Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
Vom Netzwerk:
festhielt. Sie sah ihren Mann an, der wie angewurzelt im Zimmer stand. Als sie sich ein wenig gefasst hatte, versuchte sie aufzustehen, doch Sharman ließ ihre Hand nicht los und zwang sie sitzen zu bleiben. Sie holte aus und versuchte ihm ins Gesicht zu schlagen, doch er war zu schnell für sie und parierte den Schlag. Nun löste sich auch Mr. Waddam aus seiner Lähmung.
    »Um Himmels willen, hör auf, Betty, es ist vorbei. Du und diese dämlichen Ringe, ich habe dir doch gleich gesagt, du sollst sie dalassen. Du blöde Kuh.«
    Plötzlich wandte sich Mrs. Waddam gegen ihren Mann. »Halt’s Maul, du dämliches Arschloch. Die haben gar nichts in der Hand, die können nichts beweisen.«
    Sam sah, wie Sharmans Augen sich zu Schlitzen verengten. »Oh, ich fürchte doch. Wissen Sie, wir haben eine Kopie des Videos, das Sie gedreht haben, als sie Sophie Clarke ermordeten. Darauf hatte sie die Ringe an. Und jetzt, nur ein paar Wochen später, tragen Sie sie. Was, glauben Sie wohl, werden sich die Geschworenen darauf für einen Reim machen?«
    Mr. Waddam schüttelte den Kopf und sah seine Frau anklagend an. »Du hast uns ans Messer geliefert, du elender Raffzahn, du hast uns ans Messer geliefert.« Er wandte sich an Sharman. »Wir haben sie getötet. Aber wir haben es nicht mit Absicht getan, es war ein Unfall.«
    »Ein Unfall!«, erwiderte Sharman verächtlich. »Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten die Schlinge versehentlich zugezogen.«
    Plötzlich brach Betty Waddam in Raserei aus. So heftig war ihre Wut, dass sie sich von Sharman losreißen konnte und durchs Zimmer auf ihren Mann zustürzte, die Stricknadel hoch erhoben in der Faust. Sharman holte sie rasch ein, packte sie bei den Haaren und zerrte sie zu Boden, während sie unaufhörlich schrie und ihrem Mann Drohungen entgegenschleuderte. Sharman zog seine Handschellen aus der Tasche und fesselte Betty Waddams Hände hinter ihrem Rücken. Nachdem sie unschädlich gemacht war, wandte Sharman seine Aufmerksamkeit Bill Waddam zu. »Also, wollen Sie uns sagen, was passiert ist, oder wollen Sie Ihrer Frau auf dem Fußboden Gesellschaft leisten?«
    Waddam hob abwehrend die Hände. »Das ist nicht nötig. Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen.«
    Betty Waddam stierte ihren Mann an und kreischte: »Halt dein Maul, halt dein verdammtes Maul! Dafür bringt er uns um, genau wie Rogers!«
    Die Furcht in Bill Waddams Gesicht entging Sam nicht. Zum Glück auch nicht Sharman. Er zerrte Betty Waddam an den gefesselten Händen hoch, brauchte sie hinaus in die Diele und sperrte sie in die Gästetoilette. Sie schrie immer noch, aber zumindest waren jetzt die Worte kaum noch zu verstehen.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, packte er Bill Waddam am Revers und stieß ihn in einen Sessel. »Okay, wir sind ganz Ohr.«
    Waddam schluckte schwer, bevor er begann. »Es war Rogers, der uns da hineingezogen hat. Er wusste, dass wir finanziell kaum über die Runden kamen. Mit der Rente eines Lieferwagenfahrers und Portiers kommt man nicht weit. Er bot uns einen Job an. Wir sollten Videobänder auf dem Kontinent abholen und ins Land bringen.«
    Sharman setzte sich auf die Armlehne des Sessels und behielt seine drohende Haltung bei. »Wussten Sie, was auf den Bändern war?«
    »Ich wusste, dass es Pornos waren, aber nicht, was für welche. Jedenfalls nicht am Anfang.«
    Sam sah Sharman an, wie sein Verstand arbeitete. »Wer war auf diesen Kurierfahrten dabei?«
    »Rogers, ich und ein Kerl namens Spade, den wir am Hafen aufgelesen hatten. Übler Bursche. Gewalttätig.«
    »Rogers kannte also Spade?«
    »Sie waren zusammen bei den Royal Marines gewesen.«
    Allmählich fügten sich die Teile des Puzzles zusammen und zum ersten Mal seit einiger Zeit fühlte sich Sharman der Lösung des Rätsels nahe. »Wie lange ging das schon so?«
    Waddam überlegte einen Moment. »Ungefähr ein Jahr.«
    »Und wo haben Sie die Videos entgegengenommen?«
    »Hauptsächlich in Amsterdam und Paris. Die Reisen waren immer ein Erlebnis.«
    Sam bemerkte, das Waddam immer erregter wurde und allmählich regelrecht krank aussah, während Sharman seine Befragung fortsetzte. Sie überlegte, ob sie eingreifen sollte, entschied sich jedoch dann, noch etwas zu warten und Sharman die Gelegenheit zu geben, seine Vernehmung abzuschließen.
    »Wann wurde Ihnen klar, was für Material Sie da ins Land brachten?«
    »Vor ungefähr zwei Monaten. Als Rogers mir einen der Filme zeigte, war ich angewidert.«
    Sharman lachte sarkastisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher