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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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mich zu einem Kampfeinsatz melden?«
    »Was?«
    »Ob ich mich zu einem Kampfeinsatz melden kann. Ich will hier raus.«
    Etienne kam näher, bis er in ihr Ohr flüstern konnte. »Die nehmen dich gar nicht. Und das ist dein Glück. Demnächst gibt es eine große Aktion. Weiß selber nicht genau, was. Maud und seine Hardcore-Muslime freuen sich schon drauf, dass die ungläubigen europäischen Hunde endlich bestraft werden. Es wird mächtig knallen. Rate mal, wer die Aktion anführen soll?« Tabea wusste es sofort. »Björn«, flüsterte sie zurück.
    »Ganz genau, Dubb. Einige Leute sind damit unzufrieden, aber Nasrid will es angeblich so.«
    »Was macht ihr beiden da?«, schrie es plötzlich aus der Nachbarzelle. »Ficken, oder was?« Das klang nach Franz. »Halt’s Maul!«, schrie Kolja.
    »Ihr fickt doch!« Dann hörte man die Geräusche einer kurzen, aber heftigen Schlägerei, danach war es wieder still. »Was geschieht mit den Gefangenen?«, flüsterte Tabea. »Nichts Schönes«, sagte Etienne.
    Tabea konnte von ihrem Platz aus sehen, wie sich die Eisentür öffnete und einer der Wachsoldaten hineinsah. Er gab einen kurzen Befehl auf Arabisch und Etienne antwortete ebenso knapp. Er drückte ihr die Hand. »Besuchszeit ist um«, sagte er und stand auf. Etienne hatte eine Rosenseife benutzt, sie schnupperte an seinem Handrücken. Sie war fasziniert, weil es ein so sauberer Geruch war, und er kam von Etienne.
    Am nächsten Morgen holten sie den ersten Gefangenen. Es war Franz. Er schrie und tobte, als sie ihn aus der Zelle schleiften, aber dann schockten sie ihn zusammen und zogen ihn an den Füßen die Treppe hinauf. Tabea, die sich zum Schluss abwendete, war sich sicher, dass sie ihn nie Wiedersehen würde. Das Spiel wiederholte sich gleich darauf mit Jason. Eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür wieder, sie glaubte schon, jetzt würde auch Kolja abgeholt, aber zu ihrer Überraschung kam Björn die Treppe herunter. Er sah anders aus als noch vor ein paar Tagen. Seine Uniform war makellos, sie wirkte in diesem Dreckloch so fehl am Platz wie ein gestärktes Bettleinen in der Kanalisation. Sein Bart war jetzt voller, er hielt sich kerzengerade und wirkte nicht mehr wie ein einfacher Soldat, sondern eher wie ein Anführer. Er sah gut aus.
    Tabea fand ihn widerlich. Wahrscheinlich gehört er jetzt wie Aslal zu den großen Nummern um Nasrid, dachte sie. »Was ist mit den Gefangenen?«, fragte sie ihn ohne Begrüßung. »Sprich bitte leiser«, flüsterte er und setzte sich an den Tisch. »Also, was jetzt?«, flüsterte sie, ihm zuliebe. »Was macht ihr mit ihnen?«
    »Sie werden befragt«, sagte er langsam. »Du meinst wohl gefoltert«, gab sie bissig zurück. »Sie haben Informationen, die für eine geplante Aktion wichtig sind. Wenn sie uns nicht freiwillig sagen, was wir wissen wollen, müssen wir sie zwingen, weil wir diese Informationen brauchen. Ohne sie könnten mehr von uns bei der Aktion sterben als nötig oder sie wird ganz unmöglich.« Er leugnet es nicht einmal!, dachte sie. Ich behaupte, dass er mit Folterknechten befreundet ist, und er bestätigt es mir sogar! »Und wenn ihr mit ihnen fertig seid, was passiert dann? Knallt ihr sie ab? Schmeißt ihr die Leichen in die Konverter?« Björn schwieg.
    »Und was ist mit mir? Werde ich später auch befragt? Ich könnte ja über wichtige Informationen verfügen, Björn! Vielleicht haben die Gefangenen ja mir Sachen erzählt, die sie euch nicht verraten wollen. Was meinst du, Björn?«
    »Ich würde nie zulassen, dass man dir wehtut«, sagte Björn. »Ich bin deine Vaterfigur.«
    Tabea war außer sich vor Wut. »Nein, Björn«, sagte sie. »Du bist nichts weiter als ein Zombie. Diesmal einer für Nasrid.« Björn stand rasch auf und warf dabei den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte. Tabea war sich sicher, dass er sie schlagen würde. Aber in diesem Augenblick wurde er von hinten umgestoßen. Ein Schatten sprang über ihn weg, packte Tabea, zog ihren Kopf an den Haaren zurück und setzte ihr etwas Scharfes an den Hals. Björn rappelte sich mühsam auf. Erst als Tabea die Stimme hörte, wusste sie, wer sie umklammert hielt. »Björn und Tabea heißt ihr?«, fragte Kolja. »Schöne Namen. Ich hab jetzt also Tabea hier, die sich in den letzten Tagen so aufopfernd um uns gekümmert hat. Wenn du nicht machst, was ich sage, wenn ihr mich nicht freilasst, dann schneid ich ihr die Kehle durch. Kapiert?«
    Tabea war in Panik, sie wusste nicht, was los war, wollte
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