Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
Vom Netzwerk:
gemacht?«
    »Dazu ist er nicht mehr gekommen. Aber er hat sich in Gegenwart von Dr. Ryan und mir dahin gehend geäußert, bevor er starb.«
    Clarke zuckte die Achseln. »Er hat gelogen. Vor Gericht würden Sie damit Ihre Mühe haben, meinen Sie nicht?«
    Sharman spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. »Mrs. Waddam ist freilich noch am Leben. Könnte sein, dass sie sich hilfsbereit zeigt, wenn sie erfährt, wie lange sie voraussichtlich auf Kosten Ihrer Majestät verbringen wird.«
    Clarke gab sich ungerührt. »Das bezweifle ich. Haben Sie die arme Frau etwa in Gewahrsam genommen? Ich werde dafür sorgen, dass sie einen vernünftigen Rechtsbeistand erhält. Wahrscheinlich haben Sie wieder einen Fehler begangen. Darin scheinen Sie ja sehr gut zu sein. Ich muss wohl im Unterhaus mal eine Kleine Anfrage dazu einreichen.«
    Sharman änderte die Taktik. »Kannten Sie ein Mädchen namens Claire?«
    Clarke überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Ich kenne eine Menge Frauen, aber Claire sagt mir im Moment nichts.«
    »Sie war die Freundin eines Mannes namens Spade, aber von dem haben Sie vermutlich auch noch nicht gehört?«
    »Nein, noch nie. Ungewöhnlicher Name, daran würde ich mich bestimmt erinnern.«
    »Er war ein Freund Ihres Hausmeisters Rogers.«
    Clarke zuckte die Achseln. »Der arme Mr. Rogers hatte eine Menge Freunde. Allerdings nicht von der Sorte, mit der ich Umgang pflege. Guter Mann, Rogers, aber aus etwas grobem Holz geschnitzt.«
    Sharman entschied sich für die direkte Attacke. »Schauen Sie sich gerne Pornofilme an? Oder Snuff-Filme, um genauer zu sein? Filme, in denen junge Mädchen vergewaltigt und dann ermordet werden, Mr. Clarke?«
    Sam bemerkte, wie Clarke leicht rot anlief. Sharman hatte eine wunde Stelle getroffen.
    »Nein, ganz sicher nicht. Und jetzt hören Sie, ich habe allmählich genug. Ich glaube, ich werde Ihren Chef anrufen, Superintendent Adams, nicht wahr? Er wird sicher in der Lage sein, Ihre Probleme mit mir zu klären. Übrigens, habe ich nicht gehört, Sie seien vom Dienst suspendiert? Ich vermute, Sie sind überhaupt nicht berechtigt, hier zu sein. Also gehen Sie bitte.«
    Sam sah, wie Sharmans Augen sich zu Schlitzen verengten, und sie wusste, dass das ein schlechtes Zeichen war. Vermutlich war er drauf und dran, Clarke die Faust genau zwischen die Augen zu setzen. »Kommen Sie, Stan, wir haben noch andere Dinge zu erledigen.«
    Sie zog ihn mit sanfter Gewalt zum Wagen hin, während Clarke die Tür hinter ihnen zuknallte.
     
    Während sie rückwärts aus der Einfahrt stießen, sah Sam Sharman an. »Und jetzt?«
    Er machte ein ratloses Gesicht. »Keine Ahnung. Es sei denn, Mrs. Waddam legt ein volles Geständnis ab, was aber unwahrscheinlich ist, wenn Clarkes Anwalt schon zu ihr unterwegs ist.«
    Sam überlegte einen Moment. »Was ist mit den Bankauszügen und Quittungen? Die sind doch ziemlich eindeutig.«
    »Nicht wirklich. Vergessen Sie nicht, wie ich daran gekommen bin. Wir wissen jetzt, dass er mit der Sache zu tun hatte, aber als Beweismittel würden sie nie zugelassen werden. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt zugeben sollte, dass ich sie habe. Geschweige denn, wie ich sie mir verschafft habe. Ich ahne schon, dass ich derjenige bin, der in den Bau wandert.«
    Sam schaute durchs Seitenfenster hinaus, während Sharman durch Grantchester fuhr. Plötzlich erwachte ihr Handy zum Leben. Sie schaute auf die Nummer, bevor sie sich meldete. Es war Hudd. In diesem Moment ging ihr wie ein Blitz die Antwort auf all ihre Probleme auf. Wieso war sie nicht früher darauf gekommen? Sie sah Sharman an. »Stan, fahren Sie zum Trinity College, und zwar auf dem kürzesten Weg, den Sie kennen.«
    Es war ein Risiko, aber sie fand, dass es sich lohnte.
     
    John Clarke saß an seinem Pool, als sie erschien. Zuerst bemerkte er sie nicht, da er zu beschäftigt damit war, darüber nachzudenken, was Sharmans Besuch zu bedeuten hatte. Um Betty Waddam machte er sich nicht allzu viele Sorgen; er hatte bereits seinen Anwalt angerufen, der sich sofort auf den Weg zu ihr machen wollte. Wenn nichts anderes half, würde er dafür sorgen, dass sie den Mund hielt. Nicht, dass ihm das Sorgen gemacht hätte. Um jemanden wie Betty zum Reden zu bringen, mussten schon andere Kaliber kommen als die hiesige Kriminalpolizei, aber es hatte keinen Sinn, ein Risiko einzugehen. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass jemand ihn beobachtete. Langsam drehte er sich um und sah ein Mädchen, das ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher