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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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war, die an meinem Tisch aßen und tranken und mich überschwenglich lobten.
Jetzt huldigen sie der kleinen Elli und dem Riesen von jenseits der Berge (so nannte
man Charlie Black im Zauberland).
Als er sich aber umblickte, erkannte Urfin, daß er sich geirrt hatte. Es gab ein Wesen,
daß ihm treu geblieben war: der Bär - Meister Petz-, der ihm in einiger Entfernung
folgte. Meister Petz wird mich nicht verlassen, wie schlecht es mir auch gehen mag. Ich
habe ihm seinerzeit mit Hilfe des Zauberpulvers Leben eingeflößt, da er noch als
verstaubtes Bärenfell auf der Diele lag. Dafür ist er mir zu ewiger Dankbarkeit
verpflichtet…`
Milder gestimmt, rief Urfin leise: „Meister Petz, komm her!” Freudig lief der Bär auf
seinen Herrn zu.
„Da bin ich, Gebieter! Was befiehlst du mir?”
Das Wort „Gebieter” war wie Balsam auf der Wunde, die in Urfins Herz klaffte. Noch
bin ich Herr und Gebieter, wenn auch nur für einen bescheidenen Diener und nichtswürdigen Clown. Eine leise Hoffnung regte sich in Urfin:
,Feiern meine Feinde nicht zu früh ihren Sieg? Noch bin ich jung und wieder frei!
Niemand hat mir den unbeugsamen Willen rauben können! Noch besitze ich meinen
schlauen Kopf und geschickte Hände, die ich unter günstigen Umständen zu gebrauchen
wissen werde!’
Urfin straffte seine gebeugten Schultern, ein schwaches Lächeln trat in sein dunkles
Gesicht mit den buschigen Brauen und den Raubtierlippen.
Er wandte sich nach der Smaragdenstadt um und schüttelte die Faust:
„Ihr werdet es noch bereuen, erbärmliche Dummköpfe, daß ihr mich freigelassen habt!”
„Sie werden es bereuen”, piepste der Clown. Urfin schwang sich auf den Rücken des
Bären.
„Trag mich, wackerer Diener, in die Heimat, zu den Käuern”, befahl er. „Dort steht
mein Haus, ich will hoffen, daß es unversehrt ist. Dort werden wir vorerst Zuflucht
finden!”
*All das ist ausführlich im Buch „Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten” beschrieben.
    „Dort liegt auch unser Garten, Herr und Gebieter!” sagte der Bär beflissen, „und im
Nachbarwald gibt es viele fette Kaninchen. Die werde ich für dich jagen.”
Das einfältige Gesicht des Bären strahlte vor Freude: ,Jetzt werde ich wieder mit
meinem geliebten Herrn in stiller Zurückgezogenheit und unbeschwert leben.`
Doch Urfin dachte anders:
,Das Haus soll mir nur eine zeitweilige Zuflucht sein, ich werde mich darin verbergen,
bis man mich vergessen hat. Dann aber werden wir sehen!`
Urfins Heimweg war eine einzige Qual. Er wollte unerkannt zurückkehren, aber KaggiKarr duldete das nicht. Mit Hilfe ihrer zahlreichen Verwandtschaft beobachtete die
Krähe jeden Schritt des Ausgestoßenen. Alle, die an der Gelben Backsteinstraße lebten,
wurden von den Abgesandten Kaggi-Karrs über das Nahen Urfins unterrichtet.
Männer und Frauen, Greise und Kinder standen entlang der Straße Spalier und warfen
Urfin verächtliche Blicke zu. Dieser hätte es leichter ertragen, wenn sie geschimpft oder
mit Steinen und Knüppeln nach ihm geworfen hätten. Aber die Grabesstille, der Haß,
der in ihren Gesichtern stand, die eiskalten Augen - das war viel, viel schlimmer.
Die rachsüchtige Krähe hatte alles genau berechnet. Urfins Weg in die Heimat war eine
endlose Qual.
Mit welcher Wonne hätte er sich auf jeden seiner Feinde gestürzt, ihn an der Kehle
gepackt und gewürgt! Das Röcheln des Opfers wäre Musik in seinen Ohren. Doch das
konnte sich Urfin jetzt nicht leisten. Die Zähne zusammengepresst und den Kopf
gesenkt, ritt er auf seinem Bären, ohne nach links oder rechts zu schauen.
Der Clown Eot Ling saß auf seiner Schulter und flüsterte ihm ins Ohr:
„Mach dir nichts draus, Gebieter, alles geht vorüber! Wir werden es ihnen heimzahlen!”
Urfin schlief im Wald unter einem Baum. Er wußte, daß kein Einwohner des
Smaragdenen oder des Blauen Landes ihm ein Obdach für die Nacht angeboten hätte.Der Ausgestoßene ernährte sich von Früchten, die er von den Bäumen pflückte, und
magerte schnell ab. Als er sich dem Wald der Säbelzahntiger näherte, wünschte er fast,
daß eine dieser Bestien ihn überfalle und seinen Qualen ein Ende mache. Aber der
Lebensdrang und der Wunsch, sich für die erlittenen Kränkungen zu rächen, waren in
ihm stärker, und Urfin kam unbemerkt durch den gefährlichen Wald.
Da stand auch schon sein Haus. Mit Erleichterung stellte der Ausgestoßene fest,
daß die Käuer es nicht angerührt hatten. Er holte den Schlüssel aus dem
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