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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater
Autoren: Andrea Schacht
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Schmerz so groß gewesen, als sei etwas in ihr gerissen. Sicher, Trauer und Schmerz wurden erträglicher, aber die Leere in ihrem Herzen war geblieben.
    Und dann hatte sie Shardul aufgenommen, einerseits aus Mitleid für den armen, entführten Kater, zum anderen, weil sie auch gehofft hatte, dass er ein klein wenig den leeren Fleck füllen würde.
    Er hatte griesgrämig ihre Fürsorge angenommen, aber sich standhaft geweigert, ihr auch nur einen Zipfel kätzischer Zuneigung zu zeigen.
    Bis jetzt.
    Sie öffnete die Augen und betrachtete den großohrigen, graugefleckten Kringel vor sich. Ja, es war Shardul, kein anderer, ähnlich aussehender Kater. DieFellzeichnung war zu ungewöhnlich, als dass es eine Verwechslung geben konnte.
    Vorsichtig hob sie die Hand, um ihm über den Nacken zu streicheln. Noch nie zuvor hatte er das erlaubt, aber nun verstärkte sich nur sein Schnurren.
    Und dann hob er den Kopf.
    Und sah sie an.
    Mit seinen großen, schwarzumrandeten, unergründlichen grünen Augen.
    Sie versank in seinem Blick.
    Liebe strömte aus ihnen.
    Ein feines, silbernes Fädchen vibrierte zwischen ihnen.
    Die Wunde in ihrem Herzen schloss sich.
    »Shardul«, flüsterte sie.
    »Mau!«
    Er drückte seinen Kopf fester in ihre Hand.
     
    Es war eigentlich gar nicht so schwer gewesen. Eigentlich nicht, nö. Eigentlich war es sogar ziemlich schön, auf Amitas Bauch zu liegen, ihre Hand um den Rücken geschmiegt zu fühlen. Alles Jucken und Zucken unter dem Fell war verschwunden. Das Schnurren fiel mir ebenfalls ganz leicht, und es übertrug sich auf sie, ich merkte es genau. Sie hatte große Angst gehabt, und sie war sehr tapfer gewesen. Durch dieses hauchfeine silbrige Fädchen hatte ich es gespürt. So wie ich jetzt ihre Liebe spürte.
    Tatsächlich, Liebe. Wenn ich nicht so sauer wegen der Entführung – nein, eigentlich auf mich selbst – gewesen wäre, hätte ich es schon viel früher zugeben müssen. Sie hatte mich aufgenommen, einen verloren gegangenen indischen Streunerkater, fast verhungert und misslaunig. Sie hatte mich gefüttert und mir meine Launen nicht übelgenommen.
    Ich brummelte vor mich hin. Noch glaubte sie nicht, was sie gesehen hatte. Das merkte ich ihr an. Das Wissen über die fliegenden Teppiche war verloren gegangen. Aber vielleicht machte das auch nichts.
    Jetzt streichelte sie meinen Nacken, und ich hob den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.
    Grüne Augen, Katzenaugen hatte sie. Und ich versank darin.
    Silberfädchen.
    Vertrauen.
    Liebe.
    »Shardul«, flüsterte sie.
    »Amita«, schnurrte ich.
    Ich drückte meinen Kopf fest in ihre Hand.
     
    »Ich gehe hoch zu Amita, Janina. Sie sollte nicht alleine sein.«
    »Ich komm mit, Papa.«
    »Du solltest schlafen, Mäuschen.«
    »Kann ich nicht.«
    »Na gut. Dann komm.«
    Doch Amita reagierte nicht auf sein Klingeln. Besorgt zog Remo den Schlüssel zu ihrer Wohnung aus der Tasche und schloss auf. Leise trat er ein. An der Tür zum Wohnzimmer blieb er stehen, Janina an der Hand. Im goldenen Schein einiger Kerzen lag Amita auf dem Sofa, eine Decke über sich, den schnurrenden Kater auf ihrer Brust und lächelte unbeschreiblich glücklich.
    Shardul hob seinen Kopf und gab einen kleinen Laut von sich.
    Amita ließ ihn los und sah ebenfalls zu ihnen hin.
    »Geht es dir gut, Amita?«, fragte Remo leise.
    »Ja, weit besser als noch vor einiger Zeit.«
    »Wir haben über all die Aufregung vergessen, dass Weihnachten ist.« Remo trat an das Sofa und kniete neben ihr nieder. »Ich … ich wollte …« So richtig fanden sich die Worte nicht.
    »Du wolltest den heutigen dummen Spruch loswerden?«
    »Ähm … nein. Ich wollte … eigentlich wollte ich … na ja, ich habe dich immer geärgert. Und dafür – mhm – wollte ich mich entschuldigen.«
    Sie setzte sich auf, und Shardul murrte.
    »Ach ja? Weil Weihnachten ist?«
    »Ja, auch.«
    »Wie schade. Und ich wollte dir bei der nächsten Gelegenheit eine gepfefferte Antwort geben.«
    Da lag doch ein Lächeln in ihren Augen.
    »Dann ziehe ich augenblicklich meine Entschuldigung zurück, Captain Bunny!«
    »Platzhirsch!«
    »Mach nur weiter so.«
    »Und dann?«
    »Könnte ich mich bemüßigt sehen, dir die Sprache zu rauben.«
    »Mach doch!«
    Tat er.

Heiligabend
     
     
    Ich war nicht ganz so besonders erfreut, dass nun auch Remo seinen Anteil an meiner Amita haben wollte, Aber da sie nichts dagegen zu haben schien, sprang ich von meinem warmen, weichen Lager und überließ es großzügig dem Mann, mit ihr zu
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