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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg
Autoren: Coelho
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Stadthauptmann hatte eine auf der neuen Schrift basierende strenge Steuer- und Warenkontrolle entwickelt, die nun den Alten von Akbar oblag. Die Frauen widmeten sich abwechselnd der Landarbeit und der Weberei. In der Zeit, als Akbar von der restlichen Welt abgeschnitten gewesen war, hatten sie sich notgedrungen neue Webarten und -muster einfallen lassen müssen, um die spärlichen Lumpen und Stoffreste möglichst gut zu nutzen. Die ersten Kaufleute, die in die Stadt kamen, waren von den Mustern so begeistert, daß sie große Bestellungen aufgaben. Die Kinder beherrschten inzwischen alle die Byblos-Schrift, die ihnen in Zukunft sicher oft nützlich sein würde.
    Man stand kurz vor der Ernte, und Elia wanderte über die Felder und dankte dem Herrn für die unzähligen Segnungen, die er in den vergangenen Jahren erhalten hatte. Er sah die Leute mit ihren übervollen Getreidekörben, die Kinder, die fröhlich um sie herum spielten. Er winkte ihnen zu, und sie winkten zurück.
    Lächelnd kam er bei dem Stein an, bei dem er vor Jahren das Tontäfelchen mit dem Wort Liebe erhalten hatte und wo er nun täglich den Sonnenuntergang betrachtete und sich der Momente erinnerte, die er mit der Frau erlebt hatte.
    »Nach einer langen Zeit kam das Wort des Herrn zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde.«
    Auf dem Stein, auf dem er saß, sah Elia, wie die Welt um ihn herum wankte. Der Himmel wurde einen Augenblick lang schwarz, doch dann schien die Sonne wieder.
    Er sah das Licht. Ein Engel des Herrn stand vor ihm.
    »Was ist geschehen?« fragte Elia erschrocken. »Hat Gott Israel vergeben?«
    »Nein«, antwortete der Engel. »Er will, daß du Sein Volk befreist. Dein Kampf gegen Ihn ist beendet, und in diesem
    Augenblick segnet Er dich. Er gibt dir die Erlaubnis, Seine Werke auf Erden fortzusetzen.«
    Elia war bestürzt.
    »Warum gerade jetzt, wo mein Herz wieder Frieden gefunden hat?«
    »Erinnere dich an deine Lektion«, sagte der Engel. »Und erinnere dich an die Worte, die der Herr zu Mose sprach: Und gedenke all des Weges, durch den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat, auf daß er dich demütige und versuche, daß kund würde, was in deinem Herzen wäre.
    So hüte dich nun, daß du des Herrn, deines Gottes, nicht vergessest. Daß wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaut hast und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, daß dann dein Herz sich nicht überhebe und du vergessest des Herrn, deines Gottes.«
    Elia wandte sich an den Engel. »Und Akbar?« fragte er.
    »Es kann ohne dich leben, weil du einen Erben hinterlassen hast. Es wird lange überleben.«
    Der Engel des Herrn verschwand.
    Elia und der Junge gelangten zum Fuß des Fünften Berges. Buschwerk war zwischen den Steinen der Altäre gewachsen. Seit dem Tode des Priesters war niemand mehr hiergewesen.
    »Laß uns hinaufsteigen«, sagte er.
    »Das ist verboten.«
    »Ja, es ist verboten. Doch das heißt nicht, daß es gefährlich ist.«
    Und Elia nahm den Jungen an der Hand, und sie begannen den Aufstieg. Hin und wieder hielten sie inne und blickten hinunter ins Tal. Die Dürre hatte Spuren in der ganzen Landschaft hinterlassen, und mit Ausnahme der bebauten Felder rings um Akbar wirkte alles so rauh und wüst wie im Land Ägypten.
    »Meine Freunde sagen, daß die Assyrer zurückkommen«, sagte der Junge.
    »Möglicherweise schon, doch es hat sich trotzdem gelohnt, denn es war Gottes Art, uns etwas zu lehren.«
    »Ich weiß nicht, ob Er sich so sehr um uns kümmert«, sagte der Junge. »Es hätte nicht so hart sein müssen.«
    »Er wird es auf andere Weise versucht haben, bis Er bemerkte, daß wir Ihn nicht hörten. Wir waren zu sehr an unser Leben gewöhnt und lasen Seine Worte nicht mehr.«
    »Wo stehen sie geschrieben?«
    »In der Welt ringsum. Man braucht nur auf das zu achten, was in unserem Leben geschieht, um in jedem Augenblick eines Tages herauszubekommen, wo Er Seine Worte und Seinen Willen verbirgt. Versuch zu erfüllen, worum Er dich bittet: Dies ist der einzige Grund, weshalb du auf dieser Welt bist.«
    »Wenn ich es herausbekomme, werde ich es auf Tontafeln schreiben.«
    »Tu das. Doch schreibe sie vor allem in dein Herz. Dort können sie weder verbrannt noch zerstört werden, und du kannst sie überallhin mitnehmen.«
    Sie stiegen weiter hinauf. Die Wolken war nun sehr nah.
    »Ich möchte dort nicht hineingehen«,
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