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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man
Autoren: Jeffery Deaver
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sagte Rhyme. »Roland, gehen Sie doch bitte zur Tafel. Ich werde es euch gleich aufzeigen.«
    »
Kara
hat Beweise gefälscht?«, fragte Sachs erstaunt.
    »Oh, allerdings. Und sie hat sich dabei verflucht geschickt angestellt. Schon beim ersten Mal, noch
bevor
du sie hergebracht hast. Du hast erzählt,
sie
habe dir signalisiert, sich mit ihr in diesem Café zu treffen. Das war von Anfang an geplant.«
    Bell stand an der Tafel und deutete auf die von Rhyme bezeichneten Einträge, während der Kriminalist erläuterte, auf welche Weise Kara sie hereingelegt hatte.
    »Da ist ein Streifenwagen gekommen«, rief Thom kurz darauf aus dem Flur.
    »Bring die Beamten herein«, sagte Rhyme.
    Eine Polizistin betrat das Zimmer und gesellte sich zu Sachs, Bell und Kadesky. Sie trug eine modische Brille und schaute sich neugierig um. Dann nickte sie Rhyme zu und wandte sich an Bell. »Sie wollen jemanden abtransportieren lassen, Detective?«, fragte sie mit spanischem Akzent.
    Bell wies auf die Zimmerecke. »Die Frau da drüben. Ihre Rechte kennt sie bereits.«
    Die Beamtin warf einen Blick auf Kara, die bäuchlings und reglos dalag. »Okay, ich nehme sie gleich mit.« Sie zögerte. »Aber vorher möchte ich eine Frage stellen.«
    »Eine Frage?« Rhyme runzelte die Stirn.
    »Was soll das, Officer?«, fragte Bell.
    Sie ignorierte den Detective und musterte Kadesky von oben bis unten. »Können Sie sich ausweisen, Sir?«
    »Ich?«, fragte der Produzent.
    »Ja, Sir. Bitte zeigen Sie mir Ihren Führerschein.«
    »Schon
wieder
? Das hatten wir doch erst neulich.«
    »Sir, bitte.«
    Verärgert griff der Mann nach hinten und zog seine Brieftasche aus der Hose.
    Nur war es leider nicht seine Brieftasche.
    Verdutzt starrte er eine abgenutzte schwarz-weiß gestreifte Geldbörse an. »Moment mal, ich… Ich weiß nicht, wie die in meine Tasche kommt.«
    »Die gehört nicht Ihnen?«, fragte die Polizistin.
    »Nein«, sagte er verwirrt und klopfte sämtliche Taschen ab. »Ich weiß wirklich nicht…«
    »Sehen Sie, genau das habe ich befürchtet«, sagte die Beamtin. »Es tut mir Leid, Sir. Ich verhafte Sie wegen Diebstahls. Sie haben das Recht zu schweigen…«
    »Das ist doch Blödsinn«, murmelte Kadesky. »Es muss ein Irrtum vorliegen.« Er klappte die Geldbörse auf und schaute hinein. Dann lachte er verblüfft und hielt den Führerschein hoch, so dass alle ihn sehen konnten. Es war der von Kara.
    Ein Zettel mit einer Notiz fiel zu Boden. Kadesky hob ihn auf. »Da steht ›Erwischt‹«, sagte er, kniff die Augen zusammen und sah sich erst die Polizistin und dann den Führerschein genauer an. »He, sind
Sie
das etwa?«
    Die »Beamtin« lachte und nahm die Brille, die Dienstmütze und die brünette Perücke ab. Darunter kam wieder das kurze rötliche Haar zum Vorschein. Mit einem Handtuch, das der nun heftig kichernde Roland Bell ihr reichte, wischte sie sich den dunklen Teint vom Gesicht, zog die dichten Augenbrauen ab und entfernte die falschen roten Fingernägel, die auf ihrem glänzenden schwarzen Nagellack klebten. Dann nahm sie dem erstaunten Edward Kadesky ihre Geldbörse ab und gab ihm seine Brieftasche zurück, die sie entwendet hatte, als sie bei dem angeblichen Fluchtversuch zwischen ihm und Sachs hindurchgeschlüpft war.
    Sachs schüttelte fassungslos den Kopf und bekam kein Wort über die Lippen. Sie und Kadesky starrten beide auf die Person, die in der Ecke am Boden lag.
    Die junge Illusionistin ging hin und hob die Vorrichtung auf, ein federleichtes Gestell in Form einer auf dem Bauch liegenden Person. Am Kopfende ragte kurzes rötlich lilafarbenes Haar hervor, und die Kleidung ähnelte der Jeans und der Windjacke, die Kara bei der Verhaftung getragen hatte. Die Arme des Gestells endeten in zwei Latexhänden, die mit Bells Handschellen gefesselt waren. Kara hatte sich daraus befreit und sie der Puppe angelegt.
    »Es ist ein Falsum«, verkündete Rhyme nun mit Blick auf die Attrappe. »Eine falsche Kara.«
    Als Sachs und die anderen sich umgedreht hatten – abgelenkt durch Rhymes Verweis auf die Wandtafel –, war Kara aus den Handschellen geschlüpft, hatte das Gestell entfaltet und war lautlos nach draußen geschlichen, um sich im Korridor umzuziehen.
    Nun klappte sie die Vorrichtung wieder auf die Größe eines kleinen Kissens zusammen – das vorhin unter ihrer Jacke gesteckt hatte. Aus der Nähe würde die Attrappe niemanden täuschen, aber dort im Schatten hatte keiner der Zuschauer den Unterschied registriert.
    Kadesky
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