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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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Welt gelebt hatten, wurde
zuerst den Kindern überliefert und verwandelte sich dann in Sagen, die nach und
nach in Vergessenheit gerieten. Die Marranen hatten so lange in völliger
Abgeschiedenheit gelebt, daß die Menschen in anderen Teilen des Zauberlandes
über sie nur sehr wenig wußten.
Auch Urfin Juice hatte nur eine vage Vorstellung von den Marranen. Er wußte
nicht, wie ihre Häuser aussahen, wovon sie sich ernährten, welchen Leidenschaften
sie frönten und womit man auf sie Eindruck machen konnte, Vor ein starkes und
unabhängiges Volk konnte er aber nicht hintreten, ohne zu wissen, was ihn dort erwarte.
,Ich werde alles genau auskundschaften müssen`, dachte Urfin. Aber wer sollte ihm
Kundschafterdienste leisten? Er selbst konnte nicht hingehen, denn er mußte unerwartet
vor den Springern auftauchen, als ihr Herr und Gebieter. Sollte er Meister Petz
hinschicken? Das ging nicht. Der Bär war zu schwerfällig und ungeschickt, zudem
fehlte ihm die Gabe, sich zu verbergen und zu verstellen, was für einen guten
Kundschafter unerläßlich ist. Da fiel Urfins Auge auf den Holzclown. Der ist der
Richtige`, dachte Juice.
Er erinnerte sich, wie der Clown ihm bei der Belagerung der Smaragdenstadt geholfen
hatte. Mehrere Angriffe der Holzsoldaten waren damals zurückgeschlagen worden, und
Urfin befand sich in einer sehr schwierigen Lage. Da hatte er den Einfall, den Clown
über die Mauer zu werfen. Der listige Eot Ling konnte einen reichen Bürger zum Verrat
überreden, und der öffnete den Belagerern nachts das Stadttor.
„Eot Ling, komm her!” befahl Urfin. Der Clown trippelte beflissen auf seinen Herrn zu.
„Da bin ich, Gebieter!”
„Hör zu. Ich habe einen sehr wichtigen Auftrag für dich.”
Urfin weihte den Clown in seine Pläne ein und erklärte ihm, was er zu tun habe. Eot
Ling aber wandte ein: „Das Land der Springer liegt sehr weit von hier, Herr! Es wird
eine lange und gefährliche Reise sein.”
„Karfax braucht für den Weg nur ein paar Stunden. Er wird dich hintragen, und du wirst
alles ausspionieren.” Von nun an warteten Urfin und sein Diener Eot Ling ungeduldig
auf die Genesung des Adlers. Der Riesenvogel fraß jetzt die Kaninchen und Hasen, die
der Bär regelmäßig herbeischaffte, bis auf das letzte Knöchelchen. Karfax hatte den
gutmütigen Bären, der ihn so wacker versorgte, liebgewonnen.
Schließlich kam der Tag, an dem der Adler zum erstenmal nach seinem Sturz einen
Flugversuch unternahm. Als er in geringer Höhe über dem Wald flog, zitterten unter
seinen riesigen Schwingen die Wipfel der Bäume so heftig, daß die entsetzten
Eichhörnchen auseinanderstoben. Mit jedem Tag flog nun Karfax immer weiter und
höher, seine Kräfte nahmen zu, und bald war er so gut bei Kräften, daß er Urfin zu
einem Spazierflug einlud.
Urfin willigte nur zaudernd ein. Er stellte sich vor, wie schrecklich es sein müsse, hoch
in der Luft ohne eine andere Stütze als den Rücken des Adlers zu fliegen. ,Aber`, dachte
er, wenn ich mich dazu nicht entschließe, werde ich niemals das Land der Springer
sehen, niemals die Macht erobern und mich niemals an meinen Feinden rächen können.`
Urfin überwand seine Angst und gab seine Zustimmung.
Der erste Schritt ist immer schwer. Bald war Urfin soweit, daß er sein Gesicht mit
Vergnügen dem Wind entgegenhielt und stolz auf die unter ihm vorbeirasenden Felder
und Wälder blickte.
„Das alles wird bald mir gehören!” brummte er leise, damit Karfax ihn nicht höre.
Urfin teilte dem Adler mit, daß er sich an die Spitze des Volkes der Springer zu stellen
beabsichtige.
„Das sind dumpfe, unwissende Menschen”, sagte er, „sie führen ein schweres Leben.
Ich will ihnen alle Freuden bieten, die ein Mensch unter der Sonne unseres Landes
erlangen kann.”
Karfax erklärte sich bereit, Eot Ling zu den Springern zu fliegen. Urfin nähte für den
Clown ein Kleid aus Kaninchenfell, in dem Eot wie ein kleines flinkes Tierchen aussah.
Selbst wenn ihn jetzt ein Springer entdeckte, würde er ihn nicht für den Kundschafter
eines fremden Landes halten.
Eines Morgens erhob sich Karfax von der kleinen Wiese vor Urfins Haus in die Luft
und nahm Kurs auf das Land der Springer, das westwärts lag. Am Hals des Adlers hing
als Proviant ein Bündel Kaninchen. Auf seinem Rücken lag der Clown, der sich an den
Federn festhielt.
Am Abend des folgenden Tages kehrte der Adler zurück, Er erzählte, daß er nachts, als
die Springer schliefen, Eot
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