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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Sea Cliff Avenue lag das Haus, vor dem die Walkers parkten, ein Stück abseits der Straße auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks. Es thronte so nah am Rand der Klippen, die der Gegend ihren Namen gegeben hatten, dass Brendan sich sofort fragte, ob die eine Hälfte des Hauses etwa auf Stelzen stand. Eine weite, von drei ausladenden Kiefern beschattete Rasenfläche in sattem Grün trennte es von der Straße. Das Haus selbst war mit goldenen und braunen Blenden verziert, die das Königsblau der holzverkleideten Außenwände besonders gut zur Geltung brachten. Ein makellos geharkter Kiesweg schlängelte sich zwischen den mächtigen Kiefern hindurch auf die Eingangstür zu.
    »Ich bin hier bestimmt schon tausend Mal mit dem Rad vorbeigefahren, aber dieses Haus habe ich noch nie gesehen«, sagte Cordelia.
    »Weil du ständig irgendein blödes Buch vor der Nase hast«, stichelte Brendan.
    »Wie soll ich bitte auf dem Fahrrad lesen, Schlaumeier?«
    »Schon mal was von Hörbüchern gehört?«
    »Kinder, bitte keine Streitereien vor der Maklerin«, mahnte Mrs Walker leise. Sie hatte Diane Dobson bereits zurückgerufen und sich dafür entschuldigt, dass Brendan sie so abgewürgt hatte. Die Frau, die jetzt am Anfang des Kieswegs auf sie wartete, sah aus wie Hillary Clinton. »Das muss sie sein. Auf geht’s.«
    Diane winkte ihnen zu, während die Walkers umständlich aus ihrem Toyota krochen. Die Maklerin trug ein maßgeschneidertes korallenfarbenes Kostüm und hatte die Haare mit reichlich Haarspray zu einer Art blondem Helm hochgesteckt. Sie hatte etwas Majestätisches an sich und ließ das Haus hinter ihr noch beeindruckender erscheinen.
    »Dr. Jake Walker«, sagte Dr. Walker und schüttelte der Maklerin die Hand, »und das ist meine Frau Bellamy.« Mrs Walker nickte schüchtern. Seinen Nachwuchs stellte Dr. Walker erst gar nicht vor. Wie so häufig in letzter Zeit war er unrasiert, obwohl er bis vor Kurzem seinen Kindern gegenüber immer wieder behauptet hatte, dass es Männern, die sich nicht jeden Morgen rasierten, an Disziplin mangelte. Er war in letzter Zeit wirklich nicht sehr er selbst. Diane warf einen schiefen Blick auf die gebrauchte Limousine ihrer Klienten.
    »Können wir hier unser Pferd unterstellen?«, fragte Eleanor und zupfte ihren Vater am Hosenbein.
    »Wir haben doch gar kein Pferd, Nell«, sagte er lachend und erklärte Diane: »Sie ist momentan in der Pferdephase.«
    »Aber du hast es fest versprochen, Daddy! Du hast gesagt, dass ich zu meinem nächsten Geburtstag ein Pferd bekommen könnte …«
    »Ja, falls wir ein Landhaus kaufen, was wir aber nicht tun werden, und in der Stadt kann man keine Pferde halten.«
    »Aber warum denn nicht? Hier kann man überall reiten! Golden Gate Park, Crissy Field … Wenn du glaubst, dass ich dein Versprechen vergesse …«
    Mrs Walker kniete sich vor ihre jüngste Tochter und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Schätzchen, das besprechen wir später, ja?«
    »Aber immer sagt Daddy …«
    »Beruhige dich. Daddy kann doch nichts dafür, dass sich die Dinge geändert haben. Wie wär’s mit einem kleinen Spiel? Mach die Augen zu und sag mir, was für ein Pferd du dir in deinen schönsten Träumen wünschst. Komm schon, ich mache auch mit.«
    Mrs Walker schloss die Augen. Eleanor zögerte kurz, dann folgte sie ihrem Beispiel. Brendan verzog nur gequält das Gesicht, obwohl er gerne mitgespielt hätte. Ihrer Schwester zuliebe, vor allem aber, um Brendan zu ärgern, ließ Cordelia sich auf das Spiel ein.
    »Und jetzt … Augen auf!«, sagte Mrs Walker. »Also, was für ein Pferd hast du gesehen?«
    »Eine Calico-Stute, hellbraun und weiß gefleckt. Sie heißt Misty.«
    »Prima.« Mrs Walker drückte ihre Tochter fest an sich, stand auf und wandte sich wieder dem Haus und Diane Dobson zu, die geduldig darauf wartete, bis die Familie dieses anscheinend sehr wichtige Problem geklärt hatte.
    »Ist es nicht herrlich?«, sagte die Maklerin dann und wies mit einer ausladenden Geste auf das Haus hinter ihr. »Eine einzigartige Architektur.«
    »Ein paar Dinge scheinen mir allerdings nicht ganz unbedenklich zu sein«, sagte Mrs Walker. Brendan erkannte sofort, dass sie in ihren typischen Verhandlungs-Modus geschaltet hatte, mit dem sie es immer wieder schaffte, charmant, aber bestimmt ihren Willen durchzusetzen. Unerschütterlich und sehr schön sah sie aus, mit dieser spektakulären Villa im Hintergrund, und so selbstbewusst wie schon seit Monaten nicht mehr. Brendan
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