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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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Ling über die Berge getragen und an einem verlassenen Ort
abgesetzt habe. Dort würde der Clown ihn in zehn Tagen erwarten.
Diese zehn Tage kamen Urfin wie eine Ewigkeit vor. Als sie um waren, flog Karfax
wieder nach dem Westen und kehrte mit dem Clown zurück, der unversehrt war und
recht zufrieden aussah. Eot Ling zog das lästige Kaninchenfellkleid aus und warf
seinem Herrn einen vielsagenden Blick zu. Urfin verstand, daß er mit ihm unter vier
Augen sprechen wolle, und trug ihn in das Haus.
Als sie allein waren, rief Eot Ling fröhlich: „Diese Dummköpfe! Ach, Herr, wüßtest du,
wie einfältig sie sind. Freilich können sie auch gefährlich sein, und man muß sich
deshalb vor ihnen in acht nehmen”, fügte er hinzu.
„Na, erzähl schon!” brummte Juice ungeduldig.
Der Clown begann zu erzählen, was er in den zehn Tagen seines Aufenthaltes im Lande
der Marranen gesehen und gehört hatte.
LEBEN UND SITTEN DER SPRINGER
    Eot Ling hatte vieles ausgekundschaftet. In seinem grauen Kleid, das ihn einer großen
Ratte ähnlich machte, war er um die Dörfer gestrichen und in Häuser eingedrungen,
hatte gelauert und gehorcht, Nur einmal erwischte ihn ein Junge (Kinder passen
gewöhnlich schärfer auf als Erwachsene), doch der Clown biß ihn so stark in den
Finger, daß der Kleine vor Schmerz aufschrie und ihn losließ.
Eot Ling erzählte: Das Volk der Springer sei zahlreich, es besitze allein an erwachsenen
Männern mehrere Tausend. Bei dieser Nachricht nickte Urfin freudig mit dem Kopf:
,Aus ihnen wird eine starke Armee`, dachte er bei sich.
Das Land der Springer liege in einer runden Ebene, die von steilen Bergen umgeben sei,
fuhr der Clown fort, welche das Tal gegen Winde schützen. Tags sei es dort immer
warm, nachts aber kalt. Die Einwohner bauen keine Häuser, dazu fehle es ihnen an
Geschick. Sie leben in Strohhütten oder begnügen sich einfach mit Strohdächer, die auf
Pfählen ruhen, und kleiden sich leicht. Die Männer tragen lange Hosen und ärmellose
Röcke, die Frauen kurze Kleider. Bei den Schwätzern, den Untertanen Stellas, tauschen,
die Marranen Edelsteine, die sie in den Bergen gewinnen, gegen Kleider, Äxte, Messer
und Spaten.
Die Marranen seien klein von Wuchs, aber gedrungen, haben große Köpfe, lange, starke
Arme mit mächtigen Fäusten und sehr kräftige Beine, die sie befähigen, gewaltige
Sprünge zu machen. Deshalb nennen die Einwohner der Nachbarländer sie auch
Springer. Allerdings mögen die Marranen diesen Namen nicht. Ihr Herrscher sei Fürst
Torm…
„Wohl ein ehrwürdiger Greis mit einem langen, grauen Bart?” unterbrach Urfin seinen
Diener.
„Nein, Herr”, entgegnete Eot Ling. „Diese Leute tragen keine Bärte, nicht einmal
Schnauzbärte. Das Haar im Gesicht ist ihnen lästig, und sie befreien sich davon auf eine
merkwürdige Art. In ihrem Land gibt es eine Quelle, die von ätzendem braunen
Schlamm umgeben ist. Wenn einem Marranenjüngling der Bart zu wachsen beginnt,
begibt er sich zu dieser Quelle, schmiert das Gesicht mit Schlamm ein und läßt es in der
Sonne trocknen. Nach einigen Stunden fällt die Schlammkruste stückweise ab und
nimmt für immer die Haare mit. Nach dieser Operation wird der Jüngling von seinen
Angehörigen mit Liedern und Tänzen empfangen, Erst dann erhält er die Bürgerrechte
und darf heiraten.” „Wirklich merkwürdig”, murmelte Urfin.
Eot Ling setzte seinen Bericht fort.
Im Land der Marranen gebe es oft Gewitter. In den zehn Tagen seines dortigen
Aufenthaltes hatten sich zwei Gewitter entladen.
Die Gewitter im Springerland seien schrecklich. Ununterbrochen blitze und donnere es.
Das Krachen des Donners, von den Hängen zurückgeworfen, vermische sich mit dem
eigenen Echo zu einem ohrenbetäubenden Getöse. Dabei gieße es in Strömen. Die
Blitze schlagen oft in die Strohhütten ein und setzen sie in Brand, Dann stürzen die
Einwohner hinaus und blicken mit schreckgeweiteten Augen in die lodernden Flammen,
die sie nicht zu löschen wagen, da sie das Feuer für eine strafende Gottheit halten, vor
der sie sich verneigen. Es sei noch keinem Marranen eingefallen, das Feuer in seinem
bescheidenen Haushalt zu nutzen.
,Großartig`, dachte Urfin. Damit läßt sich allerhand anfangen!’
In der Mitte des Tals liege ein großer, aber seichter See, auf dem üppig Schilfrohr
wachse, fuhr Eot Ling fort. Im Schilf hausen unzählige Enten. Nach der Brutzeit,
solange die Entenjungen noch nicht fliegen können,
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