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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man
Autoren: Jeffery Deaver
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für Sie?«
    »Aber – bin ich denn nicht suspendiert?«
    »Suspendiert? Nein, Sie wurden zum Detective befördert. Hat man Sie denn nicht angerufen? O’Connor sollte Ihnen doch Bescheid geben. Oder sein Assistent oder sonst wer.«
    Dan O’Connor, der Leiter des Detective Bureau.
    »Niemand hat mich angerufen. Nur Ihre Sekretärin.«
    »Oh, nun gut. Eigentlich war das anders geplant.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich sagte doch, ich würde tun, was ich kann. Ich meine, seien wir ehrlich – ich hätte einer Suspendierung niemals zugestimmt. Wir können es uns gar nicht leisten, Sie zu verlieren.« Er zögerte und warf einen Blick auf die Papierflut. »Ganz davon abgesehen, was für ein Alptraum es geworden wäre, einen PBA-Prozess oder ein Schiedsgerichtsverfahren gegen Sie durchzufechten. Das hätte mir gerade noch gefehlt.«
    O ja, Sir, dachte sie, Sie hätten sich gewundert. Und wie.
    »Aber das Jahr? Sie haben doch von einem Jahr gesprochen.«
    »Ich habe die
Sergeant-Prüfung
gemeint. Sie dürfen sie erst im nächsten April zum zweiten Mal ablegen. So lauten die Vorschriften, und daran ließ sich leider nichts ändern. Aber ob wir Sie zum Detective Bureau versetzen, liegt in unserem eigenen Ermessen. Das konnte Ramos nicht verhindern. Sie werden Lon Sellitto unterstellt.«
    Amelia starrte das goldene Abzeichen an. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Sie könnten sagen: Vielen Dank, Captain Marlow, ich habe all diese Jahre bei der Streifenpolizei gern mit Ihnen zusammengearbeitet. Und ich bedauere, dass unsere Wege sich nun trennen.«
    »Ich…«
    »Das war ein Scherz, Officer. Trotz aller gegenteiligen Behauptungen habe ich
durchaus
Sinn für Humor. Ach, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, sind Sie Detective Third Grade.«
    »Ja, Sir.« Sie musste sich zwingen, vor lauter Erleichterung nicht zu grinsen. »Ich…«
    »Falls Sie irgendwann mal zum First Grade und Sergeant aufsteigen wollen, würde ich an Ihrer Stelle zukünftig sehr genau darüber nachdenken, wen ich an einem Tatort verhafte – oder
festhalten lasse
. Und auch wie ich mit wem rede, wo wir gerade beim Thema sind. Nur ein gut gemeinter Ratschlag.«
    »Ich werd’s mir merken, Sir.«
    »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Officer… ich meine,
Detective
. Mir bleiben nur noch ungefähr fünf Minuten, um alles Notwendige über Versicherungen zu lernen.«
    Draußen auf der Centre Street umrundete Amelia Sachs ihren Camaro und untersuchte die Front- und Seitenschäden, die durch den Zusammenprall mit Loessers Mazda in Harlem entstanden waren.
    Es würde einiges an Arbeit erfordern, das arme Gefährt wieder auf Vordermann zu bringen.
    Autos waren Amelias Leidenschaft, und so kannte sie natürlich sowohl die Platzierung als auch Kopfform, Länge und Drehmoment sämtlicher Schrauben und Muttern des Fahrzeugs. Und vermutlich hatte sie in ihrer Brooklyner Garage alle Schraubenschlüssel, Hämmer, Schleifer und anderen Werkzeuge, die benötigt wurden, um den Großteil des Schadens eigenhändig zu beheben.
    Doch Sachs hatte keinen Spaß an Karosseriearbeiten. Sie fand sie langweilig – genauso langweilig wie einst die Arbeit als Mannequin oder die Abende, an denen sie mit gut aussehenden, großspurigen Schwachköpfen ausgegangen war. Sie wollte nicht anfangen zu psychologisieren, aber vielleicht gab es da etwas in ihr, das dem rein Optischen und Oberflächlichen misstraute. Für Amelia Sachs war das Wesentliche eines Wagens sein Herzstück, seine Seele, sein Temperament: der wilde Trommelschlag der Pleuel und Kolben, das Heulen der Treibriemen, das perfekt abgestimmte Schaltgetriebe, das eine Tonne Metall, Leder und Kunststoff in reine Geschwindigkeit verwandelte.
    Sie beschloss, den Camaro zu einer Werkstatt in Astoria, Queens, zu bringen, die sie bereits aus Erfahrung kannte. Die Mechaniker dort waren talentiert, mehr oder weniger aufrichtig und voller Verehrung für einen hochgezüchteten Sportwagen wie diesen.
    Sie setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an, dessen tiefes Blubbern dazu führte, dass ein halbes Dutzend Cops, Anwälte und Geschäftsleute sich fast die Hälse verrenkten. Als sie vom Polizeiparkplatz auf die Straße einbog, traf sie noch eine Entscheidung. Vor einigen Jahren war nach einer ausgedehnten Rostbehandlung eine Neulackierung des von Werk aus schwarzen Wagens fällig gewesen. Damals hatte sie aus einer Laune heraus ein leuchtendes Gelb gewählt. Wieso auch nicht? Sollte es nicht jedem freigestellt sein, bei
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