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Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
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Eroberungen. Wozu sollten sie auch mit Tornistern auf den Rücken und
schweren Keulen in den Händen auf staubigen Straßen marschieren?
Um die Kampfeslust der Soldaten wieder anzustacheln, mußte man ihnen neue große
Ziele zeigen, Ziele, um derentwillen diese leichtgläubigen Menschen alle
Annehmlichkeiten aufgeben würden. Dazu dachte sich Urfin erneut einen schlauen Plan
aus.
Er ging zum eingesperrten Veres und sagte zu ihm: „Morgen werde ich meine Soldaten
versammeln und zu ihnen sprechen. Selbst wenn es dir scheinen sollte, daß das, was ich
sage, nicht ganz der Wahrheit entspricht, hast du jedes meiner Worte unter Eid zu
bekräftigen. Sonst lasse ich dich im Ofen verbrennen!”
Das eingeschüchterte Holzmännchen versprach, alles zu tun, was von ihm verlangt
werde.
Über die ganze Smaragdeninsel und ihre Umgebung verbreitete sich das Gerücht, daß
der Große Urfin (Juice nannte sich jetzt nicht mehr Feuergott) seiner Armee eine
ungewöhnliche Mitteilung machen werde. Sie gehe alle Soldaten an, und wer nicht
erscheine, werde es zu bereuen haben.
Zur festgesetzten Stunde versammelten sich die Marranen auf einer großen Wiese vor
der Smaragdeninsel. Urfin begleiteten Meister Petz und der Holzbote Veres. Als er die
hohe Tribüne bestieg, drückte sein Gesicht tiefen Gram aus. Er schwieg zunächst, um
die Neugier der Anwesenden anzufachen, und begann dann mit dröhnender Stimme:
„Weh, weh! Oh, meine heißgeliebten Marranen, ich muß euch etwas Schreckliches
mitteilen!” Bei diesen Worten ging ein Schauer durch die Reihen der Zuhörer.. „Wisset,
meine Lieben, daß der Führer des Trupps, den ich im Violetten Lande zurückgelassen
habe, gefallen ist! Er ist tot, unser tapferer Bois, der Meister im Springen und
unübertroffene Faustkämpfer! Friede seiner Asche!”
Die Menge wartete stumm, was folgen werde. Viele fragten sich: Hat uns Urfin
vielleicht deshalb versammelt, um uns vom Tod nur eines Springers zu
benachrichtigen?` Urfin, ein gewandter Redner, fuhr im gleichen Ton fort:
„Das ist noch nicht alles! Mit Bois ist der ganze Trupp umgekommen, fünfzig Helden,
die das eroberte Land in Botmäßigkeit halten sollten! Sie sind bis auf den letzten Mann
erschlagen worden von den Zwinkerern, den Verrätern! Man hat sie aus dem Hinterhalt
ermordet!”
Diese Nachricht machte einen starken Eindruck. Viele
Soldaten, die in Bois’ Truppen Verwandte und Freunde hatten, schüttelten die Fäuste
und stießen Drohungen aus.
„Aber auch das ist noch nicht alles, meine heißgeliebten Marranen! Die blutrünstigen
Zwinkerer haben die Leichen
der Ermordeten geschändet und sie den Schweinen zum
Fraße vorgeworfen!”
Die Menge raste. Nur einer fand sich, der zu fragen wagte:
„Vielleicht sind das nur Gerüchte?”
„Nur Gerüchte? O nein!” entgegnete Urfin und hob Veres zu sich auf die Tribüne
empor. „Da ist ein Zeuge, mein Bote Veres - er kommt gerade aus dem Lande der
Zwinkerer. Sprich, Veres!”
Veres stammelte:
„Was der Große Urfin sagt, ist die reinste Wahrheit!” Etwa zur gleichen Stunde hatte
Ann den Zauberfernseher eingeschaltet, um nachzusehen, was Urfin trieb. Das tat sie
jeden Tag um die Mittagszeit. Vor dem Bildschirm versammelten sich gewöhnlich Tim,
der Scheuch, der Holzfäller und alle anderen Freunde.
Was sie jetzt sahen und hörten, ließ sie vor Zorn erbeben.
Die Marranen gebärdeten sich wie die Wilden. Mit einer Handbewegung stellte Urfin
die Ruhe wieder her und wandte sich erneut an den Boten:
„Was hast du außerdem noch gehört? Sprich, mein guter Veres, hab keine Angst!”
„Ich habe gehört, mein Herr und Gebieter”, sagte Veres mit zitternder Stimme, „daß die
Zwinkerer das Land der Marranen mit Krieg überziehen wollen, um dort alle Greise,
Frauen und Kinder zu töten…”
Veres sprach, wie Urfin ihn gelehrt hatte.
„Wir wollen Rache, Rache!” brüllten die Marranen.
Ihr Gebrüll drang weit über den Platz hinaus und erschütterte die Luft. Die
wutverzerrten Gesichter und die geballten Fäuste waren schrecklich anzusehen. Mit
einem hinterlistigen Lächeln beobachtete Urfin die Szene.
Voller Zorn blickten der Scheuch und seine Freunde auf den Bildschirm. Ein jeder von
ihnen würde, hätte er die Möglichkeit, auf die Tribüne springen, den gemeinen Lügner
an der Brust packen und ihn schütteln, bis er die Wahrheit sagte!
Die Komödie ging mittlerweile weiter. In einer schwungvollen Ansprache - Urfin
konnte sehr beredsam sein - forderte er
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