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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Brief gesehen?«, sagte Dr. Walker, der immer noch darauf wartete, bei der Bank durchgestellt zu werden. Er legte einen Umschlag auf den Küchentisch. »Die erste Post, die wir an unsere neue Adresse bekommen haben.«
    Mrs. Walker riss den Umschlag auf. In dem Brief ging es um den Rechtsstreit mit dem John Muir Medical Center, wo Dr. Walker bis vor Kurzem gearbeitet hatte.
    »›… wird in dieser Angelegenheit Stillschweigen vereinbart und eine Zahlung von … zehn Millionen Dollar zugesichert‹«, las Mrs Walker vor.
    »Hat sich soeben erledigt, vielen Dank«, sagte Dr. Walker ins Telefon und legte auf. »Also ist es wahr?«
    »Lies doch, Schatz! Es ist wahr! Ich habe dir doch gesagt, dass eine Gegenklage ihnen Angst einjagen würde! Anscheinend ist das Geld bereits überwiesen worden!«
    Das Ehepaar Walker konnte sein Glück kaum fassen, sie fielen sich in die Arme. Die Kinder umringten ihre Eltern.
    »Super, Dad!«, sagte Eleanor. »Kann ich jetzt mein Pferd haben? Bitte!«
    »Von mir aus, warum nicht«, stimmte ihr Vater sofort zu.
    »Jaaa!«, jubelte Eleanor. »Ich weiß auch schon einen Namen: Majesty!«
    »Wo, in Gottes Namen, sollen wir hier ein Pferd unterbringen?«, fragte Mrs Walker.
    »Mit zehn Millionen Dollar könnten wir ihm sogar einen Stall auf dem Dach bauen! Und dazu einen speziellen Pferdeaufzug, um es hinunter in den Park zu bringen!«, meinte Dr. Walker.
    Die ganze Familie lachte und redete durcheinander und Cordelia nahm sich vor, diesen Moment in ihrer Erinnerung festzuhalten. Nur eine Kleinigkeit trübte ihre Stimmung – ihr war seltsam kalt. Nicht mal, als sie sich den alten Wollschal ihrer Großmutter um die Schultern schlang, wurde ihr wärmer. Es war, als käme die Kälte tief aus ihrem Inneren. Kein Wunder, nach dem, was sie durchgemacht hatte; das waren wahrscheinlich die Nachwirkungen.
    Diese Momente – wenn die Walkers sich ausnahmsweise einmal nicht wegen irgendetwas stritten, wenn sie einfach nur zusammen waren und sich wohlfühlten, ohne genau zu wissen, warum – diese Momente waren äußerst selten. Und eine Menge Geld aus einem Buch mit magischen Kräften könnte sie noch seltener werden lassen. Möglicherweise würde es noch ganz andere Probleme mit sich bringen, Probleme, die furchtbare Auswirkungen hatten.
    Aber an diesem Abend, in diesem Moment, war alles so, wie es sein sollte.

Epilog
    U nterhalb der Villa Kristoff, auf dem felsigen Strand, der unter dem Namen Baker Beach bekannt war, genau auf dem Weg, den das Haus hinunter ins Meer rutschen würde, wenn es eines Tages dazu käme, erschien in diesem Moment eine nasse Hand, die sich an einem der rauen Felsbrocken festklammerte.
    Es war eine dicke, kräftige Hand. Zwischen den Fingern hingen Reste von Seegras. Der scharfkantige Felsen wollte in die Hand schneiden, doch sie war stärker.
    Eine zweite Hand tauchte auf und mit einem heiseren Stöhnen hievte ihr Besitzer sich hoch auf den Felsen. Hinter ihm brachen die gewaltigen Wellen des Pazifiks mit lautem Getöse in sich zusammen, als wären sie soeben aus einer Starre erwacht. Nach eine Reise zwischen den Welten in einer Bucht aufzuwachen, betäubte die Sinne.
    Mit dem Kopf voran glitt er hinunter auf einen sandigen Fleck, kroch dann zu der Klippe, auf der die Villa Kristoff thronte. Es folgte ein schmerzhafter Aufstieg. Immer wieder rutschten die Hände ab, Dornen bohrten sich in die Haut. Doch die Hände ließen nicht locker. Er spuckte Salz, drückte den Schmerz tief in sich hinein, wo er von Hass überlagert wurde, der heller leuchtete als die Golden Gate Bridge zu seiner Linken oder die schwarz schimmernde See mit den weiß geränderten Wellenkämmen unter ihm.
    Endlich beförderten ihn die Hände über den Rand der Klippe und er fand sich im rückwärtigen Teil des Grundstücks an der Sea Cliff Avenue wieder, wandte das Gesicht den vertrauten Umrissen der Villa Kristoff zu und sah hinter dem Küchenfenster eine Familie, die bei heißer Schokolade zusammensaß.
    Ich könnte sie auf der Stelle umbringen, dachte Denver Kristoff, dafür dass sie Dahlia getötet haben. Niemand nimmt mir meine Tochter. Dafür werden sie büßen.
    Aber die Zeit war noch nicht reif. Kristoff hatte einen Ort, wo er sich verstecken und auf den richtigen Moment warten würde; einen Ort, neben dem die Villa Kristoff geradezu armselig wirkte. Sein Mund war immer noch zu einem grässlichen eingefrorenen Grinsen verzerrt, seine Nase bestand nur aus Hautlappen, er würde eine Maske brauchen …
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