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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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von ihnen entfernt bereitete der Sturmkönig seinen nächsten Angriff vor.
    »Warten Sie!«, rief Brendan.
    Der Sturmkönig blickte erstaunt auf.
    »Ich weiß, Sie sind gerade dabei, Ihr Vater-Tochter-Ding zu regeln, aber bevor Sie abhauen … bitte … bitte geben Sie mir mein altes Gesicht wieder.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil Sie gesagt haben, dass tief in Ihnen drin immer noch Denver Kristoff steckt. Dass noch etwas Gutes in Ihnen steckt.«
    In den Augen des Sturmkönigs blitzte so etwas wie Verständnis auf. Er streckte die Hand aus und schwarze Wolkenwirbel schossen aus seinen Fingerspitzen. Sie umhüllten Brendans Mund und krochen ihm in die Nase. Die orangefarbenen Augen des Sturmkönigs leuchteten einmal kurz auf. Als die Wolken verschwanden … sah Brendans Gesicht wieder so aus wie vorher.
    Ungläubig strich er mit dem Finger über seine Haut und lächelte den Sturmkönig an.
    »Vielen, vielen Dank. Wenn sie mich jetzt in meinem Sarg liegen sehen, wird den Leuten aus meiner Schule wenigstens nicht gleich schlecht.«
    Denver Kristoff nickte bedächtig …
    Dann schoss er hinauf in die Wolke, um sich um Dahlia zu kümmern.
    »Puh«, stöhnte Brendan und wackelte probehalber mit dem Kopf, um zu testen, ob wirklich alles noch dran war. Dabei blieb sein Blick zufällig an der Stein-Schatulle hängen … Sie war leer! Das Buch des Verderbens und Verlangens war verschwunden!
    Genau wie Eleanor.
    »Nell?«, rief Brendan zaghaft. »Nell?«
    Er verstummte, als eine riesige Explosion den Himmel über ihm erleuchtete. Grelle Blitze zuckten aus der schwarzen Wolke, in der sich die Windfurie und der Sturmkönig einen Kampf der Titanen lieferten.

74
    N ur wenige Meter vom Schiff entfernt hockte Eleanor in dem engen Schornstein, der als Einziges der Villa Kristoff noch nicht unter Wasser lag, und verfolgte das Schauspiel. Die Wolke sah aus, als wäre sie ein lebendiges Wesen. Abwechselnd schossen weiße und blaue Lichtblitze heraus, ein widerlicher Geruch nach Verbranntem wehte ihr in die Nase …
    Aber Eleanor hatte etwas Wichtiges zu erledigen.
    Sie hielt das Buch des Verderbens und Verlangens in den Händen, das sie unter größter Anstrengung über die schwankenden Taue vom Schiff hinüber zur Villa Kristoff transportiert hatte. Unbemerkt war sie in den Schornstein geklettert. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, die Kleinste zu sein, dachte sie und strich zufrieden über die Wände ihres engen Verstecks. Schwarzer Ruß klebte an ihren Fingerspitzen. Sie lächelte. Das war Teil ihres Plans.
    Eleanor schlug das Buch auf, ohne hinzusehen, und riss schnell eine Seite heraus, bevor sie es sofort wieder zuklappte. Wenn sie nicht in seinen Bann geraten wollte, musste sie es mit großer Vorsicht behandeln, wie eine Mausefalle, die jederzeit zuschnappen konnte. Die Seite, die sie herausgerissen hatte, war ein leeres Blatt Papier.
    Jetzt kommt der schwierigste Teil. Das Schreiben.
    Vor ihrem inneren Auge blitzte kurz dieser furchtbare Moment auf, als sie in der Schule beim Vorlesen total versagt hatte. Sie schob den Gedanken rasch beiseite. Das ist jetzt nicht wichtig . Sie legte ihren rußverschmierten Finger aufs Papier. Aus der Wolke über ihr ertönte immer noch wütendes Gezanke. Eleanor schloss die Augen. Sie erinnerte sich an das, was Cordelia ihr vor einer gefühlten Ewigkeit geraten hatte, als sie vor der Tür der Villa Kristoff gestanden hatten. Dass sie versuchen sollte, rückwärts zu lesen. Das Entscheidende war jedoch, nicht rückwärts, sondern blind zu lesen.
    Sie blendete alles um sich herum aus, die Schreie, das Durcheinander in ihrem Kopf, das hämische Gelächter ihrer Mitschüler … und dann schrieb sie.
    Als Nächstes musste sie das Buch des Verderbens und Verlangens noch einmal aufschlagen.
    Ganz vorsichtig. Nur ein kleines Stück. Gerade genug, um das Stück Papier hineinzuschieben.
    Sie legte es zwischen die Seiten.
    Im nächsten Augenblick wurde sie wie von einem gigantischen Staubsauger aus dem Schornstein gesogen, direkt auf die finstere Wolke über ihr zu, in der ein erbitterter Kampf tobte.

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    D as ist bestimmt die Windfurie, bibberte Eleanor vor sich hin. Oder der Sturmkönig. Vielleicht auch beide . Sie wollen mich holen, um mich zu bestrafen . Sie werden mich mit ihren Blitzen foltern. Gleich würde sie einen grausamen Tod sterben, aber Eleanor war ganz ruhig – sie hatte sich an etwas Heldenhaftem versucht. Immer näher kam sie der Wolke …
    Dann begann die schwarze Masse,
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