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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg
Autoren: Coelho
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Stadt wandelte. Er lächelte und spürte, daß sie ihn am Gesicht berührte.
    »Ich bin stolz«, schien sie zu sagen. »Akbar ist wirklich immer noch schön.«
    Er spürte einen Kloß in seinem Hals, doch er erinnerte sich an den Jungen, der nie eine Träne um seine Mutter vergossen hatte, und bezwang sich, indem er an die schönsten Momente ihrer gemeinsamen Geschichte zurückdachte - angefangen bei ihrer ersten Begegnung vor den Toren der Stadt bis hin zu dem Augenblick, in dem sie das Wort >Liebe< auf ein Tontäfelchen geschrieben hatte. Er sah wieder ihr Kleid, ihr Haar, die feinen Linien ihrer Nase.
    »Du hast zu mir gesagt, du seist Akbar. Also habe ich mich um dich gekümmert, habe deine Wunden geheilt und gebe dich jetzt dem Leben zurück. Mögest du mit deinen neuen Gefährten glücklich sein.
    Ich möchte dir noch etwas sagen: Auch ich war Akbar - nur wußte ich es nicht.«
    Er wußte, daß sie lächelte.
    »Der Wüstenwind hat vor langer Zeit schon die Spuren unserer Schritte im Sand verweht. Doch in jeder Sekunde meines Lebens erinnere ich mich an das, was geschehen ist, und du gehst weiterhin durch meine Träume und meine Wirklichkeit. Ich danke dir dafür, daß du meinen Weg gekreuzt hast.«
    Er schlief im Tempel und fühlte, wie die Frau sein Haar liebkoste.
    Der Anführer der Kaufleute sah eine Gruppe zerlumpter Menschen mitten auf der Straße. Er hielt sie für Straßenräuber und bat alle Mitglieder der Karawane, zu ihren Waffen zu greifen.
    »Wer seid ihr?« fragte er.
    »Wir sind das Volk von Akbar«, antwortete ein bärtiger Mann mit leuchtenden Augen. Der Anführer der Karawane bemerkte, daß er mit ausländischem Akzent sprach.
    »Akbar ist zerstört worden. Wir sind von der Regierung von Tyrus beauftragt, seinen Brunnen zu finden, damit die Karawanen durch dieses Tal ziehen können. Die Verbindungswege mit dem Rest des Landes können nicht für immer unterbrochen bleiben.«
    »Akbar gibt es noch«, fuhr der Mann fort. »Wo sind die Assyrer?«
    »Die ganze Welt weiß, wo sie sind«, lachte der Anführer der Karawane. »Sie düngen den Boden unseres Landes. Und ernähren seit langem unsere Vögel und die wilden Tiere.«
    »Sie waren immerhin ein mächtiges Heer.«
    »Ein Heer hat keine Macht, wenn man weiß, wann es angreifen wird. Akbar hatte uns gewarnt, und so konnten Tyrus und Sidon am anderen Ende des Tales einen Hinterhalt legen. Alle, die nicht in der Schlacht umkamen, wurden von unseren Seefahrern in die Sklaverei verkauft.«
    Die zerlumpten Menschen riefen hurra, fielen einander um den Hals und lachten und weinten abwechselnd.
    »Wer seid ihr alle?« fragte der Kaufmann abermals. »Und wer seid Ihr?« fragte er, indem er auf den Anführer wies.
    »Wir sind die jungen Krieger von Akbar«, war die Antwort.
    Die dritte Ernte begann, und Elia war der Stadthauptmann von Akbar. Anfangs hatte es großen Widerstand gegeben - der alte Stadthauptmann wollte zurückkehren und seinen Platz wieder einnehmen, weil dies die Tradition so gebot. Die Bewohner der Stadt weigerten sich jedoch, ihn zu empfangen, und drohten tagelang, das Wasser des Brunnens zu vergiften. Die phönizischen Behörden gaben schließlich ihren Forderungen nach - schließlich war Akbar bis auf das Wasser, das es den Reisenden lieferte, relativ unbedeutend, und die Macht in Israel lag in den Händen einer Prinzessin aus Tyrus. Daß sie den Posten des Stadthauptmanns mit einem Israeliten besetzten, gab den Regierenden Phöniziens Gelegenheit, ihre Handelsallianz in festere Bahnen zu lenken.
    Die Kaufleute, die ihre Reisetätigkeit wieder aufgenommen hatten, verbreiteten die Nachricht in der gesamten Region. Eine Minderheit in Israel betrachtete Elia immer noch als einen Erzverräter, doch die Mehrheit vertraute darauf, daß Isebel diesen Widerstand zu gegebener Zeit brechen und Friede wieder in die Region einkehren würde. Die Prinzessin war zufrieden, weil einer ihrer Erzfeinde zu einem ihrer besten Verbündeten geworden war.
    Gerüchte über eine neuerliche assyrische Invasion gingen um, und die Mauern von Akbar wurden wieder aufgebaut. Ein neues Verteidigungssystem wurde entwickelt, das zwischen Akbar und Tyrus verstreute Wachposten und Garnisonen vorsah. So konnte im Falle der Belagerung einer der Städte die andere ihr mit einem Teil der Truppen auf dem Landweg zu Hilfe eilen und gleichzeitig mit dem anderen Teil den Lebensmittelnachschub vom Meer her sichern.
    Die Region blühte zusehends auf. Der neue israelitische
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