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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá
Autoren: Ulrike Talbiersky
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und Übelkeit, wie ich es noch nie erlebt hatte.
    „Verdammt, Mann, Sie machen doch alles nur noch schlimmer“, rief der Polizeichef aufgebracht. „Lassen Sie die Kleine los.“
    Carlos lachte. „Klar, mach ich sofort“, entgegnete er höhnisch. „Wenn Sie Ihre kugelsichere Weste ausziehen.“
    Der Polizeichef wich zurück. „Also gut, Carlos. Was fordern Sie?“
    „Nun, da ich annehme, dass Sie meinen Kleinbus bereits beschlagnahmt haben (– ich vermutete, Carlos und seine Anhänger hatten das Diebesgut, das sie vor uns aus der Höhle getragen hatten, in diesem Auto verstaut. –) würde ich es nur für fair halten, wenn Sie mir ein paar Ihrer Polizeiwagen zur Verfügung stellen.“
    „Ist das alles?“
    „Natürlich nicht. Sie werden mir helfen, meine Neuerwerbungen in den Autos zu verstauen. Und wehe, Ihre Leute machen etwas kaputt oder unterschlagen mir etwas! Sie können sich ja denken, was dann passiert!“
    „Noch was?“, knirschte der Polizeichef.
    „Oh ja. Sie werden uns schön artig hinterher winken, wenn wir von hier verschwinden, und wehe, ich sehe auch nur ein einziges Polizeiauto, das in unsere Richtung fährt… Auch dann wissen Sie, was passiert.“
    Der dicke Mann legte den Kopf schief. „Und in welche Richtung fahren Sie?“
    „Ich werde mich hüten Ihnen das zu sagen. Es reicht, wenn Sie wissen, dass ich eine 30 km breite, polizeifreie Schneise von hier bis nach Cumana fordere.“
    „Sie verlangen nicht gerade wenig, Carlos“, brummte der Polizeichef. „Wenn ich das alles für Sie durchsetze, müssen Sie mir auch ein wenig entgegenkommen. Lassen Sie das Mädchen frei.“
    „Ich werde sie freilassen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“
    Der Polizeichef verharrte ein paar Augenblicke. An seiner Haltung allein erkannte ich, dass er nicht viel auf Carlos’ Wort gab. Doch schließlich griff er nach dem Funkgerät und erwirkte für Carlos und seine Bande die Durchsetzung der genannten Forderungen. Gleich darauf wies er die Polizisten, die noch immer hinter den Felsen in Deckung saßen, an, einen Kunstgegenstand nach dem anderen in zwei der Autos zu verstauen. Karina, Pablo und Juan beaufsichtigten die Aktion peinlichst genau, mit gezückten Waffen.
    „Karina, du fährst mit Juan und Pablo!“, bestimmte Carlos. „Bley, du kommst mit mir.“
    Karina setzte sich auf den Fahrersitz des ersten Polizeiautos und ließ den Motor an, während Juan auf dem Beifahrer- und Pablo auf dem Rücksitz zwischen dem Diebesgut Platz nahmen. Kaum hatte die Nacht die Rücklichter verschluckt, drängte Carlos seinen Komplizen Bley und mich zu dem zweiten Auto. Wie in Trance stolperte ich vor ihm her. „Haben Sie nicht etwas vergessen?“, fragte der Polizeichef ungeduldig. „Sie wollten das Mädchen freilassen!“
    Carlos grinste. „Natürlich. Aber wann und wo, das entscheide immer noch ich! – Señor Feldmann, hätten Sie die Güte Ihrer Tochter und mir die Tür aufzumachen?“
    Mein Vater trat bleich, doch entschlossen an Carlos heran. Er sah ihm nicht in die Augen – wohl aber mir. Und obwohl mein Blick verschwommen war, las ich in seinem, dass er etwas vorhatte, und dass er mich nicht dem Verbrecher ausliefern würde, so wie die Polizei es offensichtlich tat.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie mein Vater die Tür zum Rücksitz öffnete, sich rasch ins Wageninnere beugte und aufs Geratewohl ein in eine Decke gehülltes Gemälde herauszog.
    „Was soll das, Hombre!“, rief Carlos irritiert. „Legen Sie das sofort zurück! Sind Sie wahnsinnig geworden? Sie spielen mit dem Leben Ihrer Tochter.“
    „Nein“, entgegnete mein Vater, bleicher als zuvor, doch in einem gefassten Tonfall. „Ich rette es.“
    „Ach ja, und wie das?“
    Mein Vater hob das Gemälde hoch über seinen Kopf. Unmittelbar vor ihm ragte ein spitzer Felszacken aus dem Boden. „Lass sie los, oder das Bild muss dran glauben.“
    Nun wurde Carlos bleich, doch er überspielte es mit einem gekünstelten Lachen. „So verrückt sind Sie nicht, Señor Feldmann. Das Bild, das Sie in den Händen halten ist ein echter Raphael. Sie sind nicht fähig es zu zerstören. Sie sind Kunstexperte, Sie wissen so gut wie ich, dass es einen unwiederbringlichen Wert darstellt.“
    „Sie würden sich wundern, zu was ich fähig bin, wenn es um das Leben meiner Tochter geht. Ich versichere Ihnen, ich werde nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn sich der Felsen durch die Leinwand bohrt. Ich zähle nun bis drei. Lassen sie Mel los! Eins –
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