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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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darauf. Sie zeigte an, daß es etwa Mittag war, plusminus eine Stunde. Schluß mit der Politik, Zeit zum Mittagessen, dann ein entspannter Nachmittag in den Bädern, wo ich mit meines gleichen natürlich weiter politische Fragen erörtern würde, bevor ich mich zum Abendessen bei Milo begab. Was für ein perfekter Tag.
    »Herr!« Es war mein Sklavenjunge Hermes, der über das Forum auf mich zugelaufen kam, wie immer ohne jeden Respekt für Rang, Alter und Würde. Genau genommen war er in jenem Jahr schon vierundzwanzig, doch es fiel mir schwer, ihn als etwas anderes zu sehen als einen Jungen. Rein rechtlich gesehen war ich natürlich auch noch ein Junge, da mein Vater nach wie vor lebte. Doch ein Mann von meiner Herkunft und meinen Gepflogenheiten mußte dankbar sein, sein dreißigstes Lebensjahr überhaupt zu erreichen, und hatte keinen Grund, sich darüber zu ärgern, daß er vor dem Gesetz noch minderjährig war.
    »Was ist los?« fragte ich. »Julia will wissen, ob du zum Mittagessen nach Hause kommst«, sagte er. Im subtilen Code verheirateter Paare bedeutete das, daß es ihr ziemlich egal war, ob ich kam oder nicht. Hätte sie wirklich gewollt, daß ich komme, hätte sie ihre Frage anders formuliert: Wann dürfe man mich zum Mittagessen erwarten oder etwas in der Richtung. Hermes hatte ein feines Ohr für diese Unterschiede.
    »Hockt sie wieder mit ihren Freundinnen zusammen?« fragte ich ihn.
    »Aurelia ist zu Besuch gekommen.« Ich zuckte zusammen.
    »Ich werde Jupiter aus Dankbarkeit für diese Vorwarnung einen Hahn opfern«, gelobte ich. Julias Großmutter war ein Drachen, dem ein Mann, wenn überhaupt, nur zitternd unter die Augen zu treten wagte. Zu drei verschiedenen Gelegenheiten hatte sie von ihrem Sohn Gaius Julius Caesar verlangt, mich hinrichten zu lassen, doch obwohl er ihren Wünschen für gewöhnlich nachkam, hatte er sich in diesen Fällen glücklicherweise geweigert.
    »Ich würde ein Mittagessen außer Haus vorschlagen«, stimmte Hermes mir zu. Er war zu einem gutaussehenden jungen Mann heran gewachsen und durchtrainiert wie ein Legionär. Er hatte fast drei Jahre mit mir in Caesars gallischen Heerlagern verbracht, wo er von Armee-Ausbildern geschult worden war, und nach unserer Rückkehr hatte ich ihn für weitere Schwertstunden an der Gladiatorenschule von Statilius Taurus angemeldet. Ich hatte selbstredend nicht die Absicht, ihn professionell kämpfen zu lassen, doch jeder, der in diesen unruhigen Tagen meinen Rücken freihalten mußte, sollte in der Lage sein, auf sich aufzupassen. Es war ihm verboten, außer in meiner Begleitung, Waffen zu tragen, doch er war mittlerweile ein Experte im Umgang mit allen Waffen; zudem konnte er mit einem Stock mehr Unheil anrichten als die meisten Männer mit einem Schwert.
    »Ich werde mich an einem der Stände versorgen«, sagte ich. »Sag Julia, daß wir heute abend im Haus des Praetor Urbanus und der Dame Fausta essen. Das wird ihre Laune heben.«
    Hermes grinste. »Bei Milo?«
    »Ich wußte, daß auch dir das gefallen würde, du kleiner Ganove. Wenn du die Nachricht überbracht hast, komm mit meinen Badesachen zu den neuen Aemilischen Thermen. Und jetzt ab mit dir!« Er rannte heimwärts, als hätte er die geflügelten Sandalen seines Namensvetters geborgt. Hermes hatte ausgeprägte kriminelle Neigungen und liebte es, mit Milos Schlägern die Köpfe zusammen zu stecken, wenn wir dort aßen, was häufig der Fall war.
    Ich suchte den Stand einer Bäuerin namens Nonnia auf, deren Spezialität ein hell gebackenes Brot mit Oliven, hart gekochten Eiern und Schweinswurst war, bestrichen mit Garum und gehacktem Fenchel. Ein kleiner Laib davon im Magen, und man konnte einen ganzen Tag lang in voller Legionärsmontur marschieren. Mit einem solchen Brot und einem Becher einfachen kampanischen Weines versorgt, nahm ich auf den Stufen der Rostra Platz und erholte mich von dem anstrengenden Vormittag. Einer meiner Klienten, ein alter Bauer namens Memmius, hielt so lange meine Candida, damit ich das sündhaft teure Kleidungsstück nicht mit Fett oder Wein bekleckerte.
    »Da kommt Ärger«, sagte ein anderer Klient von mir, ein alter Soldat namens Burrus. Ich hatte seinen Sohn in Gallien vor der Hinrichtung wegen Mordes gerettet, und nun war der blutrünstige Veteran ganz erpicht darauf, alle meine Feinde niederzumetzeln. Ich blickte auf und sah den Römer nahen, den ich am allerwenigsten mochte.
    »Es ist nur Clodius«, sagte ich. »Wir haben einen Waffenstillstand
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