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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Autoren: franklin
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schönsten Marionetten gekauft … für ihre Tochter, hat sie gesagt. Ich habe noch andere, Signore, wenn Ihr …«
    Rowley schüttelte ihn. »Wo ist sie hin?«
    »Hinten hinaus, Signore, ich weiß nicht, warum. Plötzlich ist sie gerannt …«
    Genau wie Rowley, durchs Zelt hinaus in die Gasse. Er rief ihren Namen. Gerannt, lieber Gott, sie ist gerannt. Er tastete nach seinem Schwert und erinnerte sich, dass er ein Bischof war – gewesen war – und Bischöfe trugen keine Schwerter, wenigstens nicht in Kathedralen.
    Gut, denn sonst würde er sie damit umbringen. »Wo bist du, verdammt noch mal?«
    Die Gassen wanden und verwoben sich, und er wand und verwob sich mit ihnen.
    Er sah einen ramponierten Busch vor einer Hütte, in der es Met gab. Er hatte ihn schon einmal gesehen, vor Minuten erst, diesen Busch und diese verdammte Hütte. Er lief im Kreis!
    Er hielt inne und konnte andere Stimmen hören, die ihren Namen riefen. Er glaubte Mansurs Diskant als eine von ihnen zu erkennen.
    Und irgendwo anders, näher, rief jemand seinen Namen. »Mylord Bischof. Bischof Rowley. Bi-schof Row-ley!«
    Vater Guy. Vater Guy war ihm hinterhergelaufen.
    Allmächtiger, sie suchten nach ihm,
ihm,
dem Bischof, der den Verstand verloren hatte. Er hatte die englische Kirche vor Tausenden von Sizilianern beschämt, sie mussten etwas tun, sie konnten ihn nicht nach einer Frau rufend durch die Straßen rennen lassen. Sie würden ihn zurückbringen und einsperren, denn wer er auch war, er würde immer der Kirche gehören.
    Der Geistliche war nicht allein und kam näher. »Er muss gefunden werden, Prokurator, versteht Ihr? Ich will, dass alle Männer nach ihm suchen.«
    Eine tiefe Stimme antwortete: »Wir werden ihn finden, Vater.«
    Diese Dreckskerle werden mich aufhalten. Er drückte sich in einen Türeingang und stand still wie der Tod.
    Näher, sie kamen näher. »Hat den Verstand verloren, der arme Kerl. Huch, diese stinkenden Durchgänge.« Das war Doktor Arnulf.
    Als sie vorbei waren, drückte sich Rowley in eine schmale Gasse, um sie hinter sich zu lassen, und fand sich kurz darauf auf einem heruntergekommen Platz mit einer Pferdetränke in der Mitte wieder. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung auf der anderen Seite, den Saum eines Mantels, der hinter einer Ecke verschwand. Er rannte hin und stürzte sich auf die dahineilende Gestalt. Warf sie zu Boden.
    Er fluchte, als er sie umdrehte. Es war Ulf.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nein. Ich glaub allerdings, ich hab den verfluchten Hund bellen hören.«
    »In welcher Richtung?«
    »Da hinüber.«
    Sie rannten gemeinsam, aber es gab Tausende von Hunden in dieser Stadt, und – »Verdammte Scheiße!« – Ulf war in die Hinterlassenschaft von einem von ihnen getreten und landete erneut auf der Erde.
    Rowley rannte weiter. An der nächsten Quergasse brannte der Rest einer Fackel in der Halterung eines Eckhauses.
    Und da war sie. Er sah sie wie in einem hellen Rahmen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, stand auf den Zehenspitzen und versuchte den Namen der Straße im Licht der verlöschenden Fackel zu lesen. Der Hund kauerte neben ihr.
    Er hörte den fluchenden Ulf hinter sich herankommen, und von links, dem Ende der Straße, kam ein Mann in weißem Umhang herangelaufen. Mansur.
    Von rechts näherte sich eine weitere Gestalt aus der Dunkelheit.
    Adelia hörte Rowley fluchen, drehte sich um und kam lächelnd auf ihn zu. Er lief ihr entgegen, nahm sie in die Arme und fluchte immer noch, weil sie ihn so in Angst versetzt hatte.
    Das schwache Licht der Fackel blitzte auf einer Klinge über Adelias Schulter auf.
    Er riss sie zur Seite, sodass die Klinge in seinen Rücken stieß, einmal, zweimal, bevor der Mörder zurückgerissen wurde. Ulf hielt ihm die Arme fest, und Mansur zog den Krummdolch aus seiner Schärpe und schnitt Locusta die Kehle durch.
     
    Sie schafften Rowley in den Vorhof eines schäbigen Gebäudes. Adelia ließ ihn nicht los. Sie kroch neben ihm, einen Arm unter seinem Rücken, damit er nicht den schmutzigen Boden berührte. Das Blut rann über die Biegung ihres Ellbogens.
    Alle Kenntnis, alle Erfahrung verließ sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    Hilf mir, ich weiß nicht, was ich tun soll. Aber ihr Mund war zu starr, um die Worte hervorzubringen. Sie sah in die Gesichter Ulfs und Mansurs … und erkannte beide nicht.
    »Zur Seite, Frau! Lasst einen richtigen Doktor nach ihm sehen!« Noch ein Gesicht, mit vor Anstrengung nach Luft schnappendem Mund.
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