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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá
Autoren: Ulrike Talbiersky
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tauge.
      Dein wahres Gesicht zeigt sich
    in Worten und in Taten.
    Hat dich der Fluch erwischt?
    Dies kannst nur du dir selbst verraten.
    Nun seid willkommen in unserem Bunde
    In dieser feierlichen Stunde
    Von nun an und für immerdar,
    So übernehmt mit Würde das Erbe der Makaá.“
    Mit einer leichten Kopfbewegung verbeugte sich der Krieger und die Lichtgestalten, die uns umzingelten, taten es ihm gleich. So plötzlich wie sie erschienen waren, so verschwanden sie auch wieder, und ließen uns in den geheimen Hallen zurück, umgeben von den gelben Fackeln, die still und leise knisterten, mit einem Gefühl von unendlichem Frieden.

W enn ich heute, ein paar Jahre später, daran zurückdenke, dann wundere ich mich noch immer darüber, wie nah Traum und Wirklichkeit beieinander liegen, und wie dehnbar die Grenzen der Realität sind. Ich glaube nun, dass Mateo recht hatte: Jeder Zauber, ob schwarz oder weiß, ist nur so stark wie der Glaube an ihn.
    Für meine Brüder und mich hatte sich der Weg nicht als Fluch erwiesen. Wir waren gewachsen an dieser Aufgabe und sind gestärkt daraus hervorgegangen. Sie hat die Bande der Familie enger geschmiedet als irgendein Ereignis es sonst hätte tun können. Wir hatten etwas gemeinsam durchgestanden, und nichts und niemand würde dieses feste Band durchtrennen können, das uns auf ewig miteinander verbindet.
    Wir alle tragen das Mal der Makaá, doch es ist kein Brandmal, so wie Carlos es verstanden hatte. Es ist ein kleiner Punkt in unserem Herzen, nicht mehr als ein Gefühl, das uns stets daran erinnert, dass wir das Erbe eines Indianerstammes angetreten haben, das entgegen der Schauermärchen, die man sich im Volksmund über sie erzählt, in erster Linie für Mut und Tapferkeit, für Zusammenhalt und Gerechtigkeit steht.
    Ja, wir sind verbunden miteinander, wir alle. Die Bande reichen über den Ozean hinweg bis nach Venezuela, wo Mateo nun als Touristenführer arbeitet. Und ich glaube, ich muss nicht erwähnen, wie gut er seinen Job macht! Er ist glücklich, das spüre ich, auch wenn ich ihn seit damals, seit unserer Abreise aus Venezuela nicht wieder gesehen habe.
    Auch mit Carlos, Karina und Juan werden wir auf immer verbunden sein, wenn auch in keiner angenehmen Weise. Sie sitzen noch immer ihre gerechte Strafe in einem Gefängnis in Caracas ab und werden auch in nächster Zeit nicht auf freien Fuß kommen. Ein kürzlich gestelltes Gnadengesuch wurde abgelehnt.
    In jener Nacht, in der sie verhaftet wurden, hatte die Polizei auf der Celeste das Diebesgut sichergestellt. Die Prüfungen der Kunstgegenstände dauerten sehr lange, aber ich freue mich erwähnen zu können, dass die Odalisque mit roten Hosen, dieses bezaubernde und geheimnisvolle Gemälde von Henry Matisse, nun wieder an seinem rechtmäßigen Platz im Sofia Imber Museum hängt – sehr zur Freude von uns und besonders von Señora Sanchez.
    Und was ist aus dem letzten Erben der Makaá geworden? Nun, Daniel Bley ist einige Monate später nach Deutschland zurückgekehrt. Er ist noch immer Polizist und lässt sich hier und da für verdeckte Ermittlungen einsetzen. Wir haben guten Kontakt. Vor kurzem hat er sich von seinen Rastazöpfen getrennt und trägt die Haare nun kurz. Wenn er sich dazu noch rasiert, sieht er jetzt beinahe aus wie ein vernünftiger Mensch, aber das darf ich ihm nicht sagen, sonst wird er sich die Haare sofort wieder wachsen lassen.
    Mit der Zeit ist Venezuela ein wenig in den Hintergrund gerückt. Doch wenn ich abends einen besonders schönen Sonnenuntergang beobachte, dann erinnere ich mich sehr gerne an den herrlichen roten Abendhimmel in diesem zauberhaften Land. Ich muss lächeln bei dem Gedanken an das, was ich einst in einer Reisebroschüre gelesen hatte:

    Venezuela verändert dich. Es ist ein Land, das dich nie dort lässt, wo es dich gefunden hat .

    Und das stimmt.

Über die Autorin

    Dr. Ulrike Krutz, geb. Talbiersky, wurde am 6.12.1981 in Dorsten geboren. Sie studierte Mathematik an der Universität Duisburg-Essen und promovierte 2011 am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin, wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt.
    2005 begann sie mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern und entdeckte damit ein wunderbares Hobby für sich. Nach ihrem Erstlingswerk Fangonia folgten die Bücher Traumjäger , Ein Kleid für eine Nacktschnecke , Im Zeichen der gefiederten Schlange , Der Fluch der Makaá und die Geschichten für kleine Träumer .
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