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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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dessen Rückseite steinerne Türmchen säumten, aus
deren Schießscharten unzählige Pfeile ragten.
Die zweite Ursache war so verwunderlich, daß selbst der mit allen Wassern gewaschene
Urfin, der seinerzeit in der Bibliothek der Smaragdenstadt eine Menge kriegsgeschichtlicher Bücher gelesen hatte, seinen Augen nicht traute:
Im Lande der Zwinkerer wurde ein Wettspiel ausgetragen.
War das Heer des Holzfällers und des Scheuchs so sehr von der Uneinnehmbarkeit der
Befestigungen überzeugt, daß es dem Feind keine Beachtung schenkte, oder brachten es
die Spieler nicht über sich, den Wettkampf vorzeitig abzubrechen?
Die Springer, die selbst leidenschaftliche Spieler waren, verstanden und schätzten
solche Gefühle. In unordentlichen Haufen drängten sie sich vor den Graben und
verfolgten, die Knüppel und Lanzen gesenkt, mit ungeheurem Interesse das Spiel, das
ihnen völlig unbekannt war.
Der Leser wird sich erinnern, daß Tim O’Kelli, der ein leidenschaftlicher
Volleyballspieler war, einen Ball mitgenommen hatte. Wegen der vielen Abenteuer, in
die das Schicksal ihn verstrickte, war er aber nicht dazugekommen, den Ball zu
benutzen. Erst im Violetten Lande, wo er mit seinen Freunden lange Zeit auf den
Überfall der Feinde warten mußte, kam ihm der Ball wieder in den Sinn.
Im Kampf, wenn man den Feind vor sich hat und seinen Mann stehen muß, ist es wohl
leicht, ein Held zu sein. Viel schwerer ist es, tagaus, tagein dazusitzen und zu warten,
wann die Gefahr endlich hereinbricht.
Die Führer der Armee bemerkten, daß die Kampfstimmung der Zwinkerer nachließ, daß
die Leute mit jedem Tag träger und träger wurden. Tim dachte nach, wie man sie
aufmuntern könnte, und verfiel auf das Volleyballspiel.
Er stellte mehrere Mannschaften auf, erklärte ihnen die Spielregeln und führte etliche
Trainings durch (das Netz hatten Zwinkererfrauen geknüpft; es wurde natürlich viel
niedriger aufgehängt als in der großen Welt).
Zuerst wurden Ausscheidungsspiele ausgetragen, die großen Zuspruch fanden. Man
spielte von früh bis spät und ging erst am Abend auseinander. Die Zahl der
Spielbegeisterten wuchs von einem Tag zu dem anderen, und die Lederarbeiter mußten
sich tüchtig anstrengen, um die Nachfrage nach neuen Bällen zu befriedigen.
Es wurden Mannschaften mit höchst wunderlichen Namen gebildet: „Löwen”,
,,Lieblinge des Schicksals”, „Säbelzahntiger”, „Wackere Burschen”, „Fliegende Affen”
und viele andere. Dann begann ein Turnier um die Landesmeisterschaft.
Die Angst vor dem Überfall des Feindes war wie weggeblasen. Die Zwinkerer waren
jetzt springlebendig, ja sie zwinkerten auch nicht mehr soviel wie früher, denn dazu
reichte ihnen einfach nicht die Zeit.
Um den Spielplatz drängten sich unzählige Fans. Tim war jetzt wieder guter Dinge.
„Nicht umsonst sagte mein Vater, daß Sport eine famose Sache ist”, dachte er vergnügt.
„Natürlich versteht er was davon, wo er doch in der Auswahl von Kansas gespielt hat!”
Der Wettstreit, dem die Marranen zusahen, war wirklich fesselnd. Es war das Endspiel
um die Landesmeisterschaft, das zwischen den „Fliegenden Affen” (Kapitän: Din Gior)
und „Anus Unbesiegbaren Freunden” (Kapitän: Tim O’Kelli) ausgetragen wurde. Als
die Springer ankamen, stand es gerade 13:13, und jede Mannschaft hoffte auf den Sieg.
14: 13. Die „Affen” in Führung!… 14: 14.
Sekunden später stand es 15: 14 zugunsten der „Unbesiegbaren”! Eine halbe Minute
danach folgte der Ausgleich: 15: 15.
Selbst wenn der Himmel einstürzen würde, hätte in diesen spannenden Minuten
niemand das Spiel verlassen?
Jede Mannschaft tat das Äußerste. Die Spieler zeigten Wunder an Geschicklichkeit. Sie
sprangen hoch in die Luft, drehten sich wie Kreisel und nahmen die
unwahrscheinlichsten Bälle.
Die Marranen jauchzten vor Begeisterung: Das war ein Spiel nach ihrer Art. Verzückt
stellten sie sich vor, welche Sprünge sie bei einem solchen Spiel vollführen und wie sie
den Ball ins gegnerische Feld hineinschmettern würden! Bald hatten sich unter ihnen
zwei Parteien gebildet, von denen eine den „Affen”, die andere den „Unbesiegbaren”
den Daumen drückte. Man begann auch wieder Wetten zu schließen.
Die Zuschauer quittierten jeden Schmetterball mit brausendem Beifall. 16: 15 - die
„Unbesiegbaren” wieder in Führung. Noch ein Schlag, und sie hatten gewonnen!
Aber was war das denn? Fassungslos gewahrten die Marranen eine vertraute Gestalt,
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