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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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TODTSTELTZERS
ERBE
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Thomas Schichtel
     
    LÜBBE TASCHENBUCH
Band 23 275
1. Auflage: September 2004
Vollständige Taschenbuchausgabe
Bastei Lübbe Taschenbücher
ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Deathstalker Legacy
© 2003 by Simon R. Green
    © für die deutschsprachige Ausgabe 2004 by
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
Scan by Pactys 05/2008
    Lektorat: Uwe Voehl/Stefan Bauer
Titelillustration: Jim Bums/Agentur Schluck
Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg
Satz: Fanslau, Communication/EDV, Düsseldorf
Druck und Verarbeitung: Maury Imprimeur, Frankreich
Printed in France
ISBN 3-404-23275-5
Letzte Nacht habe ich von Owen Todtsteltzer ge
träumt.
    Er schritt langsam durch die leeren Steinkorridore
seines alten Familiensitzes, der Todtsteltzer-Burg auf
Virimonde. Er war groß und langgliedrig mit dunk
lem Haar und noch dunkleren Augen, und er bewegte
sich mit der stillen Eleganz, die aus langer Ausbil
dung in den Kriegskünsten resultierte. Ich hatte den
Eindruck, er müsste ewig weitergehen, um nach
Hause zu kommen. Seine Kleidung war zerrissen und
blutig, und darüber trug er einen mächtigen Pelzum
hang. Er wirkte müde und abgespannt, der Blick ge
hetzt und voll stiller Traurigkeit. Seine Schritte wa
ren völlig lautlos, während er langsam über die ural
ten Fliesen schritt, aber schließlich war er auch ein
toter Mann, der da durch eine Burg wanderte, die seit
Jahrhunderten nicht mehr existierte.
    Er trug ein Schwert an der Hüfte und eine Pistole
an der anderen, obwohl er sich stets als Gelehrter
verstanden hatte, der fast widerwillig zum Krieger
geworden war. Weil er gebraucht wurde. Weil nie
mand sonst verfügbar war. Ein Mann des Friedens
und der Vernunft, dazu bestimmt und verdammt, in
einem Krieg nach dem anderen zu kämpfen – der um
Gerechtigkeit für alle stritt und so wenig von sich
selbst wusste. Für ihn waren sie nicht bestimmt, die
einfachen Freuden und der einfache Trost, wie ihn
Heim und Herd und Familie boten, wie ihn Kinder
und Enkel und der Frieden des Herzens boten. Owen
war ein Held, und so war er allein und viel zu jung
gestorben, weit von allen Freunden entfernt, um die
ganze Menschheit zu retten.
    Er stürzte die Imperatorin Löwenstein, vernichtete
ihr böses und korruptes System und ersetzte es durch
die Saat dessen, was sich schließlich als ein goldenes
Zeitalter erweisen sollte. Er schenkte dem gesamten
Volk des Imperiums zum ersten Mal Hoffnung und
Freiheit und lebte dann nicht lange genug, um es
selbst auch nur in Ansätzen zu erleben. Das Todt
steltzer Glück, hätte er selbst ironisch und ohne Kla
ge gesagt. Immer nur Pech. Das Schicksal ist ein kal
tes und herzloses Ungeheuer und macht sich nichts
aus den Bauern, die es opfert.
    Im Traum sah ich, wie er ein großartig ausgestatte
tes Gemach betrat, das seit mehr als zweihundert
Jahren nicht mehr existierte, und ich sah ihn dort sei
ne alten Freunde und Gefährten begrüßen. Hazel
D’Ark, die Expiratin und Exklonpascherin, die einzi
ge große Liebe in Owens Leben. Jakob Ohnesorg,
der Berufsrevolutionär. Ruby Reise, die Kopfgeldjä
gerin, die nie eine Herausforderung ausschlagen
konnte. Und der Hadenmann Tobias Mond, der so
hart darum kämpfte, Mensch zu sein. Sie alle fassten
sich an den Händen und drückten einander, schlugen
sich gegenseitig auf den Rücken und die Schulter
und waren so glücklich, wieder zusammen zu sein.
Trotz der Unterschiede zwischen ihnen waren sie
immer Freunde geblieben.
    Fünf Gespenster der Menschen, die sie einst wa
ren, in den Gedächtnisbildern einer Burg, die nicht
mehr steht. Sie lachten gemeinsam, aber ich konnte
es nicht hören.
    Alles dahin, lange dahin. Tot und vergangen, diese
zweihundert Jahre.
Ich vermisse sie so sehr!
Im Traum rief ich nach ihnen, und Owen wandte
sich um und sah mich an. Ich versuchte ihn zu war
nen vor dem Schrecken, der noch kommt, aber er
hörte mich nicht. Zu viele Jahre trennten uns. Jahre
und mehr als nur Jahre.
Wie ich hier sitze und diese Worte niederschreibe,
gebeugt unter der Last der Erinnerung, fällt es mir
schwer, mich Owens so zu entsinnen, wie er wirklich
war. Des Mannes, nicht des Mythos. Des Helden,
nicht der Legende.
    Letzte Nacht habe ich von Owen Todtsteltzer ge
träumt und von den Dingen, die waren; und ich
wünschte mir, ja, ich wünschte mir so sehr,
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