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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
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wenn ich endlich dahinter gekommen bin.«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es ein Vergehen ist, der Polizei relevante Informationen vorzuenthalten.«
    Am liebsten hätte sie ihm ihren Becher an den Kopf geworfen. »Oh, keine Sorge, Superintendent, Sie werden es als Erster erfahren, wenn ich herausfinde, wer es wirklich gewesen ist.«
    Tom warf ihr einen finsteren Blick zu, dann machte er kehrt und ging in Richtung Ausgang. Sam wartete, bis er die Tür geöffnet hatte, bevor sie ihm ihren letzten Trumpf nachrief: »Ach, übrigens, es gibt einen Zusammenhang zwischen diesem Mord und dem an Sophie Clarke.«
    Er hielt einen Moment inne, drehte sich aber nicht um.
    Sam wusste, dass ihn dies schwer treffen musste, und das gab ihr ein gutes Gefühl.
     
    Am nächsten Morgen duschte Sam und zog sich rasch an. Sie hatte überraschend gut geschlafen. Vielleicht lag es an Toms Besuch, dachte sie. Er war das erste positive Erlebnis seit einigen Tagen gewesen. Es hatte ihr Spaß gemacht, ihn in seine Schranken zu weisen. Um halb zwölf wollte sie sich mit Sharman vor dem Haus der Waddams treffen. Eigentlich hatte sie gehofft, ihn früher sehen zu können, aber er hatte ihr gesagt, dass er vorher noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen habe. Sie schaute auf ihre Uhr; es war kurz vor elf. Nachdem sie Shaw in den Garten hinausgelassen hatte, schloss sie das Haus ab und sprang in ihren Wagen. Als Sam in den Feldweg einbog, der von ihrem Haus zur Hauptstraße führte, bemerkte sie einen dunkelblauen Ford Escort, der am unteren Ende des Weges zwischen den Bäumen abgestellt war. Sie hätte ihn gar nicht bemerkt, aber der Fahrer hatte den Wagen nicht vollständig von der Straße zurückgesetzt und das vordere Ende ragte ein paar Handbreit auf den Grünstreifen hinaus. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es sich um ein ziviles Polizeifahrzeug handelte, das Tom Adams hier postiert hatte, um sie im Auge zu behalten. Offenbar hatte sie ihn stärker erschüttert, als sie geglaubt hatte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ihm auf der Nase herumzutanzen. Immerhin war er der Leiter einer mächtigen Polizeibehörde und ein äußerst ehrgeiziger Mann. So gut sie ihn auch kannte und zu durchschauen glaubte, zum ersten Mal seit langer Zeit empfand sie so etwas wie Angst vor ihm. Da sie noch nicht so weit den Feldweg entlanggefahren war, dass Toms Leute sie hätten sehen können, legte sie den Rückwärtsgang ein und stieß zurück in ihre Einfahrt. Sie schloss den Wagen ab, ging ins Haus und schaltete ein paar Lichter und den Fernseher ein, um den Anschein zu erwecken, sie sei zu Hause. Dann marschierte sie hinter dem Haus querfeldein einen Kilometer weit ins nächste Dorf. Als sie es erreicht hatte, bestellte sie sich von der nächsten Telefonzelle aus ein Taxi. Sie hatte überlegt, von zu Hause oder ihrem Handy aus anzurufen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie womöglich abgehört wurde.
    Stan Sharman erwartete Sam vor dem Haus der Waddams, als sie ankam. Obwohl er einen neugierigen Blick auf das Taxi warf, schien er nicht überrascht. Sam bezahlte den Fahrer und ging hinüber zu Sharman.
    »Na, haben Adams’ Jungs Ihnen aufgelauert?«
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    Er lächelte. »Ich musste auch ein paar Plattfüße abhängen.«
    Sam war besorgt. »Die wissen doch hoffentlich nicht, wo wir sind?«
    »Glauben Sie im Ernst, ich lasse mir jetzt noch von Adams die Lorbeeren wegschnappen?«
    Sam nahm ihn beim Wort. Er sah sie eindringlich an. »Sind Sie bereit?«
    Sie nickte. »Wie noch nie.«
    Sharman tastete in seiner Tasche nach der Münzrolle, bevor er das Gartentor öffnete und Sam zur Haustür folgte.
    Bill Waddam öffnete die Tür. Er schien überrascht, sie zu sehen. »Mr. Sharman! Was kann ich für Sie tun?«
    Sharman lächelte ihn süßlich an. »Ist Ihre Frau da?«
    »Sie ist im Wohnzimmer«, sagte Waddam.
    »Dürfte ich wohl kurz mit ihr sprechen?«
    Waddam zögerte einen Moment, dann nickte er. »Sicher, kommen Sie herein.«
    Er ging voraus ins Wohnzimmer, wo Betty Waddam strickend auf dem Sofa saß und sich dabei im Fernsehen irgendeine stumpfsinnige Seifenoper anschaute. Sharman durchquerte sofort das Zimmer und setzte sich neben sie, bevor sie reagieren konnte. Er griff nach ihrer Hand und sah sich die Ringe an, die sie trug. Betty machte ein überraschtes Gesicht.
    »Sie haben sie nicht nur ermordet, sondern auch noch ihre Ringe gestohlen, nicht wahr?«
    Mrs. Waddam wurde leichenblass, während Sharman ihre Hand
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