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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Autoren: franklin
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gerade um diese Frau so zu sorgen.
    Ich bin ein Koloss, wusstest du das? Ich durchquere die Ozeane, kann Kriege befördern und verhindern. Meerjungfrauen umschmeicheln mich, Frauen so schön wie die Morgendämmerung warten auf mich, Huren und Heilige, und einige sind beides. Und mittendrin, wie ein todbringendes Riff, bist du.
    Sie war nicht schön, er hatte schon Kamele gesehen, die anmutiger waren als sie, wenn sie dahinstolperte und nach den verfluchten Pflanzen suchte, mit denen sie ihren verfluchten Patienten half. Und nie ein Blick in seine Richtung. Das einzige Lächeln, das sie kannte, galt diesem verdammten, nutzlosen Bischof, und sie erhellte die ganze Welt damit.
    Wieso sollte ich für diese Frau sterben? Weil ihre Ausmaße exakt die Leere in deiner scheußlichen Seele füllten, als du sie das erste Mal sahst, O’Donnell, du armer Wicht. Daran kannst du nichts ändern.
     
    Besser platziert als alle von ihnen, um die gesamte Hochzeitsgemeinde zu überblicken, sieht ein weiteres Paar Augen hinter einer der kunstvollen Säulen des nördlichen Fenstergeschosses verborgen, ins Kirchenschiff hinunter.
    Ein Mönch, der ihn gefragt hat, was er denn da oben wolle, ihn gar aufzuhalten versucht hat, liegt auf den Stufen einer versteckten Treppe, mit klaffenden Löchern, wo vorher die Augen waren.
    Dieses Vieh, das einmal eine eigene Persönlichkeit besessen hat und nur mehr ein Toter namens Wolf ist, lässt gähnend eine rote Zunge sehen. Es besteht kein Grund zur Sorge. Sie wird sich ihm entdecken, so wie sich der Weg hierher über tausend Meilen Schritt für Schritt vor ihm aufgetan hat.
    Er lässt das Blut des Mönchs von seinem Messer auf den Boden tropfen und spähst in die Tiefe. Er muss nur warten. Sie wird ihm gezeigt werden.
     
    In La Zisa wurde Ward vom Diener Rafiq gefüttert und bekam frisches Wasser. Rafiq hielt so viel Abstand wie nur möglich von dem Hund und sperrte ihn anschließend in Lady Adelias Zimmer.
    Ward schlief eine Weile und schnüffelte dann an der Tür. Als sie sich kurz darauf öffnete und eine Bedienstete mit Staubwedel und Möbelpolitur hereinkam, schlüpfte er ungesehen nach draußen. Darin war er gut, und er hatte es in den Tagen hier im Schloss fast zu einer Kunst entwickelt, neigte die Hunde hassende Dienerschaft doch dazu, ihn heimlich mit Tritten zu malträtieren, wenn er irgendwo auftauchte.
    Bis zur Eingangshalle schaffte er es ungesehen. Die großen Türen nach draußen waren geöffnet und ließen frische Luft in das langgezogene Gewölbe und den Rest des Palastes strömen. Allerdings wurden sie von Männern mit Krummsäbeln bewacht, die nach Wards Erfahrung schlimmer traten als alle anderen.
    Er stürmte los, hörte die Rufe hinter sich und raste mit einer Geschwindigkeit um das Wasserbecken, dass er keuchend innehalten musste, als er endlich den Weg zu den geschäftigen Straßen der Stadt erreichte.
    Die Gerüche waren ein Genuss.
    Sich klein machend und windend, um den Stiefeln der Vorbeigehenden auszuweichen, gab sich Ward diesen Gerüchen ganz hin, vergaß Adelia für einen Moment und verströmte seinen eigenen Duft.
    Aber oh, da war ein Geruch, den er wiedererkannte. Es war nicht der von Adelia, doch er war ihm ebenso vertraut und angenehm. Der Hund machte sich an die beschwerliche Aufgabe, ihn unter den tausend anderen Gerüchen zu lokalisieren, damit er ihm folgen konnte. Er schnüffelte, verlor ihn gelegentlich, fand ihn aber wieder und folgte dem Weg, den Mansur zur Kathedrale genommen hatte.
     
    Der Bischof von Winchester machte das Beste aus seiner Rolle bei der Hochzeit, indem er mindestens so lange wie die anderen katholischen Gebetsleiern vor ihm endlose lateinischen Bittgebete aneinanderreihte.
    Die Menge der Menschen in der Kathedrale führte zu solch einer Hitzeentwicklung, dass einer der Küster die Türen öffnete, damit frische Luft die Schläfrigkeit vertrieb, die den Großteil der versammelten Hochzeitsgäste überkommen hatte.
    Tatsächlich war bisher nur interessant und aufregend gewesen, wie Herzog Richard die Herkunft des Schwertes, das er mit sich trug, aufdeckte. Er tat es ohne große Anmut und fraß die Worte halb in sich hinein. Wie einst der Priester Ahimelech dem biblischen David Goliaths Schwert übergeben hatte, überreichte er William des Geschenk des Königs von England: »
Ecce hic galdius Arturi regis.
Seht, großer König, ich übergebe Euch Excalibur.«
    Die Frau neben Adelia ergriff deren Arm mit hennagefärbten Händen.
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