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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man
Autoren: Jeffery Deaver
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sich sicher, Officer Sachs?«, fragte der Captain.
    »Absolut.«
    »Was würden Sie empfehlen?«
    »Beschlagnahmen Sie das Zeug, jagen Sie dem Verdächtigen eine Höllenangst ein, und reichen Sie Autokennzeichen und Personalien ans Rauschgiftdezernat weiter«, sagte Amelia und sah die Polizistin an. »Und Sie sollten lieber Ihre Kenntnisse auffrischen, damit die nächste Durchsuchung korrekt verläuft.«
    Die Frau wollte sich rechtfertigen, aber Sachs achtete nicht mehr auf sie, sondern ließ den Blick über den leeren Parkplatz schweifen, wo der Wagen bei dem Müllcontainer stand. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Officer…«, setzte der Captain an.
    Amelia ignorierte ihn. »Es waren insgesamt
drei
Täter?«, fragte sie Wilkins.
    »Genau.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das hat der Juwelier gemeldet, den sie überfallen haben.«
    Amelia trat vor und zog ihre Glock. »Dann sehen Sie sich mal genau den Fluchtwagen an«, rief sie.
    »Mein Gott«, sagte Wilkins.
    Alle
Türen standen offen. Also waren
vier
Personen ausgestiegen.
    Sachs ging in die Hocke, musterte das Gelände und richtete ihre Waffe auf das einzig mögliche Versteck im näheren Umkreis: eine kurze Sackgasse hinter dem Müllcontainer.
    »Achtung!«, schrie sie, fast noch bevor sie die Bewegung sah.
    Alle wirbelten herum, während ein hoch gewachsener Mann mit einer Schrotflinte aus der Nische stürmte und zur Straße laufen wollte.
    Amelia visierte sofort sein T-Shirt an. »Waffe fallen lassen!«, befahl sie.
    Er zögerte kurz, grinste dann und wollte das Gewehr auf die Beamten richten.
    Sachs reagierte sofort. »Peng, peng«, rief sie fröhlich. »Sie sind tot.«
    Der Mann hielt lachend inne und schüttelte bewundernd den Kopf. »Verdammt gut. Ich dachte, ich hätte es geschafft.« Er legte sich den abgesägten Lauf der Waffe über die Schulter und schlenderte zu den Beamtenkollegen neben dem Haus. Der andere »Täter«, der im Wagen gesessen hatte, drehte sich um, damit man ihm die Handschellen abnehmen konnte. Wilkins befreite ihn.
    Die »Geisel«, verkörpert von einer vollkommen unschwangeren Beamtin mexikanischer Abstammung, die Sachs schon seit Jahren kannte, gesellte sich ebenfalls hinzu und klopfte Amelia auf die Schulter. »Gute Arbeit. Danke, dass du meinen Hintern gerettet hast.«
    Sachs blieb ernst und verbarg ihre Zufriedenheit. Sie fühlte sich wie eine Studentin, die soeben eine wichtige Prüfung bestanden hatte.
    Was genau genommen auch den Tatsachen entsprach.
    Amelia Sachs verfolgte ein neues Ziel. Herman, ihr Vater, war zeit seines Lebens ein Streifenbeamter der Patrol Services Division gewesen. Sachs besaß mittlerweile den gleichen Rang, war eigentlich zufrieden damit und hätte normalerweise erst in einigen Jahren eine Beförderung angestrebt. Dann ereigneten sich die Anschläge des 11. September 2001, und in Amelia erwachte der Wunsch, mehr für ihre Heimatstadt zu tun. Also reichte sie die notwendigen Anträge ein und bewarb sich für eine Laufbahn als Detective Sergeant.
    Die Detectives des New York Police Department konnten auf eine einzigartige Geschichte verweisen und standen in der Tradition des zähen, brillanten Inspector Thomas Byrnes, der in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts zum Leiter des neu eingerichteten Detective Bureaus ernannt wurde. Zu seinen Methoden gehörten Drohungen und Schläge genauso wie scharfsinnige Schlussfolgerungen – so ließ er beispielsweise einen großen Einbrecherring auffliegen, indem er eine winzige Faser zurückverfolgte, die man an einem der Tatorte gefunden hatte. Unter Byrnes’ eindrucksvoller Führung wurden die Detectives bald als die »Unsterblichen« bekannt und sorgten für einen dramatischen Rückgang der Verbrechensrate, obwohl es in der Stadt damals ebenso turbulent zuging wie im Wilden Westen.
    Officer Herman Sachs hatte Andenken aus dem Polizeialltag gesammelt und Amelia kurz vor seinem Tod einen seiner größten Schätze vermacht: ein zerfleddertes Notizbuch aus dem Besitz von Byrnes, versehen mit zahlreichen Einträgen zu diversen Ermittlungen. Als Sachs noch klein war – und ohne dass ihre Mutter davon erfuhr –, las ihr Vater häufig Passagen aus dem Buch vor, und dann dachten die beiden sich Geschichten dazu aus.
    12. Oktober 1883. Das andere Bein wurde gefunden! Slaggardys Kohlenbunker, Five Points. Rechnen nun mit Cotton Williams’ Geständnis.
    In Anbetracht seiner Reputation (und der für Polizeiverhältnisse guten Bezahlung) war es erstaunlich, dass
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