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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Autoren: franklin
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begann zu rennen, zog seinen Bischofsmantel im Laufen aus und ließ die Mitra über die Stufen des Altars purzeln. Der Bischofsstab schlug auf die Steine des Mittelganges, und sein Scheppern war noch zu hören, als Rowley längst durchs Hauptportal verschwunden war. Erschreckt und staunend starrten ihm die Leute hinterher.
     
    Der Marionettenmacher war ein fetter bärtiger, alter Grieche, und er machte Schwierigkeiten. »Signora, von den Rittern habe ich genug, aber von den Tieren nur die beiden, mit denen meine Söhne die Vorstellungen bestreiten. Sie sind ein Kassenmagnet, die Kinder lieben sie, und ich kann sie nicht verkaufen, bevor ich nicht zwei neue gemacht habe.«
    Natürlich war das nichts als ein Trick. Der verdammte Kerl wollte nur den Preis in die Höhe treiben. Er hatte Adelia vor seinem Stand stehen und sehnsuchtsvoll die beiden tanzenden, um sich tretenden Tiere betrachten sehen. Und natürlich war ihm ihre teure Kleidung aufgefallen, trotz des hässlichen kleinen Hundes, der da an ihren herabhängenden Ärmel geknotet war.
    Der Stand war im Grunde ein langes, schmales Zelt, in dem es nach Farbe und Holzspänen roch. Direkt hinter der Bühne konnte Adelia die sich hin und her bewegenden Rücken von zwei jüngeren Männern sehen, die sich über das Proszenium beugten und so gekonnt mit den Fäden der Marionetten arbeiteten, dass draußen Jung und Alt staunend den Mund aufsperrte. Adelia wandte den Kopf. Die Klappen am anderen Ende des Zeltes waren hochgeschlagen und ließen genug Licht herein, um auf dem langen Arbeitstisch halbfertige Puppen und ein wildes Gewirr von Schnüren und Leisten erkennen zu können.
    Signor Feodor hatte ihr einen Stuhl und ein Glas Limonade angeboten und sich innerlich auf das Feilschen eingestellt, ohne das in La Kalsa kein Handel abgeschlossen wurde.
    Sie nippte an ihrem Getränk. »Wie viel, Signore?«
    »Für die Ritter einen Gold-Tari, für die Tiere zwei.«
    »Für jedes?«
    Er breitete die Arme aus. »Was würden Sie verlangen, Signora? Der Mechanismus, um sie beißen und treten zu lassen, ist kompliziert. Dazu kommt, dass ich sie, wie ich schon sagte, nur höchst ungerne weggebe.«
    Der Preis war lächerlich hoch. Normalerweise wäre sie jetzt aufgestanden und hätte so getan, als wollte sie gehen, und er hätte sie zurückgerufen und weniger verlangt, worauf sie sich erneut abgewandt und er sie abermals zurückgerufen hätte … Aber so viel Zeit hatte sie nicht, so sehr er sich auch darauf eingestellt haben mochte.
    »Drei Tari für alle zusammen«, sagte sie.
    »Wollt Ihr mich ruinieren, Signora? Fünf.«
    »Vier.«
    »Viereinhalb, und ich mache mich zum Narren.«
    »Abgemacht«, sagte sie. »Packt sie ein!«
    Sie überraschte ihn. Er wäre bis auf dreieinhalb heruntergegangen. Schon war er auf den Beinen und klopfte dem Sohn, der die Fäden der Tiere führte, auf den Hintern. »Wir haben etwas verkauft, Aeneas.«
    Weil sie so viel zahlte, gab man sich mit der Verpackung große Mühe. Würde sie weit mit den Puppen reisen? Dann mussten sie in Wolle gepackt werden, damit sie nicht beschädigt wurden. Und wer war der Glückliche, der sie bekommen sollte? Ein Mädchen? Erlaubt uns, ihr etwas Lokum mit einzupacken …
    Ward zerrte am Ärmel und ließ ein Geräusch aus der Kehle hören, das darauf hindeutete, dass er jemanden oder etwas gerochen hatte, den oder das er mochte. Adelia saß immer noch mit ihrem Glas in der Hand da und sah zwischen den Baumwollstreifen hindurch, die vor dem Eingang hingen, um die Fliegen draußen zu halten.
    Auf der Piazza begannen die Feiern zur Hochzeit des Königs. Fackeln wurden entzündet, und Händler verdoppelten ihre Anstrengungen, Gipsbüsten des gekrönten Paares zu verkaufen. Stände mit Getränken machten ein großes Geschäft, und in der Mitte des Platzes wurde ein Podium für die Musiker aufgestellt, die zum Tanz aufspielen sollten.
    »Wen riechst du denn da, du dummer Hund?«
    Dann sah sie ihn, denn er war der Einzige auf dem Platz, der ganz ruhig dastand. Sie kannte den Mann, der da auf der anderen Seite der Piazza unter einer Palme stand und zu dem Stand herübersah, wo die beiden verbliebenen Marionetten immer noch weitertanzten.
    Er und sie waren dieselben tausend Meilen gereist, lange Zeit gemeinsam.
    Der Ärmste ist krank,
war ihr erster Gedanke. Er trug keine Kappe, und sein Haar stand buschig in die Höhe. Sein Mantel wirkte abgetragen und zerlumpt, sein Blick leidensstarr.
    Adelia stand auf, um ihn zu begrüßen,
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