist nur ein Kind. Was weiß sie schon vom Krieg. Er war nie etwas anderes gewesen als ein Kämpfer, und er wusste, dass er endlich auf der richtigen Seite kämpfte. »Dubb!«, sagte jemand.
    Er drehte sich um. Es war Karim, einer der Leute, die schon bei der Aktion mit den Minen dabei gewesen waren. Karim war noch sehr jung, vielleicht neunzehn, so genau wusste er es selbst nicht. Er grinste übers ganze Gesicht und sah dabei aus wie ein großer Vierzehnjähriger, der einen Dummejungenstreich plant. »Träumst du? Hier, deine Uniform.«
    Björn fing das Kleiderbündel auf. Es hatte bis vor Kurzem Kolja gehört, der jetzt tot war, genau wie Franz und Jason. Nachdem sie alles Brauchbare über sich selbst und ihren Stützpunkt erzählt hatten, hatte man sie getötet. Sie waren von den Wachen des Zellentrakts erschlagen worden, damit Munition gespart wurde. Ihre Leichen waren verbrannt worden, die Asche hatte man unter die Konverterreste gemischt. Koljas Uniform war schmutzig, an der Hüfte hatte sie Flecken von getrocknetem Blut. Björn zog sie an. Eigentlich war sie ein wenig zu klein, aber weil sie hier und da Risse hatte, passte sie doch und bot auch noch Platz für die Panzerung, die bereits auf Björns Haut klebte. Die Rangabzeichen konnte man noch gut erkennen: Leutnant. Bei der EF hatte Björn genauso eine Uniform getragen, wenn er nicht in seinem Käfer über die Getreidefelder der Sahara geschaukelt worden war. Er griff sich kurz in den Nacken, er konnte nicht anders. Von der Schnittstelle waren nur noch ganz flache Narben übrig. Er riss sich zusammen. Um Tabea würde er sich kümmern, wenn er zurückkam. Das Wichtigste war jetzt die Aktion.
    Björn und die beiden anderen lagen gut hinter einem Felsen versteckt. Auf seinem Sichtgerät prüfte Björn den Input Tausender fliegender Kameras, die wie ein Mückenschwarm über die Landschaft dahinzogen und das Fort von allen Seiten ausspähten. Zu nahe durfte er nicht herangehen, die Schwarmtechnologie war auch der EF bekannt, aber selbst auf so große Entfernung lieferten seine Mücken sehr detaillierte Bilder. Es war ein kleiner Stützpunkt mit vielleicht zehn Mannschaftsbaracken. Die üblichen Wachtürme und Funkanlagen. Björn ortete die Hauptzufahrt, die Unterkunft des Kommandanten und den Krankentrakt, alles war noch, wie er es aus seiner Armeezeit kannte. Auf den Hangar mit den Kugelblitzen und Helikoptern würde man sich besonders konzentrieren müssen. Die Kugelblitze durften keine Chance bekommen aufzusteigen. Zu seiner Erleichterung konnte Björn keinen einzigen Käfer auf dem Gelände entdecken. Sie hatten Glück, die Kampfmaschinen waren offenbar alle unterwegs. Gerade rollte ein leichter Schützenpanzer durch das Haupttor: eine Routinepatrouille. Am zentral gelegenen Appellplatz flatterten die Flaggen Europas, der EF und der hiesigen Division träge im Wind. Zweihundertfünfzig Mann, rechnete er, davon fünfzig auf Patrouille. Die Gegner waren also in der Überzahl, aber die Fenneks hatten dafür gesorgt, dass das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war. Wenn alles nach Plan lief, hatten sie gute Chancen. Björn ließ den Schwarm noch einmal in sicherer Höhe über dem Fort kreisen. Auf dem Bildschirm erschienen zwei Meldungen: Die Gruppen B und C waren positioniert. Björn schickte ihnen die kodierten Bilder des Schwarms und wartete auf die Auswertung. Nach zehn Minuten kam sie. Er, Karim und Nazar prüften ein letztes Mal die Verkleidung, ihre Panzerung und ihre Waffen. Sie betrachteten sich noch einmal im Spiegel. Die Ärzte hatten sich ins Zeug gelegt mit den neuen Gesichtern, Björn sah wirklich wie Kolja aus, Karim glich Jason wie ein Zwilling, Nazar hätte überall als Franz durchgehen können. Das war natürlich nicht genug gewesen. Mit einem komplizierten Verfahren hatte man auch ihre Augen und ihre Fingerkuppen verändert. Madjid hatte dafür gesorgt, dass ihre Neuroports dieselben Daten enthielten, wie die der toten EF-Soldaten. Eine DNA-Analyse hätte ihre Tarnung auffliegen lassen, aber sie hofften, dass es nie dazu kommen würde. Sie zogen sich die Rucksäcke auf. Es konnte losgehen.
    Dafür,
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