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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá
Autoren: Ulrike Talbiersky
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zwei –“
    Weiter kam mein Vater nicht. Bley war unbemerkt hinter ihn getreten und richtete seine Pistole auf ihn.
    „Stellen Sie das Bild wieder ab, Herr Feldmann“, wies er ihn mit ruhiger Stimme an. Langsam ließ mein Vater das Bild sinken.
    „Sie kommen nicht ungestraft davon, das versichere ich Ihnen“, presste er bebend hervor.
    „Schon gut“, machte Bley und Carlos lachte triumphierend.
    „Gute Arbeit, Bley. Nun lass uns hier endlich verschwinden.“
    Bleys Waffe war noch immer auf meinen Vater gerichtet. „Komm schon“, rief Carlos ungeduldig. „Lass doch den Alten. Eine Geisel reicht. Wir müssen die anderen einholen.“
    „Nein, Carlos. Das müssen wir nicht“, sagte Bley.
    Carlos verzog das Gesicht. „Wie meinst du das?“
    Ohne zu antworten schwenkte Bley die Pistole von meinem Vater hinüber zu Carlos. Gleichzeitig ertönte das metallene Klackgeräusch dutzender Dienstwaffen.
    „Das Spiel ist aus“, sagte Bley und lief auf Carlos zu, der sich völlig überrumpelt und mit einem dümmlich fragenden Gesichtsausdruck die Waffe aus der Hand nehmen ließ.
    Mit einer raschen Bewegung befreite mich Bley aus Carlos’ festem Griff. Von dem unerschrockenen Gangster war nichts mehr übrig.
    Rasch eilte ich zu meiner Familie, die mich mit tausend Umarmungen festhielt und mich erleichtert unter Küssen begrub.
    „Mel, Gott sei Dank! Wir hatten ja solche Angst um dich. Geht’s dir gut?“
    „Es geht schon“, flüsterte ich. Mein Mund war vollkommen trocken, und ich fühlte mich wackelig auf den Beinen. Ich lehnte mich gegen einen Felsen und verfolgte schweigend, wie Carlos in Handschellen abgeführt wurde. Auch er war wie benebelt, und erst als er auf die Rückbank eines Polizeiwagens gestoßen wurde, erwachte er aus seinem Traum.
    „Du Verräter!“, schrie er Bley an. „Du elender Verräter! Ich mach dich kalt, das schwör ich dir! Ich werde dich suchen und verfolgen… Und wenn es sein muss, geh ich dafür bis ans Ende der Welt!“
    „Als erstes gehst du in den Knast, Carlos. Und das für eine ganz schön lange Zeit“, erwiderte Bley gelassen und winkte dem Verbrecher mit seiner Polizeimarke zum Abschied.
    Als das rotierende Blaulicht langsam in der Dunkelheit verschwand, kam Bley auf uns zu. Die Polizisten kümmerten sich bereits um uns und nahmen die ersten Zeugenaussagen schon entgegen. Meine Brüder antworteten mit großem Eifer und noch größeren Augen auf jede Frage, während ich mich im Hintergrund hielt und mich erst einmal sammeln musste.
    „Du bist Polizist?“, fragte ich Bley, der sich lächelnd zu mir setzte.
    „Verdeckter Ermittler… Undercover sozusagen“, grinste er.
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Das hättest du uns sagen müssen.“
    „Um die Ermittlungen zu gefährden? Nein, so etwas muss immer geheim bleiben… selbst wenn man sich das Misstrauen der Menschen zuzieht, die einem am Herzen liegen.“
    Ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Es tut mir so leid“, sagte ich. „Aber wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, hättest du auch so gehandelt.“
    „Keine Frage“, stimmte Bley mir zu und wischte mit einer Bewegung alle Vorwürfe und Entschuldigungen vom Tisch. „Freunde?“, fragte er. „Natürlich“, sagte ich und schüttelte ihm die Hand. „Was wird jetzt eigentlich aus Karina und den anderen beiden?“
    „Die Polizei ist ihnen schon auf den Fersen. Sie werden sie bis zum Hafen von Cumana durchlassen und erst eingreifen, wenn sie die Ware an Bord der Celeste gebracht haben. Wir müssen noch herausfinden, wer an Bord des Schiffes mit ihnen unter einer Decke steckt. Doch dann wird sofort zugeschlagen, und alle bekommen ihre verdiente Strafe. Wir sind schon lange hinter dieser Bande her, und es war gar nicht so leicht sich bei ihnen einzuschleusen, das kannst du mir glauben. Das sind harte Burschen, allesamt…“
    „Stopp, Bley“, wehrte ich seinen Redefluss ab. „Ich versteh nur Bahnhof. Erklär mich doch mal bitte von Anfang an, was hier eigentlich gelaufen ist!“
    Und das ist, was Bley mir erzählte:
    Carlos Fueri Avilar war ein berühmt-berüchtigter Kunsträuber, der in Fachkreisen die Elster genannt wurde, weil er nach allem griff was glänzte und wertvoll war. Doch er verstand es sich unsichtbar zu machen und die Polizei an der Nase herumzuführen. Vor etwa sechs Jahren hatte er Juan Santos kennen gelernt. Der junge Venezolaner war damals noch Student der Kunstgeschichte an der Universität in Sevilla gewesen. Juan
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