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Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Titel: Der Fruehling des Commissario Ricciardi
Autoren: Maurizio de Giovanni
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noch dabei, sich die von der Rauferei mit dem Mörder verstaubten Hosen abzuklopfen, klärte alles vortrefflich auf.
    »Kein Grund zur Aufregung, Dottore. Dieser Mann hier ist der Schuldige, er hat den Mord an der Calise begangen. Wir haben dem Professor und der Signora zu danken, die eigens ins Theater gekommen sind, damit er gestellt werden konnte.«
    Garzo wechselte erneut im Handumdrehen den Gesichtsausdruck und sah jetzt aus wie jemand, der berechtigterweise zufrieden ist. Mit einer leichten Verbeugung in Richtung der Serras und noch vorsichtig wandte er sich an die beiden Polizisten.
    »Würden Sie mir in mein Büro folgen, Ricciardi und Maione? Später werde ich die Herrschaften Serra di Arpaja begrüßen, falls Sie so freundlich sind, noch ein wenig zu warten.«
    Absolut formvollendet, wie immer, dachte Ricciardi nicht ohne Bewunderung. Der Beginn ihrer Unterhaltung glich einem Sturm: Garzo wollte wissen, warum die Serras, obwohl er angeordnet hatte, dass jedweder Kontakt zu ihnen ausschließlich über ihn erfolgen durfte, sich plötzlich spät abends im Polizeipräsidium befanden. In einen Polizeieinsatz verwickelt! Und ob der Professor oder, schlimmer noch, die Signora verletzt worden seien?
    Ricciardi antwortete ihm mit einer himmlischen Ruhe, dass alles so geplant gewesen sei, und zwar gerade mit dem Ziel, den Professor zu entlasten. Er sei sich mit Serra einig gewesen, dass Iodice anzuklagen – auch für die Presse – bedeutet hätte, eine mögliche Verwicklung der Familie in den Mordfall Calise weiterhin im Raum stehenzulassen. Ein Selbstmörder war nämlich noch lange kein geständiger Angeklagter; und die treueste Besucherin der Toten war nun einmal die Signora Serra di Arpaja, das wusstenalle. Und da Ricciardi während eines Verhörs zu der Überzeugung gelangt war, dass Romor, Emmas Liebhaber, mehr wusste, als er zugab, hatten sie angenommen, dass er sich, wenn man ihn unter Druck setzte, vielleicht verraten würde. Wie es dann auch geschah.
    Das Ganze hätten Ricciardi und Maione angeblich am selben Morgen ausgeheckt, während die ersten Sonnenstrahlen den Platz unter ihnen ins Licht tauchten und die Arbeiter ihren Bus zu den Fabriken in Bagnoli nahmen. Einen zweiten Plan gab es nicht. Sie hätten darauf gehofft, dass der Erste gelingen würde.
    Und was habe dieser Romor während des Verhörs gesagt? Warum, fragte Garzo, habe Ricciardi Verdacht geschöpft?
    Der Kommissar beschrieb sehr ehrlich das Gespräch, das er am Abend zuvor mit Attilio geführt hatte. Er legte dar, dass Romor zum Beispiel die Vorliebe der Calise für Sprichwörter kannte, obwohl Emma es ihm nie erzählt hatte. Und er, Ricciardi, woher wusste er es?
    Vor dem geistigen Auge des Kommissars erschienen erneut das gebrochene Genick, der eingedrückte Schädel, die Blutspur. Doch die Stimme, die er dabei schaudernd hörte, war die Antoniettas. Die Petrone hätte davon gesprochen, sagte er. Er spürte einen kurzen Blick Maiones in seinem Nacken und hoffte, dass der Brigadiere später keine Erklärung von ihm verlangen würde.
    Garzo war endlich zufrieden. »Gut gemacht«, sagte er lächelnd. »Auch diesmal haben wir’s geschafft. Der Erfolg ist hochverdient. Wenn ich Ihnen kein Zeitlimit gesetzt hätte, würden wir jetzt immer noch herumtrödeln und glauben, dass Serra di Arpaja der Schuldige ist. Sie sindkompetent, daran gibt’s nichts zu rütteln, aber Sie brauchen eine führende Hand.«
    Ohne ihn anzusehen, kam Ricciardi einer ungestümen und empörten Reaktion Maiones zuvor, indem er ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte und um die Erlaubnis bat, Romors Geständnis aufnehmen und zu Protokoll bringen zu dürfen. Garzo erhob sich anmutig von seinem Stuhl und verließ, umhüllt vom Duft frischer Blumen, die auf seinem Schreibtisch nie fehlen durften, sein Büro, um die beiden Serras zu sich zu bitten.
    »Ich soll Sie von den Iodice-Frauen grüßen, Commissario. Sie standen draußen inmitten der ganzen anderen Leute, aber ich weiß ja, dass Sie das nicht mögen, und hab’ ihnen gesagt, dass sie lieber gehen sollen, dass es bei Ihnen spät werden würde. Iodices Frau ließ ausrichten, dass Sie ein Engel sind, dass die Seele ihres Mannes Sie aus dem Jenseits segnet und so weiter und so fort, das Übliche eben. Seine Mutter wünscht Ihnen alles Gute, sie sagte, dass Sie ihrer Meinung nach krank sind oder einen Schmerz in sich tragen und dass der Herrgott Leuten wie Ihnen hilft, wenn sie sich helfen lassen.«
    Ricciardi
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