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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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beim Arzt.«
    »Ich habe eben gehört, bei den Verkehrsbetrieben entlassen sie dreihundert Leute, deshalb hab ich beschlossen, den Termin abzusagen. Wenn diese Maßnahmen so rasch durchgesetzt werden, wie ich glaube, kann ich Sie doch nicht einfach hängen lassen.«
    »Und woher wussten Sie, dass ich nicht beim Mittagessen bin?«
    »Schon mal was von deduktivem Denken gehört? Ich dachte mir, wenn Sie wirklich bei uns bleiben wollen, werden Sie sicher in Ihrem Büro sein und sich die Haare raufen. Und Ihren roten Augen nach zu schließen, habe ich mich nicht getäuscht.«
    »Dafür, dass Sie aus einem so gutbürgerlichen Elternhaus stammen, sind Sie ganz schön clever.«
    »Alles, was es im Leben zu lernen gibt, kann man im örtlichen Einkaufszentrum lernen. Also, wie sieht es aus? Können wir los? Ich glaube, ich weiß, wie Sie Ihren Job behalten können.«
    »Tatsächlich?«
    »Nur werden wir das nie herausbekommen, wenn wir den ganzen Tag hier rumsitzen.«
    Sara warf Monaghans Rundschreiben in den Papierkorb. »Guff, es war wirklich sehr nett, Ihren Arzttermin abzusagen. Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Hören Sie, heute Morgen haben Sie mich wie einen Gleichgestellten behandelt, und das rechne ich Ihnen hoch an. Wenn man bedenkt, dass mich die meisten Frauen, die ich kennenlerne, in der Regel wie Dreck behandeln, hat das bereits genügt, um Sie für den Rest Ihres Lebens meiner unverbrüchlichen Treue zu versichern. Und jetzt kommen Sie endlich!«
    Sara folgte Guff zur Tür. »Wohin soll’s gehen?«
    »Ins Gerichtsgebäude, gleich gegenüber. Wenn Sie ein SBA bleiben wollen, müssen Sie sich einen Fall beschaffen.«

2
    Jared saß in seinem makellosen Büro und starrte sein hypermodernes Telefon an. »Mach schon, du blödes Ding – läute endlich!«
    »So funktioniert das nicht«, sagte seine Assistentin Kathleen, die mit einem Stapel Akten im Arm den Raum betrat. »Es läutet erst, wenn Sie es nicht mehr ansehen.« Obwohl ihr sommersprossiges Gesicht und ihr glattes hüftlanges Haar sie mindestens fünf Jahre jünger aussehen ließen, war Kathleen vor drei Wochen fünfunddreißig geworden. Angefangen hatte sie bei Wayne & Portnoy vor fast sieben Jahren, als eine Aversion gegen den Anblick von Blut sie ihre angestrebte Karriere als Krankenschwester zu überdenken gezwungen hatte. Die letzten vier Jahre hatte sie für Jared gearbeitet. Und obwohl Jared mit seinem Hang zu peinlicher Ordnung und straffer Organisation ein sehr anspruchsvoller Chef war, konnte sich Kathleen rühmen, sogar noch zwanghafter zu sein als er. In der Kanzlei kursierte der Spruch, Kathleens Ordnungssinn sei derart fanatisch, dass sie Staub in eine alphabetische Ordnung bringen könne. Einige glaubten, ihre Ergebenheit Jared gegenüber sei Ausdruck ihrer Manie, alles unter Kontrolle zu haben, während andere darin ein untrügliches Zeichen einer kleinen Schwäche für ihren Chef sahen.
    Jareds Büro spiegelte seinen persönlichen Geschmack wider, wie er auch zu Hause in seinem Wohnzimmer Ausdruck fand – gemütlich-elegant, ästhetisch und voll alter Kinoerinnerungsstücke. Seine Begeisterung für Pop-Artefakte hatte Jared während seines Geschichts- und Filmstudiums entdeckt, weshalb ihm seine Eltern zum Schulabschluss ein Original-Kinoplakat von Tote schlafen fest mit Humphrey Bogart geschenkt hatten. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Inzwischen zierten zwei gerahmte Kinoplakate die Wände seines Büros: eins des italienischen Klassikers Fahrraddiebe und eins der französischen Fassung von Woody Allans Manhattan. Auf dem Sideboard hinter seinem Mahagonischreibtisch stand ein alter Pokal aus der Zeit, als er dem Querfeldeinteam der Eliteuniversität Yale angehört hatte. Jared war schon immer eine Kämpfernatur gewesen, und so lange er zurückdenken konnte, ein begeisterter Langstreckenläufer. Schnelligkeit interessierte ihn nicht: Er war kein Sprinter. Seine Stärken waren die Ausdauer und die Art von Vorausplanung, die für Rennen über lange Distanzen erforderlich waren.
    Er hatte den Pokal in seinem ersten Collegejahr gewonnen, als er zu einem von der Universität Madrid veranstalteten internationalen Wettbewerb eingeladen worden war. Von den dreihundert amerikanischen Teilnehmern war Jared der Einzige gewesen, der Recherchen über den Streckenverlauf anstellte. Nach einigen geschickt platzierten Anrufen und einem Besuch in einem Reisebüro fand er heraus, dass die Stadtplaner in dem Versuch, die Sommerolympiade
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