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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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veranstalten die Marranen
Massenjagden auf sie, bei denen sie Schleudern benutzen. Die Beute werde eingesalzen
und in natürlichen Kellern aufbewahrt - das sind Höhlen, die tief in die Berge
hineinreichen.
Um den See breiten sich fruchtbare Felder, die die Springer mit Weizen bebauen. Sie
backen kein Brot, weil sie kein Feuer zu machen verstehen, Sie zermahlen die Körner
mit Mühlsteinen, und aus dem Mehl, das sie mit kaltem Wasser anrühren, bereiten sie
einen Brei, den sie essen. „Sie sind mein!” rief Urfin. „Wenn ich ihnen beibringe, wie
man Enten brät und Brot bäckt, werden sie mich für einen großen Wundertäter halten
und mir überallhin folgen.” Trotz dieser kargen Nahrung seien die Marranen kerngesund und sehr kräftig. Sie haben viel freie Zeit, die sie dem Sport widmen: dem
Springen, Laufen und vor allem dem Faustkampf.
Die Boxkämpfe seien dort sehr beliebt. Die furchtbaren Hiebe könnten einen Stier
umwerfen, ihnen aber machen sie nichts aus. Die Marranen haben eine komische Art,
den Sieger auszuzeichnen. Er darf seine blauen Flecke mit dunklem Lehm untermalen
und sie stolz zur Schau tragen. Der Besiegte hingegen ist verpflichtet, die Spuren zu
verbergen und sie so schnell wie möglich zu heilen. Einen Besiegten, dem es einfallen
würde, sich mit seinen Verletzungen zu brüsten, würde man als schamlos bezeichnen.
Die Marranen seien leidenschaftliche Zuschauer der Sportkämpfe, richtige Fans, die oft
wetten, welcher Boxer oder Läufer gewinnen werde. Da sie Geld nicht kennen, zahle
derjenige, der die Wette verloren hat, mit der eigenen Freiheit. Im Laufe eines oder
zweier Monate, manchmal auch länger, müsse er dann für den glücklichen Gewinner
arbeiten: Ihm eine neue Hütte bauen, für ihn das Feld bestellen, Getreide mahlen oder
Enten fangen und einsalzen.
Wer für eine Zeitlang die Freiheit verloren habe, werde durch ein besonderes Mal
gezeichnet: Mit dem ätzenden Saft der Wolfsmilch werde auf seiner Stirn ein
senkrechter Strich gezogen, der lange haftenbleibt. Vergeht das Zeichen, ehe die Frist
der Unfreiheit abgelaufen ist, so wird es erneuert. Mancher Tropf, der es mit dem
Wetten zu weit treibe, bleibt jahrelang in Unfreiheit, und das Zeichen der Sklaverei frißt
sich für immer in seine Haut ein.
Selbst der mürrische Urfin mußte schmunzeln, als er diese Einzelheiten aus dem Leben
der Springer hörte. Sie bestärkten ihn in der Überzeugung, daß er sich diese albernen
Menschen leicht unterwerfen würde.
Eot Ling schloß jedoch seinen Bericht mit eirrer Warnung:
„Die Marranen sind gefährliche Leute, Herr! Sie sind jähzornig und lassen sich leicht zu
‘Tätlichkeiten hinreißen. Wenn einer von ihnen sich betrogen oder gekränkt fühlt, fängt
er eine Schlägerei an, bei der er weder sich noch den Gegner schont.”
„Schon gut, mein treuer Diener. Das sind sehr wertvolle Auskünfte”, sagte Urfin. „Aus
den Marranen werden sich gute Krieger machen lassen, freilich nicht mit Gewalt,
sondern mit Schlauheit. Ich weiß, was ich zu tun habe.”
Urfin ging auf den Hinterhof, goß Wasser und Krappwurzelsaft in einen Kessel und
zündete darunter ein Feuer an. Mit der Lösung wollte er seinen besten Anzug rot färben.
Damit begann er die Vorbereitungen zu seinem riskanten Unternehmen.
EINE UNGEWÖHNLICHE ERSCHEINUNG
    Urfin Juice war davon überzeugt, daß die Vorsehung ihm Karfax eigens geschickt habe,
um ihm, Urfin, bei der Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne zu helfen. Er beschloß,
in einer mondlosen Nacht, von zuckenden Flammen umgeben, mit dem Riesenvogel zu
den Marranen hinabzusteigen, die bei diesem Wunder erbeben und ihn für einen Gott
halten würden.
Der Ausgestoßene traf Vorbereitungen zum Verlassen der Heimat, der er schon lange
überdrüssig war, Karfax war mittlerweile mit dem Clown mehrmals in das Land der
Marranen geflogen, wo Eot Ling nachts das Tischlerwerkzeug und die
allernotwendigsten Haushaltsgeräte versteckte. Dann brachte der Adler auch den Bären
dorthin. Der Bär, sagte sich Urfin, dem Pfeile und Lanzen nichts anhaben können und
der weder Schlaf noch Essen braucht, würde ihm ein zuverlässiger Beschützer sein
inmitten der starken und gefährlichen Springer, seiner zukünftigen Untertanen. Wichtig
war auch, daß die Springer, in deren Land es keine Bären gab, Meister Petz für ein
Wunder halten mußten.
Bei der Abreise schloß Urfin sein Haus nicht ab, wie das letztemal, sondern legte
trocknes Laub und
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