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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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fragte sich, ob vielleicht das Schicksal sie zu diesem Haus geführt hatte.
    »Ach ja? Was beunruhigt Sie daran?«, fragte Diane.
    »Zunächst einmal finde ich, dass das Haus viel zu nah an den Klippen steht. Finden Sie das nicht auch äußerst gewagt? Was passiert bei einem Erdbeben? Wir würden direkt ins Meer rutschen!«
    »Das Haus hat das Erdbeben von 1989 ohne einen einzigen Kratzer überstanden«, sagte Diane. »Eine hervorragende Konstruktion. Kommen Sie, sehen wir es uns von innen an.«
    Gespannt folgten ihr die Walkers über den geschwungenen Kiesweg zum Haus. An dieser Rasenfläche stimmte etwas nicht, fand Brendan, doch er brauchte eine Minute, bis er wusste, was ihn irritiert hatte … Es war weit und breit kein »Zu-verkaufen«-Schild zu sehen. Welches Haus wird ohne Schild verkauft?
    »Wie Sie sehen, handelt es sich bei dieser Villa um ein dreistöckiges, denkmalgeschütztes Herrenhaus im original viktorianischen Stil«, setzte Diane an, »hier in der Gegend als Villa Kristoff bekannt. Sie wurde im Jahre 1907 nach dem Großen Beben von einem der Überlebenden als Familiensitz erbaut.«
    Dr. Walker nickte. Er stammte selbst aus einer Familie, die vor vielen Generationen das große Beben von San Francisco überlebt hatte. Seine Familie war danach zwar von hier fortgezogen, doch seine Arbeit hatte Dr. Walker nach San Francisco zurückgebracht. Eine Arbeit, die er allerdings vor kurzer Zeit verloren hatte.
    »Zwei-eins-acht«, sagte Eleanor und zeigte auf die Hausnummer über der Eingangstür.
    »Eins-zwei-acht«, korrigierte Cordelia sanft.
    Eleanor starrte beleidigt auf ihre Fußspitzen. Während Diane ihren Monolog auf der obersten Stufe der Eingangstreppe fortsetzte, kniete Cordelia sich neben ihre kleine Schwester. Dieses war vielleicht ein »lehrreicher Moment«, wie ihre Englischlehrerin Miss Kavanaugh sagen würde. Aufgrund ihrer Legasthenie neigte Eleanor dazu, Wörter oder Zahlen rückwärts zu lesen. Cordelia glaubte fest daran, dass es einen einfachen psychologischen Trick geben musste, um ihr zu helfen. Sie hatten diesen Trick bislang nur noch nicht herausgefunden. Wie zufällig blieb Brendan neben den beiden stehen und freute sich schon darauf, seine oberschlaue Schwester scheitern zu sehen.
    »Warum versuchst du nicht mal, es rückwärts zu lesen?«, ermutigte sie Eleanor.
    »So einfach ist das nicht, Deli. Bloß, weil du glaubst, alles zu wissen!«
    »Immerhin habe ich viele Bücher darüber gelesen und ich versuche doch nur, dir zu helfen …«
    »Und wo warst du dann letzte Woche in der Schule?«
    »Was? Was meinst du …?«
    »Diese blöde Vertretungslehrerin in der blöden Englischstunde hat mich drangenommen, ich sollte aus Unsere kleine Farm vorlesen. Ich habe es einfach nicht hingekriegt.«
    Eleanor erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie sich nicht getraut hatte, der Vertretungslehrerin zu sagen, dass sie eine Leseschwäche hatte. Als sie mit Lesen an der Reihe war, hatte sie sich vor die Klasse gestellt und sich an das Buch geklammert. Vielleicht passierte ja doch ausnahmsweise mal ein Wunder und sie würde es endlich mal hinkriegen, einen Satz fehlerfrei zu lesen. Doch wie immer purzelten die Buchstaben vor ihren Augen wild durcheinander, sobald Eleanor versuchte, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen. Nicht rückwärts, Cordelia, dachte sie, sie sind alle durcheinander. Trotzdem ging bei den ersten vier Wörtern der Überschrift noch alles gut, nur beim letzten verdrehte sie alles und heraus kam ein albernes Schimpfwort. Die ganze Klasse brüllte vor Lachen und Eleanor warf das Buch auf den Boden und rannte aus dem Klassenzimmer. Die Vertretungslehrerin hatte sie anschließend zum Direktor geschickt und die anderen riefen heute noch dieses blöde Schimpfwort hinter ihr her.
    »Eleanor, es tut mir so leid. Aber ich kann doch nicht im Unterricht bei dir sein«, sagte Cordelia kleinlaut.
    »Siehst du, das kannst du nicht! Also hör auf, so zu tun, als könntest du mich reparieren!«
    Cordelia zuckte zusammen. Brendan grinste schadenfroh und wollte eine bissige Bemerkung machen, als Eleanor plötzlich rief: »Was ist das?«
    Brendan und Cordelia sahen noch, wie ein dunkler Schatten über den Rasen huschte und hinter der Hausecke verschwand. Blitzschnell. Zu schnell für einen Menschen. Auf der Straße hörten sie ein Auto hupen.
    »Du hast wahrscheinlich nur einen wandernden Schatten von dem Auto da drüben gesehen, Nell«, sagte Brendan.
    »Nein, das war kein Schatten, es war
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