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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Autoren: franklin
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widerspenstigen Priester befreien?« Worauf sich einige Ritter aufmachten, die ihre eigenen Probleme mit dem Erzbischof hatten, nach England übersetzten und den Mann auf den Stufen seiner Kathedrale töteten. So wurde Becket zum heiligen Märtyrer und Henry zum Sünder. Dabei war es Henry Plantagenet, der England aus dem Mittelalter führte, ihm ein allgemeines Recht schenkte (ein umfassendes Rechtssystem für das gesamte Volk) und allen englischsprachigen Nationen das Wunder einer Rechtsprechung durch ein Geschworenengericht brachte. Bis dahin war die Rechtsprechung Gott überlassen worden, indem man den Angeklagten beispielsweise in einen Teich warf: Ging er unter, war er schuldig, schwamm er oben, war er unschuldig.
     
    Eleonor von Aquitanien war ihrem Mann, König Henry  II ., intellektuell nicht unbedingt ebenbürtig. In den von Mönchen geschriebenen Chroniken jener Zeit wird sie als aufflammender, wilder Charakter beschrieben. Sie brachte zehn Kinder zur Welt und stellte sich hinter die Revolte ihrer älteren Söhne gegen ihren Vater, der sie, Eleonor, dafür einsperrte (wenn auch an einem recht schönen Ort). Nach dem Tod Henrys  II . regierte sie England anstelle von Richard, der sich auf einem Kreuzzug befand, und besorgte das Lösegeld, als er auf dem Rückweg in feindliche Hände geriet. Als er getötet wurde, verbrachte sie ihre Zeit damit, den unsteten König Johann vor Unheil zu bewahren. Bis auf ihn überlebte sie all ihre Söhne und starb erst in ihren Achtzigern. Da konnte sie auf ein abenteuerlicheres Leben zurückblicken als alle Königinnen vor und nach ihr.
    Am Ende ihres Lebensweges ging sie in den Konvent von Fontevrault im französischen Anjou (dem schönsten aller Klöster), wo sie trotz aller Turbulenzen in ihrer Ehe mit ihm neben Henry Plantagenet beigesetzt wurde.
     
    Joanna Plantagenets Reise von England nach Palermo, um König William von Sizilien zu heiraten, ist ein weiteres historisches Ereignis.
    Wir kennen den Großteil ihrer Reiseroute und wissen, dass sie zeitweise von zweien ihrer Brüder begleitet wurde, Henry, dem Jüngeren und Richard, der später Richard Löwenherz genannt wurde. Wir wissen auch, dass die Reise an einem Punkt unterbrochen und Joanna an Land gebracht werden musste, weil sie krank war.
    Das alles ist belegt, aber wenig mehr. Die Chronisten des frühen Mittelalters enttäuschen ihre Leser, wenn es um die Einzelheiten von Reisen geht. Alle möglichen Männer und Frauen, nicht nur die königlichen Geblüts, reisten in jenen Jahren. Manche unternahmen Pilgerreisen quer durch die christliche Welt, andere besuchten Rom, von England aus dauerte das nur ein paar Wochen. Wir finden lakonische Hinweise auf Alpenüberquerungen, ohne dass viel über die damit verbundenen Entbehrungen berichtet würde, obwohl sie doch mitunter im Winter stattfanden.
    Um auf die wachsende lähmende Macht der römisch-katholischen Kirche von damals hinzuweisen, habe ich mich berechtigt gefühlt, an Joannas Reise teilzunehmen und der sicher sowieso schon abenteuerlichen Unternehmung noch mehr Dramatik hinzuzufügen, wobei ich wie immer darauf geachtet habe, keine meiner historischen Personen auf eine für sie untypische Weise handeln zu lassen.
    Ein paar historische Daten habe ich für meine Geschichte verschoben. So ist Joanna bei ihrer Abreise zehn Jahr alt und kommt mit elf in Palermo an, wie es tatsächlich auch war, aber ich habe die ganze Reise nach Sizilien um zwei Jahre nach hinten verlegt, ins Jahr 1178 , obwohl sie 1176 stattfand. Das war nötig, um sie im Lebensablauf meiner Heldin unterbringen zu können. 1176 hatte Adelia andernorts zu tun, und so habe ich mir die schriftstellerische Freiheit genommen, Joannas außergewöhnlich Reise umzudatieren, damit Adelia daran teilnehmen konnte.
     
    Henry, der Jüngere: Es wäre typisch für diesen jungen Mann gewesen, seine Schwester im Stich zu lassen, um an einem der Turniere teilzunehmen, nach denen er geradezu süchtig war. Professor W. L. Warren, der sich so intensiv wie aufschlussreich mit der Regentschaft Henrys  II . befasst hat, sagt über ihn: »Er war gütig, huldvoll, leutselig und höflich, der Inbegriff von Liberalität und Großzügigkeit. Unglücklicherweise war er aber auch oberflächlich, eitel, leichtfertig, hohlköpfig, inkompetent und verantwortungslos.« (W. L. Warren, Henry  II , University of California Press, 1977 ) Irgendwann hat er praktisch jeden im Stich gelassen. Er starb mit achtundzwanzig Jahren
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