Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá
Autoren: Ulrike Talbiersky
Vom Netzwerk:
auch beseitigen. Einen Tag bevor Juan von der Bildfläche verschwinden wollte, war er mit Rico in einem Lokal gewesen. Er muss dem armen Kerl irgendetwas in den Cocktail gemischt haben. Juan brachte ihn nach Hause, erzählte jedem, er sei betrunken, und überließ ihn dort seinem Schicksal. Zum Glück hatten wir Juan Santos beschatten lassen, und so konnte für Rico de Silva noch rechtzeitig der Notruf alarmiert werden. Er liegt noch immer im Krankenhaus, aber er befindet sich auf dem Weg der Besserung.“
    „Du meine Güte“, sagte ich. „Ich hätte nie gedacht, dass Juan zu so etwas fähig gewesen wäre!“
    „Tja, so leicht kann man sich in einem Menschen täuschen“, meinte Mateo.
    „Und ob“, gab ich zu. „Aber sag mal, Mateo, bist du eigentlich freiwillig den Weg mit uns gegangen, ohne dass die Makaá dich bei dem Jaspis-Fluss vor die Wahl gestellt haben?“
    „Schwer zu sagen“, erwiderte Mateo. Ich bin zwar freiwillig mit euch gegangen, aber dem Zauber der Makaá konnte ich mich nicht entziehen. Es ist eine seltsame Sache mit den alten Zaubern. Noch immer sind sie greifbar, wenn wir sie heraufbeschwören.“
    „Das heißt, es gibt den Fluch der Makaá tatsächlich?“
    „Aber ja“, sagte Mateo. „Und er hat Carlos und seine Leute ereilt. Es kommt auf die Motive desjenigen an, der die Hallen sucht. Bei Carlos und seinen Leuten war es die Gier, und sie hat sie bis zur Selbstzerstörung getrieben.
    Prüfe den Grund für deinen Besuch:
    Ist er nicht edel, zerstört dich der Fluch.
    Erinnert ihr euch? Das sieht doch ganz nach der Erfüllung des Fluches aus, meint ihr nicht? Letztendlich darf man die Sache aber auch nicht überbewerten. Denn es ist doch so, dass selbst der stärkste Fluch nur so lange Wirkung hat wie der Glaube an ihn.“
    Ich schmunzelte. Waren das nicht einmal meine Worte gewesen? Verträumt blickte ich über die Wipfel des Waldes, wo hinter den verästelten Zweigen und dem dichten Grün ein runder, voller Mond hervortrat.
    „Dann fürchtest du also keinen Fluch, Mateo? Du hast die geheimen Hallen in der gegebenen Frist schließlich noch nicht betreten“, warf ich ein.
    „Motiv hin oder her.“ Mateo linste verstohlen zu der gelben Himmelsscheibe. „Weißt du, ich glaube wirklich nicht an Flüche“, versicherte er mir. „Aber man muss das Unheil ja auch nicht unnötig heraufbeschwören. Noch hat der Mond seinen höchsten Stand nicht erreicht. Wir können es noch rechtzeitig in die Hallen schaffen. Das gilt nämlich auch für euch: Laut Überlieferung muss man nämlich genau dann dort sein, wenn der Mond am höchsten steht. Was meint ihr, wollen wir hingehen und schauen, was passiert?“
    „Aber ja!“, riefen meine Brüder und ich wie aus einem Mund. So kurz vor dem Ziel wollten wir auf keinen Fall kneifen.
    Mateo schnappte sich eine Taschenlampe und leuchtete uns den Weg ins Höhleninnere. Bley begleitete uns. Als wir an dem Bach vorbeikamen, der durch eine der hinteren Kammern floss, stutzte ich.
    „Wieso wolltest du uns eigentlich über das Wasser locken, Bley?“, fragte ich.
    Er schmunzelte. „Weil ich euch nicht in die Höhle des Löwen werfen wollte. Es gibt einen anderen Weg zu dem Schlupfwinkel, in dem Carlos eure Eltern gefangen hielt. Hätten wir meinen Weg gewählt, wäre es uns vielleicht möglich gewesen, euch alle aus der Höhle zu schaffen und in Sicherheit zu bringen, bevor Carlos und seine Leute zurückkamen. Als du mich dann ausgetrickst hattest, habe ich einen wirklichen Schrecken bekommen, vor allem, als ich Carlos von Weitem kommen hörte. Ich bin euch schleunigst nachgelaufen und konnte es dann so aussehen lassen, als hätte ich euch persönlich Carlos ausgeliefert. Natürlich war das Risiko für euch damit enorm gestiegen.“
    „Wir hatten es ja nicht ahnen können“, sagte ich kleinlaut. „Aber du hast für diese Sache ganz schön viel auf dich genommen, was, Bley? Ich meine, du hast wirklich Kopf und Kragen riskiert, um die Bande auffliegen zu lassen… und dann auch noch das…“ Zögerlich wies ich auf den Verband um seinen Arm. „Es tat sicherlich schrecklich weh.“
    „Und wie“, gab Bley grinsend zurück. „Aber das geht nicht auf Carlos’, sondern auf mein eigenes Konto. An dem Tag, als es so geregnet hat – ich glaube, ihr ward da schon auf dem Weg zum Roraima Tepuy – da bin ich auf einem glitschigen Felsen ausgerutscht und habe mir den Arm verstaucht. Aber es geht schon wieder.“
    Meine Brüder und ich machten große Augen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher