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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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ein Mensch und er hatte keine Haare«, beharrte Eleanor.
    »Du meinst, du hast einen Typen mit Glatze gesehen?«
    »Es war kein Er, sondern eine Sie. Eine alte Frau. Sie hat uns angestarrt. Und dann ist sie hinterm Haus verschwunden.«
    Die beiden Älteren sahen sich fragend an, doch dieses Mal war es nicht ihr üblicher »Dumme kleine Eleanor«- Blick. Sie nahmen die Sache mindestens so ernst wie ihre kleine Schwester.
    Und als sie zu der Stelle sahen, auf die Eleanor zeigte, erkannten sie im Schatten des Hauses eindeutig die Silhouette einer dunklen Gestalt. Sie starrte zu ihnen herüber.

3
    B rendan holte tief Luft und versuchte, ruhig zu bleiben, stark und mutig. Die Gestalt rührte sich nicht. »Hallo?«, rief er, während er seinen Schwestern voran langsam über den Rasen ging. »Ist da jemand?«
    Leider konnte er das Zittern in seiner Stimme nicht verhindern – er klang eher nach Sesamstraße als nach Schwarzenegger. Während die drei zur Hausecke hinschlichen, räusperte er sich ein paar Mal laut, um es zu vertuschen.
    Die geheimnisvolle Gestalt entpuppte sich als eine alte Statue. Eine düstere, knapp zwei Meter hohe Engelsfigur aus verwittertem grauem Stein, stellenweise schon grünlich schwarz verfärbt. Die Flügel lagen zusammengefaltet auf dem Rücken. Sie schien die Arme nach ihnen auszustrecken, die rechte Hand war abgebrochen. Auch im Gesicht des Engels hatte das feuchte Klima von San Francisco seine Spuren hinterlassen, Seewind und Nebel hatten im Laufe der Jahrzehnte die Konturen verwischt. Moos wucherte in den leeren Augenhöhlen.
    »Wie schön«, hauchte Cordelia.
    Brendan wischte sich verstohlen den Schweiß von der Stirn. Er kam sich ziemlich albern vor, er hatte tatsächlich damit gerechnet, das menschliche Wesen vor sich zu sehen, das Eleanor beschrieben hatte: eine kahlköpfige Frau, ein altes Weib. In seiner Fantasie hatte er sich sogar schon ausgemalt, wie die Alte mit einem krummen Finger auf sie zeigte und zischte: »Seht euch diese Trottel an, die sich so ein Haus andrehen lassen!«
    »Siehst du, Nell, es ist nur eine alte Statue. Hier ist niemand«, sagte Brendan und legte seiner kleinen Schwester die Hand auf die Schulter.
    »Bestimmt hat sie sich irgendwo versteckt!«
    »Glaub mir, es war nur ein Schatten, das Licht hat dir einen Streich gespielt.«
    »Nein, hat es nicht!«
    »Hör auf damit, du hast dich nur erschrocken.«
    »Das musst du gerade sagen!«, gab Eleanor zurück und zeigte auf den schweißnassen Fleck, den Brendans Hand auf ihrer Schulter hinterlassen hatte. Bevor Brendan ihr widersprechen konnte, packte eine andere Hand ihn von hinten am Hals.

4
    H ilfe!« Brendan wirbelte herum und warf sich mit aller Kraft gegen den Angreifer.
    Mit einem erschrockenen Aufschrei ging sein Vater zu Boden.
    »Himmel, Bren, was ist bloß in dich gefahren?« Dr. Walker rappelte sich stöhnend auf und rieb sich das Steißbein.
    »Dad! Du kannst dich doch nicht einfach so anschleichen!«
    »Kommt jetzt endlich, Mom und Diane warten auf euch. Wir wollen uns das Haus von innen ansehen.«
    Auf dem Weg zur Haustür mit der Nummer hundertachtundzwanzig spürte Brendan, wie ihnen eine kühle Brise entgegenwehte – das erinnerte ihn wieder daran, dass das Haus direkt am Meer stand und die eine Hälfte tatsächlich über den Rand einer Klippe hinausragte. Der steinerne Engel hatte ihn so abgelenkt, dass er es beinahe übersehen hätte: Ein Teil der Villa Kristoff hing in der Luft und wurde nur von Metallpfählen getragen, die unten am Strand in den Felsen verankert waren. An der Unterseite des Hauses hingen Dutzende von Fässern.
    »Was sind das eigentlich für …?«, setzte Brendan an, doch da stand er schon mit den anderen mitten in der prächtigen Eingangshalle und der Anblick verschlug ihm zum zweiten Mal an diesem Tag die Sprache.
    Mrs Walker schien so beeindruckt, dass sie alle Verhandlungsstrategie sausen ließ. Mit Kennerblick musterte sie die beeindruckenden Antiquitäten, die über den ganzen Raum verteilt waren, und bewunderte ihr eigenes Spiegelbild in dem auf Hochglanz polierten Treppengeländer. Dr. Walker stieß einen anerkennenden Pfiff aus und Cordelia sagte: »Na, das nenne ich mal eine Empfangshalle!«
    »Sie befinden sich in der Tat in der vorderen Eingangs- oder auch Empfangshalle«, bestätigte Diane Dobson. »Die Innenräume wurden komplett renoviert, aber den vorigen Besitzern ist es gelungen, den historischen Charme des Hauses zu bewahren. Nicht schlecht für eine
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