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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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vereinbart. Wenn du Waffen trägst, halte sie bedeckt.«
    »Waffenstillstand oder nicht«, knurrte Burrus, »drehe ihm nie den Rücken zu.«
    »Das habe ich noch nie getan und werde es auch in Zukunft nicht tun«, versicherte ich ihm. Ich war mir keines wegs so sicher, wie ich vorgab. Clodius neigte zu gelegentlichen Anfällen mörderischen Wahnsinns. Verstohlen tastete ich nach meinem Dolch und meinem Caestus und vergewisserte mich, daß sie für alle Fälle griffbereit unter meiner Tunika steckten.
    »Guten Tag, Decius Caecilius«, rief Clodius strahlend, und vor Jovialität beinahe platzend. Wie üblich, wenn er nicht im Dienst war, trug er einfache Sandalen und die Tunika eines Arbeiters, bei der ein Arm und eine Schulter unbedeckt bleiben.
    Er wurde von einem Haufen Schläger begleitet, die ähnlich verrufen waren wie die Milos, doch Clodius' engste Vertraute waren in der Regel von höherer Geburt. Die adelige Jugend Roms jener Tage bestand hauptsächlich aus Strauchdieben und Halsabschneidern. Schließlich konnten wir nicht alle in die Politik gehen. Clodius' Bande sah aus wie die jüngeren Brüder der Meute, die acht Jahre zuvor Catilina Bei seinem törichten Versuch eines Staatsstreichs gefolgt war. Die meisten von ihnen waren Bei der häßlichen Affäre ums LeBen gekommen, doch alle paar Jahre tritt eine neue Generation junger Narren an, die leeren Ränge zu füllen.
    »Setz dich zu mir, Publius«, sagte ich und wischte meine Hände an meiner Tunika ab. Es ist unklug, mit fettigen Fingern einen Dolch zu ziehen. »Es ist mehr da, als ich essen kann.«
    »Mit Vergnügen«, sagte er, setzte sich neben mich, nahm eine Handvoll des wohlriechenden Brots und Biß hinein. »Äh, von Nonnia. Ich war gerade an ihrem Stand, doch sie war schon ausverkauft. Dein Becher sieht leer aus.« Er schnippte mit den Fingern, und einer seiner Lakaien drängte mit einem Weinschlauch nach vorn, um meinen Becher zu füllen.
    Ich nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Es war ein harziger Vatikaner von den drittklassigen Weinhängen auf der anderen Seite des Tibers.
    »PuBlius, du kannst es dir leisten, in Caecubier zu Baden.
    Warum trinkst du dieses ekelhafte Zeug? Meine Sklaven Beschweren sich immer, wenn ich ihnen das mit bringe.«
    Er grinste verächtlich. »Das sind die frivolen Fesseln der Nobilitas. An derlei Dingen habe ich keinen Bedarf, Decius. Das ist sowieso alles überholt; dieser ganze Quatsch mit Patriziern und PleBejern wäre längst hinweggefegt worden, wäre Sulla nicht gewesen. Wir treten in ein neues Zeitalter ein, mein Freund.«
    »Ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat, daß man anständigen Wein trinkt«, wandte ich ein, während ich dessenungeachtet weiter an dem miesen Fusel nippte.
    »Außerdem hast du dich, als du dich der Sache des gemeinen Mannes angenommen hast, auch nicht von deinen Reichtümern losgesagt, soweit ich weiß.«
    Er lächelte verschwörerisch. »Was könnte gemeiner und vulgärer sein als Reichtum?«
    »Keine Ahnung. Ich habe mein Bescheidenes Maß an Vulgarität trotz meiner Armut errungen.«
    Er lachte herzlich, was Bei einem derart humorlosen Mann eine echte Leistung war. »Aber Geld ist dringend nötig. Wir brauchen Geld, wenn die Republik überleben soll. Wir Brauchen es, um Wählerstimmen in den Versammlungen zu kaufen und die Geschworenen in unseren Prozessen zu Bestechen. Du Bist von der Front Beurlaubt, um ein Amt anzutreten, das zu den kostspieligsten überhaupt zählt. Außerdem hast du jetzt eine patrizische Gattin, und die hat, wie du feststellen wirst, einen teuren Geschmack.«
    Ich nippte erneut an seinem Wein, der mit jedem Schluck besser schmeckte. Alles, was er sagte, war verflucht wahr. »Ich habe den Eindruck, du willst auf etwas ganz Bestimmtes hinaus, Publius.« »Ich will nur sagen«, erwiderte er, »daß kein Anlaß zum Leiden Besteht, nur weil man dem Staat dient. Ich finde es entwürdigend, daß Bürger sich zu Sklaven von Geldverleihern machen müssen.«
    »Wenn man auf die Geldverleiher einprügelt, verliert man Bestimmt keine Wählerstimmen«, sagte ich. »Aber ich sehe nicht, was das mit mir zu tun hat.«
    »Stell dich doch nicht dümmer, als du Bist, Decius. Würdest du nicht lieber Schulden machen bei einem Mann, der deine Rückzahlung nie anmahnen würde, als in der Gewalt von fünfzig kleinlichen Bankiers zu sein? Ich weiß, daß einige Männer deiner Familie bereit sind, dir etwas von deiner Last abzunehmen, aber wenn es um geliehenes Geld geht,
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