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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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sind Verwandte schlimmer als Wucherer.«
    »Ich weiß, du sprichst nicht für dich, Publius. So reich bist du nicht. Genau genommen gibt es in Rom nur einen Mann, der sowohl das Geld als auch das Interesse hat, meine Schulden beiläufig zu begleichen«, sagte ich.
    »Ich wußte, daß du dich nur blöd gestellt hast«, meinte Clodius.
    Ich seufzte. »Du warst nicht immer ein Freund von Crassus.«
    »Das bin ich auch nach wie vor nicht. Aber Caesar, Pompeius und Crassus haben eine Vereinbarung getroffen. Caesar, dein frisch angeheirateter Onkel, möchte, daß ich Crassus bei seinen Kriegsvorbereitungen kräftig unterstütze. Das heißt, ich muß mich um seine Beziehungen zum Senat, den Tribunen und den Volksversammlungen kümmern.«
    Langsam begann das Ganze einen Sinn zu ergeben. »Und ein Haufen Leute im Senat und in den Volksversammlungen würde ihm keine Probleme mehr machen, wenn die Caecilier ihren Widerstand aufgäben.«
    Clodius strahlte. »Genauso ist es!« »Weiß Crassus eigentlich, wie winzig die Wertschätzung ist, die ich in meiner Familie genieße? Glaubt er ernsthaft, ich könnte sie umstimmen?«
    »Die Aussicht, dich nicht bei der Finanzierung der Spiele unterstützen zu müssen, könnte ihre Neigungen nachhaltig beeinflussen«, meinte er und goß meinen Becher noch einmal voll. »Wie ich höre, planst du die Feier einer Munera zu Ehren von Metellus Celer. Er war ein großer Mann. Die Leute werden ein Spektakel erwarten, das seiner Bedeutung entspricht.«
    Allein der Gedanke daran verschlug mir bereits den Atem.
    »Publius, du bist gerade dabei, mir einen Tag zu versauen, der außergewöhnlich gut begonnen hatte.«
    »Es könnte der wichtigste Tag deines Lebens sein, Decius«, entgegnete er. »Wechsle einfach auf Crassus' Seite, und du bist alle deine Schulden los. Er wird dir großzügige Bedingungen gewähren.«
    »Für diese Hilfe wird er sehr viel mehr verlangen, als du angedeutet hast. Ich werde zeitlebens seine Marionette sein.«
    »Na und? Crassus ist alt, Decius, er wird nicht mehr lange leben. Selbst wenn er den Krieg gewinnt, wird er wahrscheinlich vor schierer Aufregung bei seinem Triumph umkippen und abkratzen.«
    »Aber schon die Vorstellung dieses Krieges ist mir und meiner Familie ein Greuel«, entgegnete ich zunehmend verzweifelt, weil die Aussicht so verlockend war.
    »Sei ein Realist, Decius! Du kannst sowieso nichts dagegen tun. Crassus bekommt seinen Krieg. Der Senat hat ihm erlaubt, gegen Parthien ins Feld zu ziehen, er hat schon seine Armee, und die Volksversammlungen werden ihn nicht aufhalten. Nur ein paar zähe Tribunen und aufsässige Senatoren machen noch Theater. Crassus würde gerne auf diese Opposition verzichten, und er will auch nicht, daß die Leute gegen ihn arbeiten, während er außerhalb der Stadt weilt. Versichere ihn deiner Unterstützung. Damit verlierst du nichts und gewinnst alles.«
    »Ich muß darüber nachdenken«, sagte ich zögernd. »Ich werde mich mit meiner Familie beraten.« Ich hatte nicht die leiseste Absicht, Crassus zu unterstützen, doch ich hatte bereits genug politische Erfahrung, um zu wissen, daß ein glattes Nein unklug war. Ein bedingtes Nein war immer besser.
    Er nickte. »Tu das. Und meide diese Narren Gallus und Ateius. Sie werden langsam wirklich zum Problem. Man sollte sie wegen Bedrohung der öffentlichen Ordnung verhaften.«
    Allein diese Bemerkung aus Clodius' Mund war es wert, seine Gesellschaft zu ertragen. Mit einem herzlich verlogenen Klaps auf meine Schulter verabschiedete er sich dennoch und zog weiter auf der Suche nach jemandem, den er drangsalieren und einschüchtern konnte.
    Ich weigerte mich, durch diese Begegnung einen Schatten auf meinen großartigen Tag fallen zu lassen. Mit einem angenehmen Wein-Glimmer begab ich mich zu den Aemilischen Thermen.
    Ich döste gerade im Massageraum vor mich hin, als sich eine vage vertraut aussehende Gestalt auf den Nebentisch fallen ließ.
    Der dem Tisch zugeteilte Nubier begann mit seiner Arbeit, doch das vertraute Geräusch klatschender Hände klang in diesem Fall etwas gedämpft, weil der Mann behaart war wie ein Bär. Er hatte ein breites, grob geschnittenes Gesicht, das mich anlächelte, so daß zwischen seinen wulstigen Lippen große, gelbe Zähne sichtbar wurden.
    »Guten Tag, Senator«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß wir uns schon einmal begegnet sind. Ich bin Gaius Sallustius Crispus.«
    »Decius Caecilius Metellus der Jüngere«, sagte ich und streckte meine Hand aus. »Ich
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