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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater
Autoren: Andrea Schacht
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Feuerwehrmann.
     
    »Wasser!« quiekte Janina.
    Blaulicht. Überall Blaulicht.
    Amita packte das Mikro.
    »Fertig zum Aufprall! Brace for impact! Kopf runter. Runter! Alles runter!«
    Dann zu Janina: »Kopf runter, festhalten.«
    Es krachte und holperte furchtbar. Fontänen spritzten vor ihr auf.
    Dann blieb die Welt stehen.
    Amita stützte den Kopf in die Hände.
    Eine Hand streichelte ihre Schulter.
    »Hast du gut gemacht. Ich wusste doch, dass du das richtig machst.«
    Sie straffte die Schultern.
    »Dein Vertrauen ehrt mich«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »So, und jetzt raus hier, Janina. Die Rutschbahnen dürften bereit sein.«
    »Nee, ich bleib bei dir.«
    Thomas schien aus seiner Panikstarre zu sich zu kommen und sah Janina mit offenem Mund an.
    »Was … Wieso…? Was hat das Kind gemacht?«
    »Wunder erkläre ich Ihnen nicht, Thomas. Betrachten Sie das Mädchen einfach als Weihnachtsengel«, beschied Amita ihn kurz und löste den Gurt. Dann half sie auch Janina vom Sitz und flüsterte ihr zu, dass sie über Shardul schweigen soll.
    »Klar, glaubt einem ja keiner.«
    »Thomas, raus hier!«
    Der Copilot wankte aus dem Cockpit, Amita wollte Janina hinterherschieben, aber die weigerte sich noch mal. So standen sie beide an der Tür zur Kabine und sahen zu, wie die Passagiere einer nach dem andern über die Notrutschen ausstiegen und sich auf den Tragflächen versammelten. Noch schwamm das Flugzeug, einige Minuten würde es sich auch auf dem Wasser halten. Die ersten Rettungsboote knatterten vom Ufer los.
    Ein Mann stand plötzlich neben Janina. Er beugte sich zu ihr hinunter und nahm feierlich ihre Hand, um ihr einen formvollendeten Handkuss darauf zu hauchen.
    »Huch. Herr Andersen, das müssen sie bei Kapitän Amita machen.«
    »Ich habe weder Gesten noch Worte dafür, Frau Kapitän. Aber wenn diese junge Dame mir nicht das Vertrauen in Sie gegeben hätte, wäre ich vermutlich schlicht vor Panik gestorben. Mein Herz ist nämlich solchen Belastungen eigentlich nicht gewachsen.«
    »Gehen Sie bitte! Halten Sie die Evakuierung nicht auf!«, sagte Amita mit einem zittrigen Lächeln.
    Eva geleitete die letzten Passagiere zur Tür.
    »Komm, Janina, es wird Zeit für dich.«
    »Nein, ich bleibe, bis Amita geht.«
    »Die geht zuletzt, Janina. Sie ist der Kapitän.«
    »Dann bin ich eben auch Pilot und bleibe bei ihr.«
    Eva schüttelte den Kopf und trat hinter einem jungen Mann aus der Tür.
    Amita nahm Janinas Hand und folgte ihr.
    Eine Fähre bahnte sich den Weg zum Flugzeug, ein halbes Dutzend kleinerer Rettungsboote rasten bereits mit den ersten Passagieren zum Ufer, den blinkenden Lichtern entgegen. Besatzungen der anderen halfen den Leuten von den Tragflächen, über die das eisige Wasser schwappte.
     
    Sie war runtergekommen. Genau so wie ich es ihr gezeigt hatte. Mochte die große Bastet wissen, woher der Teppich und ich wussten, was zu tun war.
    Aber damit war meine Glückssträhne auch schon vorbei.
    Ein Riesenschwapp Wasser war über mich gekommen, als der große Vogel mit einem Krachen aufsetzte und durch den See pflügte. Er hatte mir den Teppich unter dem Hintern weggespült. Jetzt paddelte ich also hier in dem fiesen, kalten Wasser herum und machte meinen Frieden mit der Welt. Lange würde ich mich nämlich nicht mehr bewegen können, und alle Hilfeschreie gingen in dem wilden Gewühle von Booten und Wellen unter.
    Ach – musste das jetzt so kommen?
    Gerade jetzt, wo dieses kleine Fädchen angefangen hatte, sich an Amita zu heften.
    Warum hatte ich nicht früher darauf geachtet?
    Jetzt würde sie wieder der Verlust schmerzen. Und mich auch.
    Kein einziges Schnurrhaar hätte sie von mir, um es in die Vase zu tun, so dass ich mich zu Meena gesellen könnte, um über sie zu wachen.
    Und der Teppich war auch untergegangen. Nicht einmal den würde sie zur Erinnerung haben.
    Flehentlich sah ich zu der großen Maschine auf, die da wie ein gestrandeter Fisch im Wasser lag.
    Dort auf dem Flügel stand sie. Und Janina hatte sie an der Hand. Mit meinen unterkühlten Pfoten versuchte ich, etwas näher an sie heranzustrampeln, aber meine Kräfte wollten versagen.
    Der Silberfaden. Ich dachte an ihn und spann ihn mit all meinem letzten Willen hin zu Amita.
    Verzeih, Amita, ich war so ein Dummkopf. Leb wohl, meine Freundin.

Silberfädchen
     
     
    Neben Amita stand Janina und klapperte mit den Zähnen. Ihren Mantel hatte sie nicht mitnehmen können. Doch gerade legte ihr der Mann, der sich so liebevoll bedankt
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