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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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fünfunddreißig.«
    »Warum?«, wollte Cordelia wissen. »Nur, weil ich ein paar sachbezogene Fragen stelle?«
    Brendan beugte sich von der Rückbank aus zum Telefon vor und drückte das Gespräch weg.
    »Brendan!«, kreischte Mrs Walker.
    »Die Besichtigung können wir uns schenken, das wird wieder nur peinlich.«
    »Aber Miss Dobson wollte uns doch gerade noch mehr über das Haus erzählen!«
    »Ist doch klar, wie es aussehen wird. Wie jedes andere Haus, das wir uns leisten können: total abgewrackt.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Cordelia. »Und ihr wisst, wie ungern ich Brendan zustimme.«
    »Du stimmst mir doch gerne zu, Schwesterherz«, brummelte Brendan. »Dann weißt du nämlich, dass du recht hast.«
    Als Cordelia lachte, musste er gegen seinen Willen auch grinsen. »Guter Spruch, Bren«, sagte Eleanor und wuschelte ihrem Bruder durch die ungekämmten Haare.
    »Bitte, Kinder, ihr dürft das Ganze nicht so negativ sehen«, sagte Dr. Walker. »Sea Cliff ist immer noch Sea Cliff. Wir reden hier über eine unverbaute Aussicht auf die Golden Gate Bridge. Also ich möchte mir das auf jeden Fall ansehen. Außerdem reizt mich dieses ›preislich einmalige‹ Angebot. Wie war noch mal die genaue Adresse?«
    »Nummer hundertachtundzwanzig«, sagte Brendan, ohne aufzusehen. Er besaß eine beinahe übernatürliche Fähigkeit, solche Einzelheiten wie auf Knopfdruck abrufen zu können. Das hatte er sich antrainiert, weil er immer die Sportergebnisse und Spielzüge auswendig lernte. Seine Eltern zogen ihn gern damit auf, dass er später sicher Anwalt werden würde, auch weil er ein Meister im Verhandeln und Argumentieren war. Aber Brendan hatte nicht vor, als Anwalt zu enden, dann schon lieber als Baseballprofi bei den Forty-Niners oder Footballstar der Giants.
    »Gibst du bitte mal die Adresse ein?«, bat Dr. Walker und hielt Brendan das Handy unter die Nase.
    »Ich bin gerade mitten in einem Spiel, Dad.«
    »Na und?«
    »Ich kann jetzt nicht einfach unterbrechen!«
    »Hat das Ding keine Pausentaste?«, fragte Cordelia.
    »Wer hat dich denn gefragt?«, fauchte Brendan. »Ach lasst mich doch endlich mal in Ruhe!«
    »Das tun wir schon die ganze Zeit«, erwiderte Cordelia. »Ständig hockst du vor diesen dämlichen Spielen, drückst dich davor, mit uns essen zu gehen, weil du Lacrosse-Training hast, und willst nie auf unsere Ausflüge mit … es ist, als wolltest du nicht zur Familie gehören.«
    »Ich bin beeindruckt, Deli«, sagte Brendan. »Du kannst ja Gedanken lesen!«
    Eleanor sprang ein, schnappte sich das Handy und tippte die Adresse ein – allerdings in verkehrter Reihenfolge, erst die Hausnummer, dann die Straße. Cordelia wollte Brendan eine vernichtende Bemerkung an den Kopf werfen, als ihr einfiel, dass Brendan gerade in dieser furchtbaren Jungs-»Phase« steckte, in der man ständig beweisen musste, dass man supercool war, obwohl man in Wahrheit nicht bis drei zählen konnte.
    Dabei hatten sie im Moment wirklich andere Probleme. Sogar Eleanor war mittlerweile misstrauisch, was dieses Haus anging. Bestimmt war es uralt und es waren schon jede Menge Leute darin gestorben. Wahrscheinlich ein halb zerfallener, von einer zentimeterdicken Dreckschicht überzogener Kasten, bei dem die Fensterläden schief hingen. Der Vorgarten war vermutlich ein zugewucherter Dschungel mit einem riesigen, verwilderten Baum. Und sämtliche Nachbarn rundherum würden über die Walkers ihre Nase rümpfen und hinter ihrem Rücken tuscheln: »Seht euch diese Hinterwäldler an, die sich so einen alten Kasten andrehen lassen.«
    Aber was konnten sie schon dagegen machen? Auf drei Kinder mit acht, zwölf und fünfzehn Jahren würde sowieso niemand hören. Eleanor, Brendan und Cordelia waren davon überzeugt, in einem Alter zu sein, in dem man den Erwachsenen machtlos ausgeliefert und überhaupt alles total ungerecht war.
    Also spielte Brendan auf dem Rest der Fahrt weiter PSP, Cordelia las und Eleanor tippte auf dem Navigationsgerät herum, bis ihr Vater den Wagen vor dem Haus Nummer hundertachtundzwanzig in der Sea Cliff Avenue anhielt. Der Anblick, der sich ihnen dort bot, verschlug allen die Sprache.

2
    S ea Cliff gehörte zu den feineren Wohnvierteln San Franciscos. Hier säumten auf kleinen Anhöhen erbaute Villen, wie an einer Perlenkette aufgereiht, eine sonnenbeschienene Straße. Davor standen in regelmäßigen Abständen junge Bäume mit perfekt in Form geschnittenem frischem Grün. Im Gegensatz zu den anderen Villen an der
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