Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuergott der Marranen

Der Feuergott der Marranen

Titel: Der Feuergott der Marranen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
die Marranen auf, ihre Brüder zu rächen und das
Volk der Springer vor dem Untergang zu bewahren. Er rief die Verwandtschaftsgefühle
der Marranen an, die, obwohl ein kriegerisches Volk, ihre alten Eltern, ihre Frauen und
Kinder sehr liebten.
Die Armee erklärte sich bis auf den letzten Mann bereit, ins Feld zu ziehen. Selbst
diejenigen, die erst kürzlich geheiratet hatten, wollten nicht zurückbleiben. Nur mit
großer Mühe konnte Urfin eine Kompanie überreden, auf der Insel zu bleiben, um die
Macht des Königs hier zu schützen.
„Wir werden uns auf den Überfall des Feindes vorbereiten müssen”, bemerkte der
Scheuch finster, als der Bildschirm erlosch.
Nach der Gefangenschaft wurde der Scheuch, wie man leicht verstehen wird, erneut
zum Herrscher des Smaragdenlandes ausgerufen. Kaggi-Karr trat ihm ihre Vollmachten
ab und beglückwünschte ihn zur Wiedereinsetzung in das hohe Amt.
Der Scheuch dankte ihr gerührt für die unschätzbaren Dienste, die sie dem Land in der
Zeit seiner Abwesenheit erwiesen hatte.
Seine Stimme bebte, als er die Großtaten der Krähe aufzählte.
„Ich stifte den Orden des Goldenen Zweiges`, sagte er, „und als erste soll ihn unsere
liebe und hochverehrte Kaggi-Karr bekommen. Sobald wir Urfin besiegt haben, werden
die besten Juweliere des Landes den Orden prägen und ihn mit den schönsten
Diamanten besetzen, damit er auf dem Haupt unserer lieben Freundin erstrahle.”
Kaggi-Karr war über diese Worte so gerührt, daß zwei Tränen aus ihren schwarzen
Äuglein kollerten. „Außerdem”, fuhr der Scheuch fort, „verspreche ich im Namen der
Bewohner der Smaragdeninsel, daß in Erinnerung an die Verdienste Kaggi-Karrs einer
jeden Krähe in unserer Stadt herzlichste Gastfreundschaft zuteil werden soll!”
Dieses Versprechen wird auf der Smaragdeninsel bis auf den heutigen Tag gehalten.
DAS ENDSPIEL
    Urfins Armee bewegte sich schnell auf das Violette Land zu. Die Marranen wichen kein
einziges Mal vom Wege ab und machten keine Abstecher auf die naheliegenden
Farmen, denn sie wollten so schnell wie möglich ihre gefallenen Kameraden rächen und
einen Überfall des Feindes auf ihre Heimat vereiteln.
In den Kolonnen wurde weder gesprochen noch gesungen. Die Gesichter der Soldaten
waren grimmig. Um die kriegerische Stimmung aufrechtzuerhalten und es zu vermeiden, daß die Marranen die Wahrheit erfuhren, hatte Urfin folgenden Befehl ausgegeben.
„Mit dem Feind wird nicht verhandelt! Was euch im Wege steht, wird zerschlagen und
zertrümmert! Jeder Feind wird erbarmungslos getötet!”
Eot Ling, der wie eine Ratte unter den von Haß geblendeten Marranen schnüffelte,
konnte seinem Herrn jeden Abend hoffnungsvolle Meldungen machen:
„Die Soldaten kochen vor Wut. Die werden alles kurz und klein schlagen. Sie drohen,
für jeden Gefallenen hundert Feinde umzulegen!”
Urfin rieb sich die Hände. Nach dem Sieg über die Zwinkerer wollte er mit seiner
ganzen Streitmacht gen Westen ziehen und sich die Erzgräber und Käuer unterwerfen.
Ich werde schon ein Mittel finden, den Drachen und Sechsfüßern beizukommen. Wehe
dem, der es wagen sollte, sich mir in den Weg zu stellen!` dachte er.
In der Ferne zeigten sich die violetten Türme des Palastes, der vor unvordenklichen
Zeiten erbaut worden war und viele Male den Besitzer gewechselt hatte. Als Bastinda
sich des Palastes bemächtigte, ließ sie ihn mit einer Mauer umgeben, die ein eisernes
Tor hatte, das immer verschlossen war. Den Schlüssel pflegte sie tagsüber in der Tasche
zu tragen und nachts unter ihr Kissen zu legen.
Als der Eiserne Holzfäller die Herrschaft im Violetten Lande übernahm, befahl er, vor
allem die Mauer zu schleifen und einen Park um den Palast anzupflanzen. Der Mann
mit dem liebevollen Herzen brauchte seine Untertanen nicht zu fürchten. Der
Außenschmuck des Palastes und der Anstrich wurden unter seiner Herrschaft sorgfältig
gepflegt, und als die Marranen dieses schöne und friedliche Bauwerk sahen, mußten sie
sich fragen: Wie konnten nur seine Bewohner die schändlichen Missetaten begehen, von
denen man uns erzählt hat?
Urfin ließ seinen Soldaten jedoch keine Zeit zum Nachdenken.
„Vorwärts, marsch, marsch!” kommandierte er. „Gepäck am Straßenrand ablegen!
Ausschwärmen und angreifen!” Einer Lawine gleich, wälzte sich die Armee auf den
Palast zu. Doch plötzlich verlangsamte sich ihr Schritt, die Reihen stockten..
Das hatte zwei Ursachen.
Die erste war ein tiefer Graben,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher