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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
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Macht die ganze Sache ziemlich sinnlos, finden Sie nicht?«
    Sam wusste nicht, was sie finden sollte, so baff war sie über das, was Sharman getan hatte.
    »Ist Ihnen klar, dass Ihr armer alter Briefträger wahrscheinlich seinen Job verlieren wird?«
    Er zündete sich noch eine Zigarette an. »Das bezweifle ich. Ich werde das für ihn regeln. Er ist nicht der einzige Postmitarbeiter, gegen den ich etwas in der Hand habe.«
    Sam wäre gerne schockiert gewesen darüber, wie Sharman die Dinge handhabte, aber das war sie nicht. Wenn sie ehrlich war, gefiel es ihr sogar.
    »Dabei hat sich noch etwas Interessantes herausgestellt«, fuhr Sharman fort. »Wenn Sie sein Konto Monat für Monat überprüfen, sehen Sie, dass am oder um den fünfzehnten jedes Monats ziemlich große Beträge eingezahlt worden sind.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Und?«
    Er grinste schief. »Nachdem ich bei Clarke wieder draußen war, dachte ich mir, bei der Gelegenheit schaue ich gleich auch mal bei Rogers herein. Da inzwischen die ganze Alarmanlage stillgelegt war, wollte ich die Situation ausnutzen und bin auch dort eingebrochen.«
    Sam spürte, wie sie langsam die Geduld verlor. »Und aus welchem Grund?«
    »Es gab keinen besonderen Grund, ich wollte nur ein bisschen herumschnüffeln. Aber dann habe ich das hier gefunden.«
    Er reichte Sam einen Stapel Tankstellenquittungen. »Die Quittungen stammen aus ganz Europa, aller Wahrscheinlichkeit von den Ausflügen zum Kontinent, die Waddam und seine Freunde unternommen haben. Vergleicht man die Daten, an denen sie ausgestellt wurden, mit Clarkes Konto, so wurden jeweils kurz danach große Summen überwiesen.«
    Sie war schockiert, wie groß die Beträge waren. Dass mit Pornographie so viel Geld zu machen war, hätte sie nicht geahnt.
    »Aber Clarke ist doch schon ein reicher Mann. Warum sollte er so etwas tun?«
    Sharman lachte. »Wie sagt man so schön? Man kann nie zu reich oder zu schlank sein.«
     
    Den Rest des Tages und die Nacht verbrachten Sam und Sharman in Kates Haus. Sam schlief auf dem Sofa, Stan in Kates Bett. Zuerst hatte er ihr das Bett angeboten, aber Sam hatte es nicht übers Herz gebracht, es anzunehmen. Die einzige Überraschung des Abends war das Ausbleiben jeglicher Nachrichten über die Waddams. Offenbar hatte Tom Adams rasch gehandelt, um alle Informationen zu unterdrücken, bis er ihnen auf die Spur gekommen war und herausgefunden hatte, was eigentlich los war. Es war ein seltsames Gefühl, »auf der Flucht« zu sein. Eine polizeilich gesuchte Frau, wer hätte das gedacht?, sinnierte Sam grimmig. Das Leben spielte einem schon manchmal seltsame Streiche.
    Da es keinen Grund zur Eile gab, standen beide spät auf. Sam hatte wieder eine ruhelose Nacht hinter sich. Diesmal lag es nicht an ihren Träumen, sondern am Zustand des Sofas, auf dem sie die Nacht verbrachte. Nach einem großen Becher Kaffee und einer schnellen Dusche waren sie bereit zum Aufbruch.
    Als Sam sich auf den Beifahrersitz fallen ließ, sah Sharman zu ihr hinüber. »Wir nehmen die landschaftlich reizvolle Route. Man muss den Problemen ja nicht in die Arme laufen.«
    Sam hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sie auf der Flucht waren.
    Sharman schien jede Nebenstraße und Seitengasse in Cambridge zu kennen. Hin und wieder machte er Halt, um sich zu vergewissern, dass sie nicht verfolgt wurden. Scheinbar nach einer Ewigkeit erreichten sie endlich Clarkes Haus in Grantchester. Halb rechnete Sam damit, von einer Armee von Polizisten empfangen zu werden. Zu ihrer Erleichterung war dem jedoch nicht so.
    Sie parkten in der Einfahrt und gingen hinauf zum Eingang. Sharman presste seinen Daumen auf den Klingelknopf. Wenige Momente später erschien Clarke an der Tür. Er wirkte gelassen und bedächtig. »Dr. Ryan! Was führt Sie zu mir?«
    Sharman fackelte nicht lange. »Detective Sergeant Sharman ist mein Name. Ich dachte mir, Sie sollten wissen, dass Ihre Haushälterin Betty Waddam wegen des Mordes an Ihrer Frau verhaftet wurde. Und Bill Waddam ist tot.«
    Clarke versuchte ein schockiertes Gesicht zu machen, doch Sam sah, dass es nur gespielt war. »Dann war es also doch nicht Ward. Ich habe das nie glauben können. Aber Mrs. Waddam, das kann einfach nicht sein. Sind Sie sicher?«
    Sharman lächelte. »Absolut. Noch interessanter ist allerdings, dass Mr. Waddam Ihnen eine Beteiligung an dem Mord zur Last gelegt hat, bevor er starb.«
    Clarke lachte gekünstelt. »Er hat also eine dementsprechende Aussage
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